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Bitcoin&Co: Goldgruben des 21. Jahrhunderts

Kryptowährungen haben sich innerhalb weniger Jahre von einer Randerscheinung zu einem heiß diskutierten Thema in der Finanzwelt entwickelt. Experten haben schon mehrfach das Ende von Bitcoin und Co. prophezeit, doch Kryptowährungen sind heute gefragter denn je: Zuletzt stieg der Wert eines Bitcoin auf über 4.000 Dollar. In nur 24 Monaten erlebten Anleger, die in Bitcoins engagiert sind, eine Verzehnfachung des Wertes!

BÖRSE am Sonntag

Kryptowährungen haben sich innerhalb weniger Jahre von einer Randerscheinung zu einem heiß diskutierten Thema in der Finanzwelt entwickelt. Experten haben schon mehrfach das Ende von Bitcoin und Co. prophezeit, doch Kryptowährungen sind heute gefragter denn je: Zuletzt stieg der Wert eines Bitcoin, auf über 4.000 Dollar. In nur 24 Monaten erlebten Anleger, die in Bitcoins engagiert sind, eine Verzehnfachung des Wertes!

Die bislang rund neunjährige Geschichte der digitalen Währungen verlief alles andere als geradlinig: Bedingt durch die nahezu vollständige Anonymität der Nutzer geriet Kryptogeld in den Verruf, Geldwäschern, Drogendealern und anderen organisierten Verbrechern eine Plattform zu bieten. Fehlende zentralisierte Regulierungen führten zudem zu extrem schwankenden Kursen. Doch auch wenn Experten schon mehrmals das Ende von Bitcoin und Co. prophezeiten, sind Kryptowährungen heute gefragt wie eh und je: Zuletzt stieg der Wert einer einzigen Einheit der bekanntesten digitalen Währung, Bitcoin, auf über 4.000 Dollar, ein 1.000-prozentiger Anstieg seit Beginn des Jahres, eine Verzehnfachung des Wertes!

Mining in Blockchains – Gold schürfen auf Graphik-Karten

Den Überblick bei Kryptowährungen zu behalten ist bisweilen schwierig. Doch eigentlich ist die Funktionsweise der digitalen Währungen gar nicht so komplex, wie es auf den ersten Blick erscheint. Der wohl wichtigste Bestandteil von Kryptowährungen ist die Blockchain, eine Art öffentliches Rechnungsbuch, in dem alle getätigten Transaktionen anonymisiert vermerkt werden. Wie das Wort Blockchain bereits vermuten lässt, handelt es sich dabei um eine Kette (engl. „chain“), die aus verschiedenen Blöcken besteht. Ein Block enthält alle Transaktionen, die noch nicht in den früheren Blöcken notiert wurden sind. Er entspricht somit in etwa einer Seite eines Rechnungsbuches und kann, wenn er einmal festgelegt wurde, nicht mehr entfernt oder geändert werden.

Diese kollektive Art der Buchführung ermöglicht es, sicherzustellen, dass niemals mehr als die bereits geschöpften Währungseinheiten in den Umlauf kommen und stellt durch ihre Transparenz ein relativ sicheres Mittel gegen Betrug dar. Wie viele Einheiten der jeweiligen Kryptowährung jeweils im Umlauf sind, hängt von der Art der Währung ab. Bei Bitcoin, der Kryptowährung mit der größten Marktkapitalisierung, sind bislang etwa 16 Millionen Einheiten im Umlauf, bei Monero, einer anderen beliebten Kryptowährung, knapp 15 Millionen. Wichtig zu beachten ist, dass es sich bei Kryptowährungen um ein endliches Gut handelt, also, dass nur eine gewisse Anzahl von Einheiten in den Umlauf gebracht werden. Bei Bitcoins werden das bis zum Jahr 2140 knapp 21 Millionen Einheiten sein.

Wie funktioniert ein Bitcoin?

Doch wie genau werden diese Einheiten erzeugt und welchen Wert haben sie? Anders als bei herkömmlichen Währungen, die von Zentralbanken auf Basis von Wertanlagen sowie Verschuldungen herausgegeben und reguliert werden, werden Kryptowährungen, wie Bitcoins, durch den so genannten Mining-Prozess erzeugt. Dieses Mining, also sinnbildlich „schürfen“ von neuen Währungseinheiten, besteht im Wesentlichen aus der Bereitstellung der Rechnerleistung zum Finden von neuen Blöcken. Dabei müssen mit der Zeit immer schwieriger werdende Rechenaufgaben von den Teilnehmern gelöst werden. Durch das Lösen dieser Aufgaben stellen die Nutzer gleichzeitig sicher, dass die getätigten Transaktionen verifiziert werden und dass Transaktionsdauer und –kosten nur ein Minimum dessen betragen, was eine normale Auslandsüberweisung kosten würde. Während es in der Anfangszeit der Kryptowährung noch möglich war, als Privatperson mit relativ niedrigem technologischen Aufwand neue Münzen digital zu schürfen, wird dafür mittlerweile aufgrund der immensen Schwierigkeit der Rechenaufgaben spezielles Equipment wie etwa Grafikkarten benötigt.

Es kommt außerdem häufig vor, dass sich Miner, um ihre Chancen der Blockfindung zu erhöhen, in speziellen, zum Teil aus mehreren Tausend Mitgliedern bestehenden, Mining-Pools zusammenschließen. Und entsprechend vergleicht Philipp Sandner, Professor an der Frankfurt School, den Bitcoin und seine Parallelwaährungen in der aktuellen Ausgave des Handelsblattes eher mit einem Edelmetall: „Das Wort Kryptowährung hat sich etabliert, aber es führt eigentlich in die falsche Richtung. In meinen Augen gibt es zwar Währungsansätze im Krypto-Bereich, aber beim Bitcoin trifft der Vergleich mit einem Rohstoff wie Gold besser die Realität. Schon allein, weil Gold auch knapp ist. Der Bitcoin ist eher digitales Gold als eine Art digitaler Dollar.“

Der bedeutende Unterschied zwischen den digitalen Goldschürfern des 21. Jahrhunderts und den traditionellen Goldsuchern der Vergangenheit: Bitcoins, Ripple und Co. haben, anders als richtiges Gold, nach ihrer Schürfung, zunächst keinen intrinsischen Eigenwert. Das bedeutet, dass sie immer nur so viel wert sind, wie jemand anders bereit ist dafür zu zahlen. Und das variiert stark: Je nach Tagesverfassung kann ein Bitcoin zwischen mehreren Tausend und wenigen Hundert Euro wert sein. Kurz gesagt, die Kurse sind extrem volatil. Jüngst sprach sich sogar Bundesbank-Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele gegen die Geldanlage in virtuellen Währungen aus. In einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ warnte er: „Aus unserer Sicht ist der Bitcoin kein geeignetes Medium, um Werte aufzubewahren. Das zeigt ein einfacher Blick auf die sehr schwankungsanfällige Kursentwicklung.“

Hoffen auf die 10.000-Dollar-Schwelle

Trotz der klaren Risiken, die Kryptowährungen als Geldanlage bergen, haben sich in den letzten Monaten immer mehr risikoaffine Anleger entschieden, in digitale Währungen zu investieren. Und das vielleicht aus gutem Grund: Roannie Moas, Analyst der Standpoint Research, gab Mitte August bekannt, dass er bis Ende 2017 mit einem Anstieg des Bitcoin-Kurses auf 7.500 US-Dollar rechne, ein Plus von über 70 Prozent gegenüber den 4.350 US-Dollar, mit denen der Kurs am Freitag schloss. Doch es geht noch euphorischer: Dave Chapman von Octagon Research Hongkong ist überzeugt, dass der Bitcoin noch binnen dieses Jahres die 10.000-Dollar-Marke knacken wird. Auch wenn diese Prognose vielleicht noch utopisch erscheint, scheinen also viele Experten zu meinen, dass es noch nicht zu spät ist, in Kryptowährungen zu investieren.

Doch wie genau investieren Anleger wie sie und ich in eine Währung, die eigentlich gar keine ist? Risikobewusste Gemüter, die sich gleichwohl für eine Investition in Bitcoins entscheiden, haben mehrere Möglichkeiten. Eine Möglichkeit ist es, sich über eine Bitcoin-Plattform einen persönlichen Wallet, also Geldbeutel zu erstellen, um in diesem seine Bitcoins zu horten. Da dies jedoch mit beträchtlichem technischen Aufwand verbunden ist, haben Anleger laut finanzen.net nun die Möglichkeit Bitcoin-Partizipationszertifikat von Vontobel direkt über die Börse zu kaufen. Dieses Zertifikat, welches aktuell rund 350 Euro kostet und eine Laufzeit 16. Juli 2018 besitzt, bildet das Bezugsverhältnis des Bitcoin-Dollar-Kurses 1:10 ab. Investoren sollte sich jedoch bewusst sein, dass ein solches Investment aufgrund der Unberechenbarkeit des Kurses nur für sehr erfahrene Anleger geeignet ist.

Auch wenn Bitcoin mit einer Marktkapitalisierung von über 69 Milliarden US-Dollar die bei Weitem erfolgreichste Kryptowährung ist, gibt es auch Alternativen: Bitcoin-Cash beispielweise, ein Bitcoin-Ableger, der durch eine unwiderrufliche Abspaltung des Bitcoin-Softwareprojekts, eine sogennate „Hard-Fork“, vor gut drei Wochen entstanden ist. Aber auch Monero, Ripple und Etherum, die alle ähnliche Eigenschaften wie die Ur-Kryptowährung Bitcoin haben, laden Anleger zum Spekulieren ein. Klar ist, der Hype um digitale Währungen scheint gerade sehr groß. Ob sie es aber schaffen, sich langfristig durchzusetzen und reale Währungen sogar zu ersetzen, bleibt abzuwarten. Rosalie Engels