Das ist das neue Aktien-Portfolio von Warren Buffett
Weniger Apple-Papiere, dafür zum ersten Mal Aktien des Softwareentwicklers Red Hat. Zudem Oracle nach einem Jahr schon wieder aus dem Depot geworfen. Investorenlegende Warren Buffett hat sein rund 200 Milliarden US-Dollar schweres Portfolio – wie die jüngsten F-Filings der US-Börsenaufsicht SEC zeigen – wieder einmal neu zusammengewürfelt. Ein Überblick.
Weniger Apple-Papiere, dafür zum ersten Mal Aktien des Softwareentwicklers Red Hat. Zudem Oracle nach einem Jahr schon wieder aus dem Depot geworfen. Investorenlegende Warren Buffett hat sein rund 200 Milliarden US-Dollar schweres Portfolio – wie die jüngsten F-Filings der US-Börsenaufsicht SEC zeigen – wieder einmal neu zusammengewürfelt. Ein Überblick.
Die Zukäufe – Red Hat, Suncor Energy, Stoneco
Mit einem Gegenwert von rund 730 Millionen Dollar sind die Anteile des US-Software-Entwicklers Red Hat die teuersten Neuzugänge in Buffetts Aktienportfolio. Um die vier Millionen Papiere kaufte das „Orakel von Omaha“ zu. Vom Geschäftsmodell der Amerikaner vorwiegend über Lizenzmodelle Kunden an seine Software-Angebote zu binden scheint der Starinvestor offenbar angetan. Ebenso Branchenriese IBM, der Red Hat bereits im Oktober des vergangenen Jahres für 34 Milliarden Dollar übernommen hatte. Der Kurs der Aktie legte innerhalb der letzten drei Jahre um fast 200 Prozent zu.
Mit 300 Millionen Dollar sind die Zukäufe von rund elf Millionen Suncor Energy-Aktien nicht ganz so viel Wert, dabei aber trotzdem Buffetts zweitteuerster Neukauf in den letzten Monaten. Das kanadische Energieunternehmen mit Sitz in Calgary verdient sein Geld größtenteils mit der Ölsand-Veredelung hin zu fertigen Rohölprodukten und Dieselkraftstoff. Die Aktie der Kanadier konnte auf Dreijahressicht zuletzt um knapp 40 Prozent zulegen. Der Kursverlauf allerdings erwies sich dabei als auffällig volatil.
Der dritte und durchaus überraschende Neuling in Buffets Portfolio heißt Stoneco, ein brasilianischer Bezahldienstleister. Dessen Wachstums- und Expansionserfolge innerhalb kürzester Zeit bei vor seinem Einstieg noch recht niedrigem Börsenkurs dürften aber gut zu Buffetts Investmentglauben passen, unterbewertete Aktien mit langfristig erfolgsversprechendem Geschäftsmodell zu kaufen und dann auch zu halten. Inzwischen kostet das Stoneco-Papier umgerechnet 21,40 Euro und damit 15 Prozent mehr als noch vor einem Monat.
Die Verkäufe – Oracle
Stark lief es jüngst auch für die Oracle-Aktie. Mit einem Kurs von 52 Dollar nähert sich das Papier allmählich seinem Rekordhoch aus dem März 2018 bei in etwa 53 Dollar. Zwischenzeitlich hatte die Aktie des Softwarekonzerns allerdings herbe Rückschläge hinnehmen müssen, die Buffett ganz offensichtlich nicht gefallen haben. Nach nur einem Jahr steigt der Starinvestor nun wieder aus. Und zwar komplett.
Die reduzierten Positionen – Angst vor Apple?
Nur teilweise trennt sich Buffett unter anderem von der US-Fluggesellschaft Southwest Airlines. Möglicherweise eine Reaktion auf die insgesamt schwächelnde Branche. In den letzten Jahren war es immer wieder zu Insolvenzverfahren und großen Fusionen gekommen. Nachdem Buffett mit US Airways-Aktien vor fast 30 Jahren einmal einen Verlust von 75 Prozent gemacht hatte, gilt er bis heute ohnehin nicht als großer Freund des Airline-Sektors. Mit rund 55 Millionen Aktien im Wert von 2,5 Milliarden Dollar zählt die texanische Fluglinie aber trotzdem und weiterhin zu seinen Top-Investments.
Ebenfalls reduziert hat Warren Buffett seine Anteile an dem US-Kabelnetzbetreiber Charter Communications. Die Aktie des Konzerns aus Stamford, Connecticut, hatte zuletzt weniger gut performt, auf Jahresssicht steht sie mit knapp fünf Prozent im Minus. Buffett, der im August 89 Jahre alt wird, glaubt aber weiterhin an das Potenzial des Dienstleisters. Der Wert seiner Beteiligungen liegt nach den jüngsten Abverkäufen immer noch bei über zwei Milliarden Dollar.
Obwohl Buffett mit Berkshire Hathaway zuletzt Gefallen an Bankaktien fand, verkaufte er nun ein kleines Paket an Wells-Fargo-Papieren. Nachdem die Bank aufgrund eines Scheinkonten-Skandals in die Negativ-Schlagzeilen rutschte, kritisierte Buffett deren Krisenmanagement und verkauft nun schon seit längerem immer wieder Anteile. Trotzdem bleibt die Beteiligung an Wells-Fargo mit einem Wert von fast 20 Milliarden Dollar ein „fetter Brocken“ in seinem Portfolio.
Das bleibt auch Apple. Mit knapp 40 Milliarden Dollar sogar der „fetteste“. 2016 zu einem günstigen Zeitpunkt eingestiegen und danach immer mal wieder aufgestockt, konnte Buffett den Wert seiner „Apfel-Anteile“ in weniger als drei Jahren um umgerechnet zehn Milliarden Euro steigern. Wie aus den letzten F-Filing-Reports hervorgeht, hat er nun aber einen Teil des Brockens verkauft. Womöglich wurde neben vielen Anlegern und Investoren auch Buffett negativ von Apples Absatzproblem mit Blick auf sein wichtigstes Produkt, dem iPhone, überrascht. Die Aktie der Kalifornier hatte von Oktober bis Ende Dezember fast 40 Prozent an Wert verloren, im neuen Jahr erholte sich der Kurs leicht und steht nun bei 171 Dollar.
Ebenfalls reduziert, allerdings deutlich weniger öffentlichkeitswirksam, hat Buffett seine Anteile am Öl- und Gaskonzern Philipps 66 und dem Luftfahrtunternehmen United Continental.
Die ausgebauten Positionen – Buffet wird zum Banken-Fan
Kräftig ausgebaut dagegen hat das „Orakel von Omaha“ seine Positionen mit Blick auf Amerikas wertvollste Bank, JP Morgan. Aus 35 wurden so 50 Millionen Aktien. Gut möglich, dass da eine gewisse Portion an Vitamin B eine Rolle gespielt hat. Buffett ist nicht nur mit JP Morgan-CEO Jamie Dimon befreundet, der Berkshire Hathaway Co-Investmentchef Todd Combs hat auch einen Sitz im Verwaltungsrat der Bank. Bei einem derzeitigen Aktienkurs von 105 Dollar haben Buffets Beteiligungen einen Wert von rund fünf Milliarden Dollar.
Deutlich höher ist der mit Blick auf Buffetts Anteile an der Bank of America. Zirka bei 22 Milliarden Dollar dürfte er liegen. Und auch hier hat die Investorenlegende jüngst zugeschlagen und seine Positionen deutlich ausgebaut. Nach der Merrill Lynch-Übernahme 2009 gehört die Bank of America zu den global größten und bedeutendsten Finanzinstituten und Vermögensverwaltern und verdient ähnlich wie JP Morgan und vor allem im Vergleich zu Europas Geldhäusern ziemlich viel Geld. Das schlägt sich im Aktienkurs nieder. Innerhalb von drei Jahren kletterte dieser um 140 Prozent.
Und weiter geht’s mit Investments im Finanzdienstleistungssektor. Auch an der US Bancorp-Bank hat Buffett seine Aktien-Anteile aufgestockt, hält jetzt 130 Millionen Stück im Wert von fast sechs Milliarden Dollar. Ebenso kaufte er Aktien der Bank of New York Mellon zu. Insgesamt hält er nun fast 81 Millionen Aktien des Geldhauses im Wert von 3,8 Milliarden Dollar. Und auch in die PNC Financial Services Group investierte er erneut, baute seine Anteile auf über acht Millionen Aktien im Wert von knapp einer Milliarden Dollar aus.
Zwar keine Bank, aber als größter Sachversicherer der USA ebenfalls ein bedeutender Finanzdienstleister, ist Travelers. Und auch an dem Konzern mit Sitz in New York City hält Buffett im neuen Jahr mehr Anteile. Fast sechs Millionen Stück im Wert von gut 700 Millionen Dollar.
Nur ein Konzern, an dem Warren Buffet seine Beteiligung ausbaute, gehört nicht in die Finanzdienstleistungsbranche. General Motors. Trotz einiger Krisenjahre gehört der US-Autobauer immer noch zu den größten der Welt, dürfte es aber ähnlich wie die deutschen Hersteller in den kommenden Jahren mit großen und vor allem teuren Umwälzungen in Sachen Mobilitätswende zu tun bekommen. Buffett hält jetzt trotzdem über 72 Millionen Aktien des Konzerns aus Detroit. Ihr Gesamtwert: Rund 2,8 Milliarden Dollar.
OG