Die besten Aktienfonds
Viele Börsen liefen in den vergangenen 18 Monaten richtig gut. Das schlägt sich naturgemäß auch in den Fondsbilanzen nieder. Viele Anleger lassen sich von den üppigen Renditekennzahlen locken und steigen ein. Doch die Champions von heute stehen selten auch morgen noch auf dem Siegertreppchen.
Eine gute Nachricht vorweg. Die bei vielen Anlegern besonders beliebten Fonds mit Schwerpunkt auf deutsche Aktien ließen im vergangenen Jahr alle anderen Asset-Klassen weit hinter sich. Doch nicht nur die relative Wertentwicklung überzeugte. Mit einer durchschnittlichen Wertentwicklung von rund 17% weisen die Produkte laut Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) für das Gesamtjahr 2010 auch absolut eine hervorragende Performance auf.
Deutschen Sparern entgeht Milliardenvermögen
Betrachtet man die Ergebnisse der anderen Anlagegattungen, dürfte es der Mehrzahl der Sparer allerdings mulmig zumute werden: Denn der Euro-Rentenfonds brachte es laut BVI im Mittel nur auf Ergebnisse zwischen 1,0% bis 3,4%, Geldmarktfonds schafften mit durchschnittlich 0,6% nicht einmal den Inflationsausgleich und offene Immobilienfonds verloren sogar 1,3%. Und trotz dieser deutlichen Renditeunterschiede ging die Zahl der Aktionäre hierzulande im vergangenen Jahr signifikant zurück. Nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts (DAI) sank die Zahl der Aktionäre und Besitzer von Aktienfondsanteilen im zweiten Halbjahr 2010 um fast eine halbe Million. Insgesamt waren nur noch 8,2 Mio. Anleger in Deutschland direkt oder indirekt in Aktien investiert. Dies entspricht einem Anteil an der Gesamtbevölkerung von lediglich 12,6%. Anders ausgedrückt: 90% der Bevölkerung haben an dem fantastischen Aufschwung der deutschen Industrie überhaupt nicht partizipiert und aufgrund ihrer extrem konservativen Anlagepolitik ein Milliardenvermögen verspielt. Dabei wird der langfristige Vermögensaufbau gerade im Rahmen der privaten Altersvorsorge immer wichtiger.
Langfristige Auswirkungen der Renditeunterschiede
Die fehlende Beimischung von Aktien ist vor allem deshalb bedauerlich, weil sich der Renditeunterschied über längere Zeiträume überproportional stark bemerkbar macht: Aus einer Einmalanlage von 10.000 Euro werden bei einem Zinssatz von 3,0% nach 20 Jahren 18.061 Euro – bei einer durchschnittlichen jährlichen Verzinsung von 6,0% wären es im gleichen Zeitraum hingegen 32.071 Euro! Dass die Zahlen aus dem Beispiel nicht jenseits der ökonomischen Realität liegen, geht aus einer im April veröffentlichten Statistik des BVI hervor: „Ein Anleger, der vor 15 Jahren Anteile an einem deutschen Aktienfonds im Wert von 10.000 Euro gekauft hätte, würde jetzt ein Depotvermögen von 27.060 Euro besitzen. Das entspricht einem durchschnittlichen Zuwachs von 6,9%. Zum Vergleich: Der Zuwachs eines klassischen Euro-Geldmarktfonds liegt in der Zeit bei durchschnittlich 2,5% pro Jahr.“ Angesichts dieser Ergebnisse führt, zumindest im ersten Teil der Ansparphase, kein Weg an der Aktie, beziehungsweise dem Aktienfonds, vorbei: „Die Aktie wird von weiten Bevölkerungskreisen noch immer nicht als langfristiges Instrument zur Altersvorsorge wahrgenommen, sondern nur in ihren kurzfristigen Kursschwankungen. Die Aktie ist als Baustein der privaten Altersvorsorge unverzichtbar“, so Rüdiger von Rosen, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Aktieninstituts.
80% Rendite in einem Jahr
Noch deutlich mehr als mit deutschen Aktien war im letzten Jahr mit den performancestärksten Produkten aus dem Aktienuniversum zu holen: Mit zwei in US-Dollar denominierten Produkten auf den thailändischen Aktienmarkt, dem Allianz RCM Thailand A USD (WKN: A0Q1LJ), dem Fidelity Thailand A USD (WKN: 973268) und einem speziellen Rohstoffaktienfonds, dem Stabilitas Gold Resourcen Special Situations P (WKN: A0MV8V), waren rund 80% Gewinn möglich. Mit einem Plus von 68% beziehungsweise 55% schafften es aber auch der Craton Capital Precious Metal A (WKN: 964907) und der Aberdeen Global Emerging Markets Smaller Companys A2 (WKN: A0MQN4) in dieser Rangliste unter die Top-Fonds. Überhaupt fanden sich neben zahlreichen auf Small Caps fokussierten Produkten – der spektakulären Goldpreis-Rally sei Dank – 2010 besonders viele Edelmetall- beziehungsweise Goldminenfonds (z. B. JB Multipartner Gold Equity USD B oder Falcon Gold Equity A) unter den Top-Performern.
Glück meist von kurzer Dauer
Doch das sensationelle Abschneiden verstellt häufig den Blick auf die langfristige Entwicklung der Produkte. Schließlich verhält es sich mit den Fonds wie mit den Aktien. Die absolut stärksten Renditebringer hatte kaum jemand im Depot, dafür sind sie jedoch meist in aller Munde. Wer ein Vermögen aufbauen möchte, sollte weniger auf die 1-Jahres-Performance achten und stattdessen die langfristige Entwicklung der Produkte ins Auge fassen. Von vielen seriösen Fondsanalysehäusern werden aus gutem Grund Produkte überhaupt nicht berücksichtigt, die weniger als drei Jahre am Markt sind. Dass dies auch in der Praxis Sinn macht, lässt sich am oben genannten Stabilitas nachvollziehen. Betrachtet man die Wertentwicklung des Produktes über die letzten drei Jahre, liegt der Fonds trotz der überragenden Entwicklung 2010 nämlich mit rund 20% im Minus. Ein Blick auf die längerfristige Wertentwicklung scheint daher angeraten.
Nicht ohne Risiko
Häufig werden zu diesem Zweck Rankings über die besten Produkte über einen Zeitraum mehrerer Jahre erstellt. Gemessen an der Entwicklung über den Zeitraum Anfang 2009 bis Ende 2010 liegt nun der BGF Latin American Opportunities Fund A2 USD (WKN: A0MR7A) ganz vorne. Dahinter folgen jedoch bereits die beiden Thailand-Fonds aus der 1-Jahres-Wertung. Auf den weiteren Plätzen tauchen dann mit mehreren auf Gold- und Edelmetallaktien fokussierten Produkten wie beispielsweise Falcon (WKN: 972376) und Craton ebenfalls weitere alte Bekannte auf. Diese Tatsache ist für langfristig orientierte Anleger eigentlich ein Warnsignal. Schließlich handelt es sich bei all diesen erfolgreichen Anlagevehikeln um Spezialitätenfonds. Letztere zeichnen sich aufgrund ihrer eingeschränkten Anlagepolitik durch eine hohe Volatilität und damit letztlich durch ein hohes Risiko aus.
Messlatte der Profis nutzen
Bei der Ermittlung der besten Produkte ist eine reine Performance-Betrachtung also nicht der Königsweg, da die Risiken schlichtweg außen vor gelassen werden. Um zu ermitteln, ob das Fondsmanagement einen echten Mehrwert für den Anleger generiert hat, sollte stattdessen die Performance der Fonds mit dem Risiko in Bezug gesetzt werden. Auf diese Weise kommt man zu der risikoadjustierten Rendite. Sie wird in Form der Sharpe Ratio berechnet und enthält im Zähler die sogenannte Überschussrendite. Darunter versteht man die über die sichere Geldmarktanlage hinausgehende Rendite. Liegt beispielsweise der risikolose Geldmarktzins bei 2% und das betrachtete Investment-Produkt erwirtschaftete im gleichen Zeitraum 12%, so hat Letzteres eine Überschussrendite von 10%. Diese wird nun zum Risiko ins Verhältnis gesetzt, das sich in der Volatilität ausdrückt.
Die wahren Champions
Eine positive Sharpe Ratio zeigt demnach an, dass gegenüber der risikolosen Geldmarktanlage eine Überrendite erwirtschaftet wurde und in welchem Verhältnis diese zu dem eingegangenen Risiko steht. Und siehe da, gemessen an der Sharpe Ratio über den Zeitraum der letzten drei Jahre verändert sich das Ranking. Mit einem Wert von 1,25 rangiert der Aberdeen Global Asian Smaller Companies A2 (WKN: A0HMM3) unangefochten auf dem ersten Platz. Dahinter folgen – mit einem Wert von 0,77 – der First State Global Emerging Markets A (WKN: 728156) und der Neptune Japan Opportunities A Acc GBP (WKN: A0X9SS).
Fazit
Eines sollte dem Anleger bewusst sein: Auch wenn die Analyse der Kennzahlen der einzelnen Fonds notwendig ist, um aus der Vielzahl der Produkte die wirklich guten Manager herauszufiltern, so ist dies doch auch immer ein Blick in die Vergangenheit. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, greift zu Indexfonds auf große Benchmarks wie beispielsweise den db x-trackers MSCI World Index ETF (WKN: DBX1MW) oder den iShares DJ Asia/Pacific select (WKN: A0J203). Spezialitätenfonds können darüber hinaus eingesetzt werden, um die Rendite in einem größeren Portfolio zu optimieren. Diese Produkte sollten in einem gut strukturierten Depot jedoch immer nur einen kleinen Prozentsatz des Anlagevolumens ausmachen.