BOVESPA: Eine Art Krisenprofiteur
Die wirtschaftliche Erholung der BRIC-Staaten mit Ausnahme Russlands hat schneller eingesetzt als in den Industrieländern. Ihre Bedeutung für die Weltwirtschaft steigt. Brasiliens Bonität wurde jüngst auf „Investment Grade“ hochgestuft – ein Zeichen für die Widerstandfähigkeit des Landes gegen Krisenerscheinungen.

Der brasilianische Bovespa-Index hat die 60.000er-Marke geknackt und könnte gestärkt durch die Prognosen neue Höchststände anvisieren. Erst in dieser Woche erreichte der Bovespa mit knapp 61.500 Punkten ein neues Jahreshoch und ließ dabei charttechnisch wichtige Hürden hinter sich. Die Regierung verkündete unlängst, dass im kommenden Jahr mit einem Wachstum von 4,5% zu rechnen sei. Zeitgleich ist eine Erhöhung des Mindestlohnes um fast 10% vorgesehen. Mit Zinssenkungsmaßnahmen soll der private Konsum weiter angekurbelt werden. Das Land hat offenbar die Weltwirtschaftskrise vergleichsweise unbeschadet überstanden. Der Grund für die überraschende Stärke ist in erster Linie im Binnenmarkt zu finden. Nach drei rezessiven Quartalen wächst Brasilien wieder. Im zweiten Quartal legte das BIP um 1,9% zu. Auch andere volkswirtschaftliche Indikatoren überraschten positiv in jüngster Vergangenheit. Die Arbeitslosigkeit sinkt; Industrie und Bauwirtschaft meldeten gute Umsätze. Vorläufiges Resultat der brasilianischen Wirtschaftspolitik: Das Land steht solide da. Die Handelsbilanz ist im Plus, was auch dem gestiegenen Zuckerexport geschuldet ist. Zudem investieren Konzerne so viel in Brasilien wie schon lange nicht mehr. Ob die Euphorie ungetrübt anhält, wird sich zeigen. Immerhin hat der Index seit seinem Tiefststand 2009 rund 24.000 Zähler hinzugelegt – ein prozentualer Anstieg um rund 70%. Weiterhin positiv gestimmt ist Robert Lampl, Senior Manager der ING Investment Gesellschaft: Es gebe eine breite Mehrheit im Land, die den wirtschaftspolitischen Kurs des Landes unterstützt. Daran werde sich nichts ändern.