Boeing in Turbulenzen
Die Fakten sind schnell erzählt. Aus einem Boeing-Dreamliner der Ethiopian Airlines, der ohne Passagiere an Bord auf einem eher abgelegenen Teil des im Westen der britischen Metropole gelegenen Flughafens Heathrow geparkt war, stieg gegen 16.30 Uhr Ortszeit dichter Qualm auf. Die Ursache des Feuers, das die alarmierten Rettungskräfte binnen einer Stunde unter Kontrolle hatten, blieb zunächst unklar.
Die Fakten sind schnell erzählt. Aus einem Boeing-Dreamliner der Ethiopian Airlines, der ohne Passagiere an Bord auf einem eher abgelegenen Teil des im Westen der britischen Metropole gelegenen Flughafens Heathrow geparkt war, stieg gegen 16.30 Uhr Ortszeit dichter Qualm auf. Die Ursache des Feuers, das die alarmierten Rettungskräfte binnen einer Stunde unter Kontrolle hatten, blieb zunächst unklar. Der Flugverkehr auf beiden Landebahnen wurde gestoppt, es kam zu einer großen Zahl von Verspätungen.
Nur wenig später meldete der Reiseveranstalter TUI technische Probleme bei einer 787 seiner Tochter Thomson Airways. Die Maschine, die aus vom englischen Manchester aus in Richtung des Flughafen Sandford im US-Bundesstaat Florida unterwegs war, kehrte „aus Sicherheitsgründen“ wegen Treibwerkproblemen um. Der Kurs der Boeing-Aktie, die sich eben in eine bisher ungesehene Reiseflughöhe begeben hatte, reagierte prompt und deutlich. Am Freitag brach er um phasenweise 7,4 Prozent ein. Das war der größte Tagesverlust eines Einzelwertes seit August 2011. Auch die Boeing-Zulieferer Honeywell und Rockwell Collins trudelten ins Minus. Charttechnisch wurde bei Boeing am Freitag nicht nur eine kurzfristige Positiventwicklung unterbrochen, sondern auch die mittelfristige Aufwärtstrendlinie getestet. Diese Linie hielt, der Kurs konnte seinen Sinkflug stoppen und sich danach sogar ein wenig nach oben absetzen.
Das Feuer ist gelöscht, doch die Sorgenfalten bei den Analysten bleiben. Sollte das Boeing-Papier doch noch nachhaltig die mittelfristige Aufwärtslinie nach unten durchbrechen, wäre aus charttechnischer Sicht ein kurzfristig negatives Signal gegeben, was für weitere Abgaben spräche. Im Januar hatte die internationale Flugaufsicht den Dreamliner nach einer Serie ernster Zwischenfälle und Defekte vom Himmel geholt, also ein sogenanntes grounding ausgesprochen; die europäische EASA schloß sich unmittelbar an. Ein solches Flugverbot für einen ganzen Flugzeugtyp hatte es zuletzt 1979 gegeben.
Der Blick über den Broker-Bildschirm hinaus offenbart die Probleme, die dem deutlicher Rücksetzer für Boeing an den Börsen zugrundeliegen, und immer öfter sind Meinungen zu hören, der Ruf dieses US-Technologiekonzerns sei durch die Pannenserie mit der A-787, so die Typenbezeichnung des Dreamliner, nachhaltig angekratzt. Erst am 25. April hatte die US-Flugaufsicht FAA der Boeing A-787 Dreamliner unter strengen Auflagen wieder eine Flugerlaubnis erteilt. Jede einzelne der bis dato ausgelieferten 50 Maschinen musste dazu aber speziell mit einem neuen Batteriesystem ausgerüstet und einzeln abgenommen werden. Doch nun geht die Pannenserie möglicherweise weiter, und das nicht erst am vergangenen Freitag – bereits und eine andere Maschine des Typs wegen technischer Probleme sicherheitshalber nach Manchester zurückgekehrt war.
Die vielen Pannen, die zu beklagen sind, hätten nach Meinung von Beobachtern so einfach nicht passieren dürfen. Die Markteinführungskosten dieses Verkehrsflugzeugs, dessen Rumpf und Flügel komplett aus Karbonkunststoff bestehen, betrugen insgesamt etwa 13,4 Milliarden US-Dollar. Das ist sehr viel Geld, doch es gab auch großer Versprechungen in die Technologie. Insgesamt machen Verbundwerkstoffe rund die Hälfte des Gewichts einer 787 aus, und das allein sorgt für eine Treibstoffersparnis von 20 Prozent, so Boeing. Und wenn diese neue, teure Konstruktionsweise auch vielleicht erfolgreich war, so gingen die Innovationen auf dem Gebiet der Stromversorgung offenbar gründlich daneben, war doch der Brand einer Batterie an Bord eines Dreamliners der Fluglinie ANA in Japan am 16. Januar 2013 die unmittelbare Ursache für das monatelange grounding der A 787. Und falls ein Batteriebrand auch die Ursache des jüngsten Brandes in Heathrow war – Experten halten das für gut möglich –, wäre das für die Boeing-Aktie ein klares Verkaufssignal.