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Die besten Aktienfonds

Die Zahl der Aktienfondsbesitzer nahm im letzten Jahr wieder zu. Das ist insofern erstaunlich, als die Aktienmärkte 2011 in der Breite deutliche Verluste ausweisen mussten. Trotzdem sind Aktienfonds auch aktuell eine gute Wahl. Warum sie jetzt kaufen sollten, und vor allem welche Produkte, erfahren Sie hier.

BÖRSE am Sonntag

Der DAX verlor 2011 unter dem Strich um gut 15,4% – noch schlechter lief der EURO STOXX 50 mit –17,5% und der TecDAX verlor sogar um 19,5%. Angesichts solcher Zahlen hatte wohl niemand damit gerechnet, dass die Deutschen ihre Positionen ausbauen. Doch genau das ist geschehen. Man könnte auch sagen, die Anleger verhalten sich mittlerweile antizyklisch.  

Geduld der Anleger auf harte Probe gestellt

Die Zahl der Aktienfondsanleger kletterte im ersten Halbjahr 2011 um 117.000 auf insgesamt 6,1 Mio. Im zweiten Halbjahr stieg ihre Zahl nochmals um 89.000. Damit halten 9,6% der deutschen Bevölkerung Anteile an Aktien- oder gemischten Fonds. Mindestens jeder zehnte Deutsche ist also zumindest indirekt Aktionär und auf diese Weise am Produktivkapital des Landes beteiligt. Angesichts der niedrigen Zinsen für Tagesgeld, Bundesanleihen & Co. sowie der anziehenden Inflationsraten ist das eine gute Nachricht. Denn Aktien – und damit auch Aktienfondsanteile – zählen zu den Sachwerten und bieten einen gewissen Schutz vor der gefürchteten Geldentwertung. Auch wenn das vergangene Jahr die Leidensfähigkeit der Inhaber von Aktien und Fonds auf eine harte Probe gestellt hat.  

Sanierung auf Kosten der Sparer

Die Inflationsrate beträgt in Deutschland aktuell gut 2,1%. Geht man davon aus, dass dieser Wert so schnell nicht wieder sinken wird – beziehungsweise sogar weiter steigen dürfte – benötigt man Anlageformen, die auf längere Sicht eine höhere Rendite erwirtschaften. Mit Bundesanleihen, Tagesgeld, Geldmarktfonds und anderen hierzulande besonders beliebten Anlageprodukten ist dies in der aktuellen Niedrigzinsphase nicht zu schaffen. Eine Entwicklung, die den hoch verschuldeten Staaten zupasskommt. Dies wird an einem Beispiel deutlich: „Nimmt man eine durchschnittliche Verzinsung der Schulden von 2% an, derzeit liegt sie noch bei 3,7%, liegen die deutschen Staatsschulden bei 3% Inflation im Jahr 2030 bei nur noch 58%. Bei 5% Inflation wäre das schon in neun Jahren erreicht“, rechnet Dyrk Scherff in einem aktuellen Artikel der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vor. Dass dies nicht völlig aus der Luft gegriffen ist, unterstreichen Äußerungen von Experten. So brachte beispielsweise Olivier Blanchard, der Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, bereits Inflationsraten von 4% ins Gespräch. Die Sanierung der Staatsfinanzen würden auf diese Weise klammheimlich die Sparer bestreiten. Weil die durchschnittliche, jährliche Wertentwicklung von Aktienfonds mit Schwerpunkt Deutschland, Europa und internationalem Anlageschwerpunkt über die letzten 20 Jahre deutlich über diesem Niveau lag (4,5–6,3%), sollten sich Anleger verstärkt mit dieser Produktgruppe auseinandersetzten. Die langfristige Betrachtung ist deshalb so wichtig, weil kurzfristig – das heißt bei der Betrachtung einzelner Jahre – zum Teil auch erhebliche Verluste in Kauf genommen werden müssen.

2011 kein Jahr für Aktienfonds

Dies war just im letzten Jahr der Fall. So haben 2011 selbst die besten Aktienfonds, die das Fondsanalysehaus Lipper bei den Produkten mit stabilem Ertrag ausweist, teilweise 20% und mehr verloren. Die überwiegende Zahl – nämlich 20 der 30 besten Aktienfonds mit stabilem Ertrag – mussten für 2011 eine negative Wertentwicklung ausweisen. Das gleiche Bild bietet sich bei der Betrachtung aller Fonds: Aktienfonds mit Schwerpunkt Deutschland oder Europa mussten 2011 laut Bundesverband Investment und Asset Management e. V. (BVI) im Schnitt jeweils Abschläge von rund 10% hinnehmen. Etwas besser hielten sich noch Aktienfonds mit Schwerpunkt Emerging Markets (–6,9%) – beziehungsweise mit weltweitem Fokus. Letztere verloren lediglich um rund 3%. Richtig schlimm sieht es hingegen bei Osteuropa-Produkten aus. Diese gerieten mit 17,2% mächtig unter die Räder. Wer allerdings schon etwas länger in Fonds investiert ist, dürfte den Einbruch des letzten Jahres gelassen zur Kenntnis nehmen. Auf Sicht der letzten drei Jahre weisen Aktienfonds mit Schwerpunkt Deutschland im Schnitt eine Wertsteigerung von 44%, Aktienfonds Europa ein Plus von 29% und Aktienfonds Osteuropa sogar eine Steigerung von knapp 60% aus!

+200% mit den derzeit besten Aktienfonds

Die Produkte mit der besten Performance in den letzten zwölf Monaten sind aufgrund der Sondersituation durchweg Spezialprodukte. Auf den vorderen Plätzen finden sich fast ausschließlich Produkte, die Short-Strategien verfolgen – beispielsweise der RBS Market Access Short FTSE (WKN: A1H6JB) bzw. der DB X-TRACKERS MSCI Emerging Markets (WKN: DBX0G4). Daneben haben es lediglich ein Aktienfonds mit Schwerpunkt Philippinen (WKN: DBX0H9) sowie einige Produkte auf amerikanische Aktien auf die vorderen Plätze geschafft. Hierunter finden sich insbesondere Indexfonds (ETF) auf den technologielastigen NASDAQ-Index von Amundi (WKN: A1C0B6), Lyxor (WKN: 541523) und iShares (WKN: A0F5UF) sowie Value-Fonds (WKN: 972719) mit US-Fokus. Bei einem etwas längeren Betrachtungszeitraum dreht sich dieses Bild bereits deutlich: In der Rangliste über die letzten drei Jahre belegen Thailand-Fonds alle Top-Plätze. Der Spitzenreiter, der Thailand-Aktienfonds der Fondsgesellschaft Allianz (WKN: A0Q1LH), kommt in diesem Zeitraum auf eine kumulierte Wertentwicklung von über 200%!

Wie viel Risiko darf es denn sein?

Für mittel- bis langfristig orientierte Investoren eignen sich all diese Produkte jedoch höchstens zur Beimischung. Sie sollten sich stattdessen an der Wertentwicklung des iShares MSCI World orientieren. Gemessen an dieser Benchmark lassen sich nun Fonds identifizieren, die über längere Zeiträume eine ähnliche risikoadjustierte Wertentwicklung erwirtschaften. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten. Einmal, indem man mit weniger Risiko – sprich geringeren Schwankungen – weniger absolute Rendite generiert, oder, indem man ein höheres Risiko in Kauf nimmt und im Gegenzug eine höhere absolute Rendite generiert. Zu Letzteren zählen nach Berechnungen der Stiftung Warentest (test.de; 31.12.2006–31.12.2011) beispielsweise der M&G Global Basics  (WKN: 797735), der DWS Internationale Aktien (WKN: 984801), der Warburg Value (WKN: A0DN29) oder der Carmignac Investissement (WKN: A0DP5W). Zu den Vehikeln, die mit weniger Risiko arbeiten, zählen beispielsweise der Flossbach von Storch Aktien Global  (WKN: 989975) oder der R + P Universal Fonds (WKN: 531696).

Folgsamkeit zahlt sich aus

In den Ranglisten, die sich auf lange Zeiträume beziehen, findet sich noch eine Gattung an Aktienfonds, die sich deutlich von der Konkurrenz unterscheidet: So verfolgen beispielsweise der RAM Dynamisch (WKN: 988728) und  der C-Quadrat Arts Best Momentum (WKN: 541664) prozyklische Handelsstrategien. Die sogenannten Trendfolger, erhöhen den Anteil der risikobehafteten Assets – wie beispielsweise Aktien –, wenn die Märkte steigen, und reduzieren diesen, wenn die Märkte fallen. Abrupte Schwankungen an den Märkten führen jedoch zu Verlusten – siehe 2011 – und in Phasen ohne klare Trends fallen diese Vehikel gegenüber dem Markt zurück. Trotzdem haben sich die Modelle langfristig sehr gut geschlagen. So kann der C-Quadrat Fonds über die letzten zehn Jahre eine durchschnittliche Rendite von über 4% p. a. vorweisen – während Aktienfonds mit Fokus internationale Aktien laut BVI im Durchschnitt lediglich 0,6% p. a. schafften.

Fazit

Das letzte Jahr war für die Inhaber von Aktienfonds eine handfeste Enttäuschung. Über kurz oder lang dürfte es sich jedoch auszahlen, dass die Deutschen ihre Positionen in diesem Bereich ausgebaut haben. Denn wie oben dargestellt, dürften Sparer den Verzicht auf Aktien langfristig teuer bezahlen. Im Rückblick dürfte sich die aktuelle Phase dann als idealer Zeitpunkt zum Einstieg oder aufstocken von Aktienfondsanteilen erweisen.