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Die wichtigsten Fondsarten im Überblick

Die Zahl der Fondsbesitzer in Deutschland ist im Rahmen der Finanzkrise deutlich zurückgegangen. Insbesondere bei den einstigen Lieblingen Geldmarkt- und offenen Immobilienfonds ist viel Vertrauen verspielt worden. Zudem tobt ein Glaubenskrieg um aktive und passive Fondskonzepte.

BÖRSE am Sonntag

Auf der Beliebtheitsskala der Fondsanleger stehen auf Aktien beruhende Produkte nach wie vor ganz oben: Fast zwei Drittel (61%) haben laut BVI Aktienfonds im Depot. Investmentfonds können jedoch mit sehr unterschiedlichen Underlyings aufgelegt werden. Je nach Basiswerten unterscheidet man in der Regel Mischfonds, Geldmarktfonds, Rentenfonds, Aktienfonds und offene Immobilienfonds.

Offene Immobilienfonds weiter geschlossen, ...

Nach der eigenen Immobilie rangieren Letztere bei den Deutschen nach wie vor auf Platz vier der beliebtesten Fondsinvestments. Doch die Unzulänglichkeiten dieser Verpackung traten in den vergangenen beiden Jahren schonungslos zutage. So trennten sich aufgrund der Finanzkrise bereits 2008 viele institutionelle Anleger von ihren Anteilen. Weil deren Liquidität dadurch unter das gesetzlich vorgeschriebene Niveau zu rutschen drohte, sahen sich einige Fonds gezwungen, die Rücknahme der Anteile auszusetzen. Anleger, die ihre Anteile in dieser Situation verkaufen mussten oder wollten, konnten dies - wenn überhaupt - nur noch über Fondsbörsen realisieren und dann auch nur mit exorbitanten Abschlägen. Wegen drohender Mittelabflüsse sind nach wie vor einige offene Immobilienfonds geschlossen.

... aber besser als ihr Ruf

Das Versprechen der Anbieter, dass es sich bei offenen Immobilienfonds um ein liquides Produkt mit besonders hoher Sicherheit handelt, wurde damit widerlegt. Auch in Sachen stabiler Rendite können die Produkte nicht mehr punkten: Sie erwirtschafteten im vergangenen Jahr durchschnittlich nur noch eine Rendite von 2%. Eine deutliche Besserung in diesem Jahr ist nicht in Sicht. Dennoch gilt: Die Mehrzahl der offenen Immobilienfonds hat das Jahr 2009 mit ordentlichen Renditen abgeschlossen. Für die schlechte Durchschnittsrendite waren nämlich nur einige wenige extreme Ausreißer verantwortlich. Gemessen an der Höhe der Mittelzuflüsse sind offene Immobilienfonds wieder gut im Geschäft: In den ersten sechs Monaten lag das Nettomittelaufkommen bereits höher als im gesamten letzten Jahr. Und das zu Recht: Über längere Zeiträume finden sich, trotz der zwischenzeitlichen Turbulenzen, nur schwer Anlagen, die bei einem ähnlichen Risikoprofil mehr Rendite erwirtschaften als gute offene Immobilienfonds.

Rentenfonds mit hohen Zuflüssen

An Beliebtheit gewonnen hat, gemessen am Mittelzufluss, auch ein anderes Sorgenkind der jüngeren Vergangenheit: Rentenfonds. Also Produkte, die ausschließlich auf festverzinsliche Wertpapiere wie Anleihen ausgerichtet sind. Gemessen am Gesamtvolumen rangieren diese konservativen Fonds in der Anlegergunst seit Jahren auf Platz 2. Im laufenden Jahr konnten sie diese Position nicht nur verteidigen, sondern verzeichnen mit 7,5 Mrd. Euro auch erstmals wieder deutliche Mittelzuflüsse. In den Jahren 2007 bis 2009 wurden rund 12 Mrd. Euro aus diesem Bereich abgezogen. Verantwortlich für das vorübergehende Minus der Rentenfonds waren zunächst Positionen, die im Zuge der ersten Stufe der Finanzkrise erheblich an Wert verloren. Weil die Anlagestrategien bei diesen Produkten jedoch sehr unterschiedlich sind, traf diese Entwicklung nicht alle Fonds. Während manche Fondsmanager nur sichere Papiere kauften, wie beispielsweise erstklassige europäische Staatsanleihen, versuchten andere die Rendite mit weiteren Instrumenten aufzubessern.

Mehr Rendite nur bei mehr Risiko

Dies lässt sich beispielsweise mit Hilfe von Pfandbriefen, Derivaten und Genussscheinen bewerkstelligen. Je nach Gewichtung können Risiko und Ertrag damit höher oder niedriger ausfallen. Im Zuge der Finanzkrise gerieten jedoch insbesondere Genussscheine und Asset Backed Securities (ABS) unter die Räder. Bei Letzteren handelt es sich um ein Portfolio aus verbrieften Forderungen, zum Beispiel Hypotheken oder Krediten. Betroffen war zum Beispiel der Rentenfonds DWS Inrenta (WKN 847403), der zwischenzeitlich einen Verlust von 11,7% ausweisen musste. Im Zuge der zweiten Stufe der Finanzkrise, die im laufenden Jahr in Form der Schuldenkrise in Griechenland kulminierte, gerieten dann weitere Rentenfonds unter Druck: Der DWS Invest Eurobond (WKN A0JME7) und der UniEuroKapital (WKN 972308) verloren beispielsweise binnen eines Monats mehr als 1,5%. Im Zuge des Schutzschirms der Europäischen Union sowie der allgemeinen Stimmungsaufhellung haben sich jedoch auch die genannten Produkte mittlerweile wieder deutlich erholt. Bei Neuengagements sollten Anleger aber auch bei Rentenfonds genau prüfen, in welche Anleihen welcher Bonität investiert wird.

Geldmarktfonds im Abseits

Die vermeintlich sogar noch sichereren Geldmarktfonds wurden von der Finanzkrise ebenfalls kalt erwischt. Auslöser war hier die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers. Durch die Hysterie kamen die Finanzströme zum Erliegen und schickten die kurzfristigen Zinsen auf Rekordtiefwerte. In diesem Umfeld bekamen auch die Geldmarktfonds Probleme, da viele Fondsmanager die Einlagen bereits vor der Finanzkrise in kurzfristige Bankschuldverschreibungen investiert hatten, um die Performance zu steigern. Auch diese Papiere verloren jedoch mit den allgemeinen Turbulenzen kräftig an Wert. An sich wäre das kein Problem gewesen, da sich die Kurse seither wieder erholt haben. Doch seit der Krise ist das Vertrauen in den einstmals heiß geliebten Sparbuchersatz dahin: Nachdem 2009 bereits über 16,8 Mrd. Euro aus diesen Produkten abgezogen wurden, setzte sich die Flucht in diesem Jahr nahezu ungebremst fort: Zwischen Januar und Ende Juli wurden nochmals 8,8 Mrd. Euro abgezogen. Seit Mitte 2008 hat sich das Anlagevolumen in den Geldmarktfonds damit halbiert. Im derzeitigen Niedrigzinsumfeld stellt sich unweigerlich die Frage nach der Daseinsberechtigung dieser Produkte. Anleger, die ihr Geld nur kurzfristig parken möchten, sind mit den Tagesgeldkonten der Direktbanken und Kreditkartenunternehmen derzeit meist besser bedient.

ETFs können weiter zulegen

Börsengehandelte Fonds liegen im Trend und dringen in immer mehr Segmente vor. Ausgestattet mit einem Hebel, machen sie inzwischen auch Zertifikaten Konkurrenz. Generell versteht man unter ETFs passiv gemanagte, börsengehandelte Fondsprodukte. Sie sind in ihrer Zusammensetzung und Gewichtung strikt an einen bestimmten Basisindex gebunden, den sie im Verhältnis 1:1 abbilden. Im Unterschied zu herkömmlichen Investmentfonds werden sie wie Aktien direkt und kontinuierlich an einer Börse gehandelt. Der Preis wird also nicht nur einmal täglich festgestellt, sondern richtet sich den ganzen Tag nach Angebot und Nachfrage. ETFs verbinden damit die Flexibilität einer Aktie mit den Diversifizierungseffekten eines Investmentfonds, und das zu besonders günstigen Preisen: Beispielsweise kostet ein ETF auf den DAX eine jährliche Managementgebühr von 0,20% p.a. Ein Investmentfonds auf deutsche Standardaktien aus dem DAX kostet etwa 1,5% bis 2%, dazu kommen noch mögliche Ausgabeaufschläge, die bei ETFs ebenfalls nicht anfallen. Ergänzend ist festzustellen, dass aktiv gemanagte Fonds nicht nur teurer sind, sondern langfristig meist hinter ihrer Benchmark zurückbleiben. Daher erfreuen sich die Newcomer einer stetig steigenden Nachfrage und bieten sich im Rahmen des Vermögensaufbaus als ideale Bausteine für Privatanleger an.