Deutsche Anleihen = Zufluchtsort
Deutsche Staatsanleihen gelten in den Augen vieler Investoren offenbar weiterhin als eine der letzten verlässlichen Investments in der aktuell unsicheren Zeit der Staatsschuldenkrise. Dies spiegelt sich in Rekordkursen und niedrigen Renditen wider. So auch in der vergangenen Woche.
Die scheinbar unbegrenzte Nachfrage nach deutschen Staatsanleihen hat deren Kurse jüngst zu neuen Rekorden getrieben. Beispielhaft dafür steht die Entwicklung des Euro-Bund-Futures, der eine fiktive festverzinsliche Anleihe (6%) mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren ist. Er erklomm neue, noch nie da gewesene Höhen, sieht damit immer überhitzter aus. Gleichzeitig zu der ungebremsten Kursrally bei den Anleihenkursen sinken die Renditen, die sich aus der Kombination von Nominalverzinsung und Anleihenkurs ergeben. Hier gab es zuletzt neue historische Tiefs. Die von der Deutschen Bundesbank ermittelte durchschnittliche Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere sank in der vergangenen Woche unter 1,20% und markierte am Montag bei 1,17% ein neues Tief. Zum Vergleich: Das Zwischenhoch von April 2011 lag bei 3,26%.
Deutsche Staatsanleihen sind aktuell bei Anlegern einfach als Zufluchtsort heiß begehrt, obwohl Deutschland durch die großen Probleme in Euro-Ländern finanziell stark belastet werden könnte. Dies scheint aber ebenso wenig abzuschrecken, wie die Tatsache, dass unter Berücksichtigung der Inflation die realen Renditen schon seit einiger Zeit in den negativen Bereich gerutscht sind, Investoren also bewusst Vermögensverluste in Kauf nehmen, nur um ihre Investitionen in vermeintlicher Sicherheit zu wissen. Es fehlt schlicht und einfach an Alternativen. Ferner spitzte sich die Lage in anderen Euro-Ländern weiter zu. So haben in der vergangenen Woche die Renditen für spanische und italienische Staatsanleihen wieder merklich zugenommen, was wohl Ausdruck für Unsicherheit und zunehmende Zweifel der Märkte ist, dass die dortigen hohen Staatsverschuldungen unter Kontrolle gebracht werden können.