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Dax auf Jahresgipfel – droht Absturz?

Das deutsche Börsenbarometer erklimmt einen steilen neuen Jahresgipfel und notiert bei fast 10.700 Punkten. Sollte sich speziell der Dax, der im Vergleich zum EuroStoxx50 im Jahresverlauf fühlbar besser performt hat, nun nach einem weiteren, noch anspruchsvolleren Höhenweg umsehen, könnte die Absturzgefahr schnell höchst real werden.

BÖRSE am Sonntag

Das deutsche Börsenbarometer erklimmt einen steilen neuen Jahresgipfel und notiert bei fast 10.700 Punkten. Sollte sich speziell der Dax, der im Vergleich zum EuroStoxx50 im Jahresverlauf fühlbar besser performt hat, nun nach einem weiteren, noch anspruchsvolleren Höhenweg umsehen, könnte die Absturzgefahr schnell höchst real werden.

Der Dax hat am Dienstag ein neues Jahreshoch erreicht. Mit 10.498 Zählern lag er 13 Punkte höher als zum Start in den Handel des Jahres 2016. Das bisherige Jahreshoch war am 4. Januar gleichzeitig der Eröffnungskurs. Denn gleich in der ersten Sitzung war es angesichts der Turbulenzen am Ölmarkt mit den Aktienkursen bergab gegangen. Allein in der ersten Handelswoche 2016 hatte der Dax mit einem Wochenminus von 8,3 Prozent den schwächsten Jahresauftakt seiner Geschichte hingelegt.

Aus charttechnischer Sicht spricht vieles für weiter steigende Kurse. Denn auch viele langfristig orientierte Investoren orientierten sich an der 200-Tage-Durchschnittslinie. Derzeit notiert diese Linie bei rund 10.080 Punkten und zählt als Durchschnittswert der vergangenen zwölf Monate. Der positive Aspekt:  Diese 200-Tage-Durchschnittslinie wurde Mitte Juli von unten nach oben durchstoßen und notiert erstmals seit acht Monaten wieder seitwärts. In der vergangenen Woche wurde die Linie „getestet“, was bedeutet: Der Dax-Chart fiel am vergangenen Dienstag auf diese Linie und prallte nach oben ab – was als Bestätigung eines Aufwärtstrends gilt.

Für Charttechniker gilt neben dem bisherigen Jahreshoch bei 10.485 Zählern, das bereits überwunden wurde, noch die Marke bei rund 10.500 bzw. 10.511 Zählern als wichtig. „Ein Durchbrechen dieser Hürden würde den Bullen enormen Rückenwind verleihen“, meint Jörg Scherer, technischer Analyst bei HSBC Trinkaus. Anderen Charttechniker erwarten bei Kursen oberhalb von 10.500 Punkten einen schnellen Anstieg um weitere 100 Punkten – einen sogenannten „short-queeze“.

Denn laut dem aktuellen Euwax-Sentiment der Börse Stuttgart haben sich in den vergangenen zwölf Monaten sich Anleger niemals so stark gegen fallende Kurse abgesichert wie in dieser Woche. Sollten die Kurse nun wieder steigen, stehen die Anleger unter Druck, ihre Absicherungspositionen aufzulösen. Das dürfte die Kurse weiter steigen lassen. Auch die aktuelle Stimmung an den Börsen spricht für steigende Kurse.  Denn nach der aktuellen Handelsblatt-Umfrage, bei der wöchentlich mehr als 2300 Anleger zur Situation an der Börse befragt werden, hat sich die Investitionsbereitschaft positiv entwickelt.

Nicht durch einen Anstieg der Kaufbereitschaft, sondern die Zahl derer, die verkaufen wollen, ist deutlich gesunken. „Vor dem Hintergrund des dünnen Handelsvolumens in diesen Sommerwochen ist es durchaus möglich, dass diese Stimmungslage bereits für höhere Notierungen ausreicht“, erläutert Sentimentsexperte Stephan Heibel. Denn wenn es  nur noch wenige Verkäufer gibt, um die Kurse steigen zu lassen, reichen wenige verbliebene Käufer für höhere Kurse. Negative Signale sendet allerdings der US-Markt. Dort sind die Anleger zu euphorisch, was als Kontraindikator gilt.

Munich Re im Fokus der Anleger

Börsianer spekulierten darauf, dass die Bank of England (BoE) ihre Geldpolitik weiter lockert, um eine Rezession in Folge des geplanten Ausstiegs Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) zu verhindern. Ian McCafferty, Führungsmitglied der Bank of England (BoE), schrieb in der "Times", dass die Zentralbank die Zinsen noch weiter Richtung null Prozent senken könne, falls sich die Wirtschaft weiter verschlechtere. Das Pfund Sterling fiel daraufhin um einen halben Cent auf 1,2988 Dollar. Das war der tiefste Stand seit vier Wochen. Vor wenigen Tagen erst hatte die BoE erstmals seit 2009 die Leitzinsen auf das historische Tief von 0,25 Prozent gesenkt.

Auch in China könnte die Notenbank nach Ansicht von Analysten ihre Geldschleusen weiter öffnen. Aktuellen Daten zufolge stiegen die Verbraucherpreise dort im Juli so wenig wie seit einem halben Jahr nicht mehr. Den asiatischen Börsen gab das Aufwind. "Niedrige Inflation bedeutet, dass es noch Spielraum für eine Lockerung der Geldpolitik gibt, was gut für Aktien ist", sagte Chang Chengwei, Analyst bei Hengtai Futures Co.

Für einen größeren Teil des Dax-Anstiegs war Münchener Rück mit einem Plus von 3,5 Prozent verantwortlich. Der Nettogewinn lag zwar mit 974 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert, das war aber deutlich mehr als Analysten erwartet hatten. Vor allem der Handel mit Währungen sorgte für klingende Kassen. Das ließ die Experten allerdings hellhörig werden. Diese Gewinne seien nicht nachhaltig, kritisierte Philipp Häßler von der Equinet Bank. Die operative Entwicklung sehe durchwachsen aus, schrieben Analysten der LBBW.

Freude herrschte bei Aktionären von Rational. Die Titel legten um bis zu 5,8 Prozent zu. Der Großküchen-Ausrüster kehrt am Donnerstag nach zweijähriger Abstinenz in den Nebenwerteindex MDax zurück. Er ersetzt dort den Roboterbauer Kuka, der vom chinesischen Hausgeräte-Hersteller Midea geschluckt wurde.

An der Börse in Wien vergraulte Voestalpine seine Anleger mit einem Gewinneinbruch. Das Unternehmen leidet unter einer schleppenden Nachfrage der Öl- und Gasindustrie und hatte Anlaufkosten für ein neues Werk in Texas zu tragen. Die Aktien verloren 3,3 Prozent. Aufwärts dagegen ging es hingegen für den österreichischen Industriekonzern RHI. Nach einer Prognoseanhebung legten die Aktien um 3,7 Prozent zu. Ein Gewinnanstieg im zweiten Quartal gab der Telekomfirma Altice an der Börse in Amsterdam einen Schub. Die Papiere sprangen um 12,6 Prozent in die Höhe. Handelsblatt / Jürgen Röder