China: Nachlassende Dynamik
In der Vorwoche sehr fest und damit seit Ende September mehr als 10% zugelegt, bewegten sich die chinesischen Aktienindizes an den vergangenen fünf Handelstagen in Summe kaum. Es galt, einige wichtige Nachrichten zu verarbeiten.
Gleich in der ersten Wochenhälfte gab es eine Überraschung. Erstmals seit Ausbruch der weltweiten Finanzkrise vor drei Jahren zog die chinesische Notenbank die Zinsschraube an. Hintergrund sind das starke Wirtschaftswachstum, der überhitzte Immobilienmarkt sowie Inflationsgefahren. Kommentiert wurde der Schritt an den Märkten als „Paukenschlag“, was sich auch an den teilweise sehr heftigen Reaktionen an den Devisenmärkten zeigte. Die Überraschung über die Überraschung verwundert jedoch ein wenig, ist China doch bereits seit Monaten dabei, die Geldpolitik sukzessive zu straffen, damit es zu keiner Überhitzung der Konjunktur kommt. Eine Erhöhung der Leitzinsen war daher nur eine Frage der Zeit. Nun ist der erste Schritt bei diesem geldpolitischen Instrument gemacht. Dies nährt jedoch Befürchtungen, dass weitere Erhöhungen folgen und China damit sein Wachstum abwürgen könnte.
Unterdessen tragen die Maßnahmen der vergangenen Monate Früchte, wie die jüngsten Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) zeigen. Das Wachstum war im Sommer nicht mehr so stark wie noch in der ersten Jahreshälfte. Während es im ersten Quartal noch ein Plus von 11,9% gab, das sich im zweiten Jahresviertel auf 10,3% verringerte, fielen im Zeitraum Juli bis September 9,6% an. Die nachlassende Dynamik dürfte der chinesischen Regierung genehm sein, befürwortet sie doch ein langsameres, qualitatives, statt schnelles, quantitatives Wachstum.
Die Frage ist nun, was die Investoren aus den jüngsten Fakten machen? Aus charttechnischer Sicht spannend ist dabei, dass der Shanghai A-Share Index jüngst am Abwärtstrend seit August 2008 kratzte. Gelänge ein Sprung darüber, dürften weitere Zuwächse folgen. Allerdings ist hier auch ein Scheitern und somit eine Korrektur/Konsolidierung nicht ausgeschlossen.