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Das Geschäft mit dem feinen Unterschied

Der Handel mit CFDs boomt. Während die Masse der Deutschen in Sachen Geldanlage äußerst konservativ agiert, setzt eine wachsende Zahl risikobereiter Spekulanten auf Differenzkontrakte. Letztere ermöglichen auch mit kleinem Einsatz hohe Wetten. Für viele Anleger ist das eine unwiderstehliche Kombination. Gerade deshalb ist einiges zu beachten.

BÖRSE am Sonntag

CFD ist die Abkürzung für die englische Bezeichnung „Contracts for Difference“. Die Entsprechung im Deutschen lautet Differenzkontrakte beziehungsweise Kursdifferenzgeschäfte. Das noch junge Segment wird hierzulande von den Spezialisten CMC Markets, IG Markets und Marketindex dominiert.

Absicherung für die Großen

Entwickelt wurde das Produkt Anfang der 90er-Jahre am Finanzplatz London. Interessanterweise verhalf ausgerechnet die Einführung einer Steuer auf Wertpapiergeschäfte den CFDs zum Durchbruch. Weil Letztere jedoch nicht über die Börse gehandelt werden, werden sie von der Steuer nicht erfasst. Die Produkte zählen zur Gruppe der Over-the-Counter-Geschäfte (OTC). Ihre Entstehung verdanken sie Hedgefonds und großen institutionellen Investoren, die ihre an der London Stock Exchange gehandelten Positionen auf günstige Weise absichern wollten. Der Kostenvorteil wird dadurch erreicht, dass kein physischer Austausch von Wertpapieren stattfindet, sondern lediglich die Differenz zwischen dem Kauf- und Verkaufskurs verrechnet wird.

Beliebte Differenzgeschäfte

Die vier großen Anbieter sind hierzulande IG Markets, CMC Markets sowie Saxo und die Royal Bank of Scotland (Marketindex). Daneben kämpft eine wachsende Zahl von kleineren Anbietern um Anteile im deutschen Markt. Insgesamt sind es mittlerweile rund 30 Anbieter – darunter auch die Sparkassentochter S-Broker und die Comdirect. Dass auch die klassischen Onlinebroker das Geschäft für sich entdecken, ist angesichts der Größenordnung kein Wunder: Das gehandelte Volumen lag bereits 2011 bei rund 600 Mrd. Euro. Laut Daten des australischen Marktforschungsinstituts Investment Trends dürfte der deutsche CFD-Markt im Vergleich zu 2011 nochmals um über ein Drittel gewachsen sein. Der Studie zufolge hat es Ende 2012 in Deutschland über 43.000 aktive Trader gegeben, die mehr als 80.000 Konten führen. Alleine CMC Markets hat in Deutschland und Österreich derzeit 15.000 aktive Kunden. Diese wickeln pro Monat durchschnittlich 1.000.000 Trades ab.

Vor- und Nachteile beachten

CFDs gehören wie Optionsscheine und Zertifikate zur Gruppe der derivativen Finanzinstrumente. Wie oben erläutert ist der Differenzkontrakt ein Vertrag zwischen einem Käufer und einem Verkäufer über den Ausgleich der Kursdifferenz eines bestimmten Basiswertes. Im Gegensatz zu Zertifikaten handelt es sich bei diesen Kontrakten mithin um ein sogenanntes unverbrieftes Finanzinstrument. Das heißt, CFDs sind keine Wertpapiere, nicht standardisiert und werden nicht über die Börse gehandelt. Stattdessen wird der Markt von den Anbietern selbst organisiert, die als Market Maker auftreten und die Kauf- und Verkaufskurse für die jeweiligen Basiswerte stellen. Das hat Vor- und Nachteile.

Günstiger geht’s nicht

CFDs weisen gegenüber Index-Zertifikaten tendenziell deutlich geringere Spreads auf. Bei zahlreichen Brokern beträgt die Spanne zwischen An- und Verkaufskurs für DAX und Dow Jones gerade einmal zwei Punkte. Zinskosten werden nur bei einer Haltedauer über Nacht berechnet – Kommissionen fallen meist nur beim Handel von Einzeltiteln an. Dagegen kostet ein Kauf oder Verkauf bei Zertifikaten in der Regel mindestens 5 Euro – ein Roundturn, das Öffnen und Schließen einer Position, mithin 10 Euro. Wer täglich mehrmals kauft und verkauft, kann im Laufe einiger Wochen daher mit CFDs Hunderte Euro sparen. Die häufig kritisierte Abhängigkeit von der Kursstellung des Market Makers gilt ebenso für Zertifikate. Zwar werden deren Preise an den Derivatebörsen quotiert – die Kurse kommen jedoch auch hier vom Market Maker.

Wo ist ihr Geld sicher?

Ein weiterer Vorteil: CFDs fallen im Gegensatz zu den Zertifikaten unter die Einlagensicherung. Bei einer Pleite des Emittenten ist das eingesetzte Kapital – im Gegensatz zu Zertifikaten – also nicht verloren. Allerdings ist hierbei der Sitz des Brokers ausschlaggebend. Dass diese Frage entscheidende Bedeutung erlangen kann, zeigte die Pleite des Inselstaates Zypern. Einige kleinere Anbieter sind dort beheimatet und diese könnten durch den Abzug von Kundengeldern in Schieflage geraten (sein). Zu den genauen Auswirkungen lassen sich aktuell noch keine verlässlichen Aussagen treffen.

Transparente Konstruktion

Um eine bestimmte Position aufzubauen, muss im Falle der Differenzkontrakte zunächst einmal nicht die komplette Position erworben, sondern lediglich eine Sicherheitsleistung (Margin) hinterlegt werden. Dadurch entsteht, ähnlich wie bei Futures, automatisch ein bestimmter Hebel, denn der Anleger partizipiert mit jedem Kontrakt zu 100% an der Entwicklung des Basiswertes. Einziger Einflussfaktor auf den Preis ist die Entwicklung des Basiswerts selbst. Die Volatilität oder Angebot und Nachfrage spielen keine Rolle. Eine bestimmte Laufzeit gibt es nicht. Die Preisbildung ist daher besonders transparent und kalkulierbar: Im Unterschied zu Optionsscheinen beträgt die Partizipation an den Veränderungen des Basiswertes immer 100%. Dividenden werden dem Inhaber bei Long-Positionen übrigens gutgeschrieben. Bei Short-Positionen gehen diese zunächst zulasten des Inhabers, dies wird aber durch den Dividendenabschlag in der Regel wieder kompensiert.

Schwarze Schafe

Soweit die Theorie. Dass dies in der Praxis anders aussehen kann, zeigt der Fall der FXdirekt Bank AG. Gegen das Institut wurden zahlreiche Vorwürfe geäußert, die „Wirtschaftswoche“ berichtete. Im Kern ging es dabei um möglicherweise unseriöse Praktiken rund um Limit-Orders und Margin-Calls. Die Bank soll Kurse gezielt so gestellt haben, dass weitere gebührenpflichtige Geschäfte – zum eigenen Vorteil – ausgelöst wurden. Die FXdirekt Bank bestreitet die Vorwürfe. Ende 2012 wurde das Institut von der BaFin geschlossen. Allerdings nicht wegen der oben genannten Vorwürfe, sondern wegen hoher Verluste. Für die Branche, die vom Vertrauen der Anleger in eine faire Kursstellung lebt, war das ein schwerer Schlag.

Schwierige Brokerwahl

Für Anleger stellt sich also mehr denn je die Frage nach der Auswahl des richtigen Brokers. Neben der Offenlegung von Preisfeststellung sowie der Höhe des Eigenkapitals ist der Sitz des Instituts entscheidend. Anbieter, die in Großbritannien oder Deutschland beheimatet sind, sollten hier bevorzugt werden. Profitieren dürften von den jüngsten Vorfällen die etablierten Onlinebroker wie Comdirect und S-Broker – aber auch die großen, international agierenden Markführer. Denn Transparenz und Service muss man sich auch leisten können: „Die Kunden sollten neben dem Service, den Produktangebot und dem Preis auch darauf achten, welche Anbieter einer Regulierungsbehörde (wie der BaFin) unterliegen und somit einer regelmäßigen Prüfung unterzogen werden. Des Weiteren sollte das Kundenvermögen auf getrennten Konten verwaltet werden und der Anbieter einem Sicherungssystem, wie dem Einlagensicherungsfonds oder wie wir dem Financial Services Compensation Scheme in Großbritannien angehören“, fasst Karsten Kynast, Head of Marketing Germany & Austria bei CMC Markets, die wichtigsten Anforderungen zusammen.

Fazit

Insbesondere für semi-professionelle Anleger und Spekulanten mit kleinem Budget nehmen die Möglichkeiten mit CFDs & Co. deutlich zu. Ein striktes Risikomanagement ist bei den Produkten mit hohem Hebel unumgänglich. Ebenso wichtig ist die Auswahl eines vertrauenswürdigen Anbieters. Aufgrund der einzigartigen Vorteile wird die Bedeutung der CFDs – trotz der Probleme der letzten Monate – zukünftig weiter steigen.