Brils: Bessere Perspektiven im globalen Hochzinssegment
Nach dem Abverkauf im High-Yield-Bereich ergeben sich in Teilen der globalen Hochzinsmärkte attraktive Perspektiven. Dies geht aus einem aktuellen Research-Paper von BMO Global Asset Management hervor. „Anleger haben traumatische Monate hinter sich, in denen die Renditespreads gegenüber Staatsanleihen um mehr als einen Prozentpunkt gestiegen sind“, erklärt Chris Brils, Head of Global High Yield bei BMO Global Asset Management. Was folgt daraus?
Nach dem Abverkauf im High-Yield-Bereich ergeben sich in Teilen der globalen Hochzinsmärkte attraktive Perspektiven. Dies geht aus einem aktuellen Research-Paper von BMO Global Asset Management hervor. „Anleger haben traumatische Monate hinter sich, in denen die Renditespreads gegenüber Staatsanleihen um mehr als einen Prozentpunkt gestiegen sind“, erklärt Chris Brils, Head of Global High Yield bei BMO Global Asset Management.
Wie viele seiner Kollegen ist auch Brils derzeit optimistischer gestimmt. Seiner Ansicht nach dürfte das Schlimmste überstanden sein: „Wir prognostizieren weltweit keine Rezession, so dass im globalen High-Yield-Segment außerhalb des Energiesektors interessante Anlagechancen existieren.“ Dabei werde die Anlageklasse auch künftig sensibel auf Stimmungsschwankungen angesichts der Ölpreisentwicklungen, des globalen Wachstums, politischer Unsicherheit in Europa sowie der Zeitpunkte künftiger US-Zinserhöhungen reagieren. Die eigentliche Attraktivität von Hochzinsen liege in ihren laufenden Renditen und ihrer relativ geringen Anfälligkeit gegenüber Zinsänderungen. Anlagestrategien, die sich auf höhere Bonitäten im Bereich der Ratings BB und B konzentrieren, dürften den breiteren High-Yield-Markt übertreffen, sofern es gelänge, ausfallgefährdete Titel weitgehend zu vermeiden und etwaige Verluste aus Kreditausfällen zu minimieren.
Seit Oktober 2015 zogen Anleger, Brils zufolge, weltweit im großen Stil Mittel aus High-Yield-Publikumsfonds ab. Die Angst vor einer von China ausgelösten globalen Wachstumsdelle und dem weiteren Ölpreisverfall spielten dabei eine wichtige Rolle. Dominiert wird der globale High-Yield-Markt von den USA, deren Hochzinsmarkt eine hohe Energiekomponente von fast 20 Prozent aufweist. Darum spielen externe Faktoren wie etwa der Ölpreisverfall eine überdurchschnittlich große Rolle für diesen Sektor. „Die relativ hohen Abflüsse aus Publikumsfonds, die erst in jüngster Zeit wieder nachzulassen scheinen, verstärken das Ganze“, sagt Brils.
Lohnen sich Hochzinsanleihen wieder?
Angesichts weiter steigender Spreads stellt sich die Frage: Lohnen sich Hochzinsanleihen wieder? Beobachtungen zeigen, dass die Spreadentwicklung tendenziell spätere Ausfälle vorwegnimmt, so dass bereits eingepreiste Ausfallszenarien Rückschlüsse darauf geben, wo vom Markt nicht identifizierte Chancen liegen. Analysiert man die Quote der ausfallgefährdeten oder bereits ausgefallenen Titel (Distressed Ratio), dann fällt zweierlei auf: Viele Marktbeobachter erwarten weiter steigende Ausfallquoten im Hochzinssegment. „Die Ausfälle dürften sich allerdings überwiegend auf den Energiesektor konzentrieren“, fügt Brils an. Dieser wird bereits zu Distressed-Kursen gehandelt, das heißt, die meisten Verluste in diesem Sektor sind wahrscheinlich bereits eingetreten.
Einschließlich Energie liege die Distressed Ratio bei 18,6 Prozent, die Ausfälle im Energiesektor betrügen aktuell knapp 16 Prozent. Die niedrigen Preisniveaus dieser Titel signalisierten aber, dass die meisten Verluste bereits realisiert worden seien und die Kurse den erwarteten Erlösquoten entsprächen, erklärt Brils. Die Ausfallquoten müssten deutlich höher sein, jedoch klassifizierten die Ratingagenturen beispielweise privat organisierte Umstrukturierungen nicht als selektive Ausfallereignisse. Das ändere allerdings nichts an der Tatsache, dass den Anleihe-Investoren dabei hohe Verluste entstünden. „Wir rechnen mit einem moderaten Anstieg der Ausfallraten im High-Yield-Segment außerhalb des Energiesektors auf etwa vier Prozent“, so Brils.
Relative Value-Chancen bewerten
Anhand eines Spread-Relative-Value-Modells beurteilt BMO Global Asset Management, welchen Wert die Spreads von Anleihen widerspiegeln, wenn man sie in Relation zu den Ausfallraten setzt. Demnach sind die Ausfälle außerhalb des Rohstoffsektors mit knapp unter zwei Prozent immer noch niedrig. Unter Berücksichtigung der historischen Distressed Ratio von 13,5 Prozent wären eher sieben bis acht Prozent zu erwarten. „Mittlerweile bestünden selbst dann wieder gute Aussichten auf sinkende Spreads, wenn man eine mögliche Verschlechterung der Bonitäten und steigende Ausfallraten berücksichtigt“, so Brils.
Das Modell signalisiere, dass die aktuellen Spreads von etwa 830 Basispunkten eine deutlich höhere Ausfallquote einpreisen als die von BMO Global Asset Management erwarteten fast sieben Prozent. Ohne die Ausfälle im Rohstoffsegment sei dies typisch für eine leichte Rezession. Ausgehend von der Annahme, dass es zu einer Rezession kommt, ändert sich aber auch die Analyse: Schwere Rezessionen verursachen in der Regel Spitzenausfallraten von über zehn Prozent. „Wir setzen in unseren High-Yield-Portfolios auf qualitativ höherwertige Titel und konzentrieren uns auf die Segmente mit BB- und B-Rating. Im Energiesektor halten wir nur eine sehr geringe Allokation: Spreads im BB- und B-Segment, ohne Energie, liegen in den USA und Europa bei durchschnittlich etwa 675 Basispunkten“, erklärt Brils.
Attraktive Anlagechancen
Sofern keine massive globale Rezession einsetzt, dürften diese hohen Spreads attraktive Anlagechancen bieten. Durch den Ausschluss des CCC-Segments und noch schwächerer Bonitäten sowie die Konzentration auf Titel mit BB- und B-Rating, die in etwa dieselbe Bonität aufweisen, können theoretisch viele Ausfälle und die sich daraus ergebenden Verluste vermieden werden.