China: Inflation und hohe Schulden
Im Kampf gegen die Inflation hat die chinesische Notenbank jüngst erneut die Leitzinsen angehoben. Zudem rückte die hohe Verschuldung in den Provinzen und Kommunen in den Vordergrund.
Auch beim haushaltspolitisch als Musterknabe geltenden China ist nicht alles im Lot. Die riesigen Konjunkturprogramme während der weltweiten Wirtschaftsflaute 2008/09 haben auch im Reich der Mitte den Schuldenberg deutlich vergrößert. Das Thema rückt derzeit verstärkt in den Fokus, weil ein großer Teil der dafür aufgenommenen Darlehen bald (2013) zurückzuzahlen ist. Insbesondere die Kommunen sind hoch verschuldet und sollen nach offiziellen Angaben umgerechnet rund 1,14 Bio. Euro Schulden aufgetürmt haben. Die Summe ist aber wohl zu klein, hatten zuletzt andere Regierungsstellen wie die Notenbank doch höhere Zahlen genannt. Entsprechend stellt sich die Frage, wie hoch China tatsächlich verschuldet ist.
Kein Wunder also, dass auch die Rating-Agentur Moody’s jüngst mahnte. Ihrer Einschätzung nach ist die Verschuldung der chinesischen Regionen und Kommunen viel größer als offiziell angegeben und stellt ein großes Risiko für die chinesische Finanzindustrie dar. Sollte die Regierung in Peking keine Strategie vorlegen, wie sie mit dem Problem umgehen will, könnte das die Banken belasten, hieß es. Zwar gilt es als wahrscheinlich, dass die Staatsführung eingreift und im Zweifelsfall Schulden der Kommunen zumindest teilweise übernimmt. Dennoch sind negative Auswirkungen auf die Kreditvergabe an die Wirtschaft und damit eine langfristige Beeinträchtigung der chinesischen Konjunktur nicht auszuschließen.
Derzeit brummt die Wirtschaft aber noch. Daher trat die Notenbank jüngst weiter auf die Bremse und hob zum dritten Mal in diesem Jahr die Leitzinsen an. Die Bekämpfung der Inflation hat damit offenbar weiter Vorrang, selbst wenn sich dadurch die Konjunktur abkühlt. Die chinesischen Aktienmärkte zeigten sich von den jüngsten Nachrichten kaum beeindruckt und setzten ihre Erholung der vorangegangenen beiden Wochen fort.