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Das 1x1 der Fonds

Fonds könnten als Anlageklasse gestärkt aus der derzeitigen Krise an den Finanzmärkten hervorgehen. Die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt: Von Effekten- und Geldmarktprodukten über geschlossene Konstruktionen bis hin zu Neuerungen wie Exchange Traded Funds (ETFs) und strukturierten Fonds. Doch was steckt hinter den Konzepten?

BÖRSE am Sonntag

Eines haben alle Produkte gemeinsam: Die Mittel der Anleger werden von einer Kapitalanlagegesellschaft (KAG) in einem Fonds gebündelt, um sie – je nach bestimmten Vorgaben und Anlagezielen – beispielsweise in Anleihen anzulegen. Mit dem Kauf von Anteilen an einem Investmentfonds wird der Anleger Miteigentümer am Fondsvermögen und hat einen Anspruch auf eine Gewinnbeteiligung sowie eine Anteilrückgabe zum jeweils gültigen Rücknahmepreis. Der Anteilswert errechnet sich dabei aus dem Wert des gesamten Fondsvermögens, dem sogenannten Inventarwert oder Net Asset Value, geteilt durch die Anzahl der ausstehenden Anteile. Je nach Basiswerten unterscheidet man Geldmarktfonds, Rentenfonds, Aktienfonds, Immobilienund Mischfonds. Daneben existieren aber auch Spezialfonds, wie beispielsweise Schiffs-, New Energy- und Private-Equity-Fonds.

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Eine weitere Unterscheidung erfolgt zwischen geschlossenen und offenen Fonds. Eines der wesentlichsten Unterscheidungsmerkmale ist, dass geschlossene Fonds nur eine vorab definierte Anzahl von Investoren aufnehmen und nur ein bestimmtes Kapitalvolumen zur Zeichnung zur Verfügung steht. Der Grund für diese Beschränkungen ist die daraus resultierende steuerliche Behandlung: Während der Anleger bei offenen Fonds Einkünfte aus Kapitalvermögen erzielt, stellen die Einkünfte der Teilhaber eines geschlossenen Fonds dagegen Einkünfte aus einem Gewerbebetrieb (bei geschlossenen Immobilienfonds aus Vermietung und Verpachtung) dar – mit entsprechenden steuerlichen Verlustverrechnungsmöglichkeiten.

Geschlossene Fonds könnten zu den Gewinnern zählen

Seit dem 10.11.2005 dürfen Verluste aus geschlossenen Fonds von mehr als 10% jedoch nicht mehr mit anderen Einkünften verrechnet werden. Für private Investoren sind geschlossene Beteiligungsmodelle aber auch ohne Verlustzuweisung steuerlich interessant, denn die in der Folge gestiegene Transparenz, eine Fokussierung auf nachhaltige Ausschüttungen, neue Vertriebskanäle und eine attraktive Besteuerung lassen unternehmerische Beteiligungen jetzt richtig glänzen. Ein weiterer Vorteil: Auf die geschlossenen Immobilien- und Schiffsfonds wird die ab 01.01.2009 geltende Abgeltungssteuer nicht anwendbar sein, weil ihre Ausschüttungen und Wertgewinne nicht als Kapitaleinkünfte gelten werden. Die Entscheidung zwischen offenen und geschlossenen Fonds fällt vielen meist relativ leicht. Schwerer wird es da schon bei der Frage, ob das Investment über ein Zertifikat oder einen Fonds realisiert werden soll.

Investmentfonds versus Zertifikate

Zu den Vorteilen der Fondsanlage zählen insbesondere die Insolvenzsicherheit, die Fondsgelder sind als Sondervermögen geschützt, sowie die größere Transparenz. Letztere reicht von der Offenlegung der Preisberechnung, über den Zufluss der Dividenden, bis hin zur Überwachung und Beaufsichtigung der Fondsmanager durch unabhängige Wirtschaftsprüfer und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Zudem weisen Fonds mit der Kennziffer „Total Expense Ratio (TER)“ ein hohes Maß an Kostentransparenz auf. Diese gibt die jährliche Gesamtkostenbelastung des Fondsvermögens wieder. Das sind neben der Verwaltungsvergütung und den Depotbankgebühren zum Beispiel auch die Kosten für die Prüfungsgesellschaft. Allerdings ist zu beachten, dass Ausgabeaufschläge und Transaktionskosten nicht in die TER einfließen.

Mit Struktur zum Erfolg

Strukturierte Fonds sind Produkte, die nur noch den rechtlichen Rahmen der Fondskonstruktion nutzen und denen durch den Einsatz von Derivaten alle Möglichkeiten der Zertifikatstrukturen offen stehen. Die aufwendige Gestaltung bietet Anlegern zwei handfeste Vorteile gegenüber gleichartigen Zertifikaten: Zum einen werden die eingezahlten Gelder wie bei herkömmlichen Fonds in einem Sondervermögen, also getrennt vom Vermögen des Emittenten, verwaltet. Anders als bei Zertifikaten, bei denen es sich grundsätzlich um Schuldverschreibungen handelt, besteht hier somit kein Emittentenrisiko. Zum anderen sorgt die Konstruktion dafür, dass die Gewinne nach derzeitiger Rechtslage – eine Haltedauer von mehr als einem Jahr und einem Einstieg noch im Jahr 2008 vorausgesetzt – steuerfrei vereinnahmt werden können. Im Gegensatz dazu unterliegen alle Zertifikate, die nach dem 14. März 2007 gekauft wurden und über den 30. Juni 2009 hinaus im Depot liegen, bereits der Abgeltungssteuer zuzüglich Soli-Zuschlag und evtl. Kirchensteuer.

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Sind Geldmarktfonds sicher?

Die Beteiligung an einem Investmentfonds basiert letztendlich auf einer direkten Anlage in Aktien oder Anleihen, auch wenn der Anteilseigner selbst nur mittelbar tätig wird. Verliert beispielsweise der gesamte Aktienmarkt an Wert, kann sich auch das Fondsmanagement, und sei es noch so professionell, dem nicht entziehen – der Fonds wird ebenfalls Einbußen hinnehmen müssen. Dies bezeichnet man als das sogenannte allgemeine Marktrisiko. Demgegenüber kommt das Inflationsrisiko typischerweise bei Renten- und Geldmarktfonds ins Spiel, denn im schlimmsten Fall liegt die Inflationsrate über dem Wertzuwachs eines Investmentfonds. Da hier im Endeffekt keine physischen Vermögenswerte erworben werden, läuft der Anleger Gefahr, auf diese Weise Jahr für Jahr einen Teil des angelegten Geldes durch Preissteigerungen zu verlieren. Zudem haben die Turbulenzen an den Finanzmärkten auch bei den Geldmarktfonds ihre Spuren hinterlassen: Immer mehr der als besonders sicher geltenden Anlagevehikel rutschten zuletzt ins Minus. Darunter befinden sich auch die großen Geldmarkt-Flaggschiffe wie der Deka Geldmarkt oder der Allianz-dit Geldmarktfonds.

Zauberwort ETF

Generell versteht man unter Exchange Traded Fund (ETF) einen passiv gemanagten, börsengehandelten Investmentfonds. ETFs sind in ihrer Zusammensetzung und Gewichtung strikt an einen bestimmten Bezugsindex gebunden. Im Vergleich zu den üblichen Anlagefonds werden sie wie Aktien direkt und kontinuierlich an einer Börse gehandelt. Der Preis wird also nicht nur einmal täglich festgestellt, sondern richtet sich den ganzen Tag nach Angebot und Nachfrage. ETFs verbinden damit die Flexibilität einer Aktie mit den Diversifizierungseffekten eines Investmentfonds. ETFs haben gegenüber normalen Fonds eine Reihe von (Kosten)Vorteilen. Für die rasante Entwicklung dieser Anlageform spielte aber eine einzige, empirisch belegte Tatsache eine zentrale Rolle: Der Großteil der aktiv gemanagten Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt auf die entwickelten Regionen ist nicht in der Lage, ihre jeweilige Benchmark dauerhaft zu schlagen.

Zeithorizont entscheidet über Sinn der Absicherung

Je länger die Finanzkrise dauert, desto beliebter werden Garantiefonds. Bis Anfang 2007 war die Auflage von Garantiefonds in Deutschland gesetzlich nicht möglich. Um die deutsche Finanzbranche zu stärken, hat das Bundesfinanzministerium jedoch beschlossen, solche Produkte auch in Deutschland zuzulassen. Uwe Wystup, Professor für Finance & Management in Frankfurt, konnte jedoch in einer Studie nachweisen, dass der Renditeunterschied – gerade auf lange Sicht – erheblich ist: Nach 25 Jahren konnte der Fondskäufer ohne Kapitalschutz in dieser Studie 22.309 € ansammeln, der konservative Investor dagegen nur 3.724 €. Weil die langfristigen Renditen der Garantieprodukte oftmals nur Sparbuchniveau erreichen, stellt sich für Anleger die Frage, ob das Geld nicht mit kurzlaufenden Staatspapieren oder auf dem Tagesgeldkonto sinnvoller angelegt ist. Allerdings kommt Wystups Studie – gerade bei der Betrachtung kürzerer Zeiträume – zu folgendem Ergebnis: „Kurz- und mittelfristig können Garantien eine Alternative sein“, denn hier ist der Renditeabstand deutlich geringer.

Fazit

Vor einem entsprechenden Investment sollte sich also jeder Anleger überlegen, welches Risiko er bereit ist, auf sich zu nehmen. So sind zum Beispiel Geldmarkt- und die meisten Rentenfonds weniger riskant als Aktienfonds – aber eben nicht risikolos. Grundsätzlich gilt: Je breiter das Anlageuniversum ist, aus dem der Fondsmanager auswählen kann, desto geringer ist auch das Risiko.