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Dividendensaison 2019: Grund zum Dauerjubel oder Abschiedsspiel?

Die Dividendensaison 2019 geht gerade in die heiße Phase und zeigt, dass sich die Aktionäre auch in diesem Jahr wieder über hohe Ausschüttungen freuen können. Dies ist Ausdruck der guten Wirtschaftslage, die auch die Unternehmensgewinne der letzten Jahre stark positiv beeinflusst hat. Doch wie gut steht es um die Dividenden wirklich? Lohnt sich der Einstieg für Anleger auch 2019 noch und wie könnte die Zukunft angesichts sich eintrübender konjunktureller Aussichten aussehen?

BÖRSE am Sonntag

Die Dividendensaison 2019 geht gerade in die heiße Phase und zeigt, dass sich die Aktionäre auch in diesem Jahr wieder über hohe Ausschüttungen freuen können. Dies ist Ausdruck der guten Wirtschaftslage, die auch die Unternehmensgewinne der letzten Jahre stark positiv beeinflusst hat. Doch wie gut steht es um die Dividenden wirklich? Lohnt sich der Einstieg für Anleger auch 2019 noch und wie könnte die Zukunft angesichts sich eintrübender konjunktureller Aussichten aussehen?

Rekordsaison in Deutschland – Aktionäre haben noch nie so viel Dividende erhalten

2019 dürfen sich die Aktionäre über einen warmen Regen freuen: Insgesamt schütten die deutschen Aktiengesellschaften 57 Milliarden Euro an ihre Anteilseigner aus. Somit wird das Rekordergebnis aus dem Jahr 2018 noch einmal um 6,6% übertroffen. Ein Blick auf die DAX-Konzerne zeigt dabei sehr eindringlich, dass die Dividenden sich seit ca. 10 Jahren bis auf einige Ausnahmen kontinuierlich in eine Richtung bewegen: nach oben.

Dies besteht sich bei einem Blick auf die durchschnittlichen Dividendenrendite verschiedener DAX-Titel im Durchschnitt der letzten 10 Jahre:

- RWE: 5,51%
- Deutsche Telekom: 5,18%
- E.ON: 5,02%
- Münchener Rück: 4,96%
- Daimler: 4,79%
- Allianz: 4,75%

Gut ist nicht gut genug: Ausschüttungen könnten höher ausfallen

Wer sich näher mit Dividenden beschäftigt, schaut bei einer Aktie in diesem Zusammenhang vor allem auf 3 wichtige Kennzahlen

1. Dividendenrendite

Die Relation aus Dividende und Aktienkurs zeigt zumindest auf Dividendenebene eine Art Verzinsung der Aktie an (die Kursentwicklung wird bei der Betrachtung außen vor gelassen). Im DAX liegt die Dividendenrendite durchschnittlich bei ca. 2,5-3,5%, wohingegen die Top-Titel auch Werte von ca. 5% erreichen.

2. Die Entwicklung der Dividende

Konnte das Unternehmen über mehrere Jahre hinweg gute Dividenden bezahlen? Werden die Dividenden aus Gewinnen beglichen oder muss dafür die Substanz angegriffen werden? Solche Fragen sind für Dividendenjäger sehr wichtig, denn nur so lässt sich feststellen, ob das Unternehmen auch wirklich gesund ist. Betrachten Anleger ausschließlich die Dividendenrendite, kann dies zu Verzerrungen führen. Ein niedriger Aktienkurs lässt die Dividendenrendite nämlich ebenso ansteigen wie eine Erhöhung der Dividende selbst.

3. Ausschüttungsquote

Welchen Anteil vom Gewinn schüttet eine Aktiengesellschaft an ihre Anteilseigner aus? Die Ausschüttungsquote ist ebenfalls eine wichtige Kennzahl, weil sie anzeigt, ob eine Dividendenerhöhung aufgrund höherer Gewinne erfolgt oder zur Umwerbung der Aktionäre auf Rücklagen zurückgegriffen wird.

Die Ausschüttungsquote wird dabei aktuell von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) deutlich kritisiert. In der aktuellen Dividendenstudie monieren die Anlegerschützer, dass die Unternehmen ihre Ausschüttungsquote von 42% im Vorjahr auf aktuell ca. 40% gesenkt hätten. Die Unternehmen bauten also lieber Sicherheitspolster für schlechte Zeiten auf als den Aktionären ihren angemessenen Anteil am Gewinn zu gewähren.

Welche Unternehmen besonders viel Dividende auszahlen

Welche Unternehmen zahlen 2019 besonders viel Dividende an ihre Anteilseigner aus? Hier ein Überblick:

1. Allianz: Der Versicherungskonzern lässt seine Aktionäre am Unternehmenserfolg teilhaben und zahlt 2019 insgesamt 9 Euro pro Aktie aus. Dies macht insgesamt 3,8 Milliarden Euro und damit den Spitzenplatz unter den DAX-Konzernen.

2. Daimler: Der Autokonzern Daimler wurde in diesem Jahr vom Thron des Dividendenspitzenreiters gestoßen und hat die Dividende zudem gekürzt. Die Aktionäre müssen sich 2019 mit 3,25 Euro pro Aktie zufriedengeben, womit der Konzern nach wie vor 3,5 Milliarden Euro ausschüttet.

3. Deutsche Telekom: Wer Telekom-Aktien sein Eigen nennt, kann sich 2019 über 70 Cent pro Aktie freuen – ein Anstieg um 8% im Vergleich zum Vorjahr. Da jedoch der Gewinn stark eingebrochen ist, zahlt die Telekom die insgesamt 3,3 Milliarden Euro Ausschüttung zum Teil aus Rücklagen.

4. Siemens: Siemens zahlt mit 3,80 Euro pro Aktie eine mehr als ansehnliche Dividende aus und hat diese in den letzten Jahren zudem kontinuierlich gesteigert. Insgesamt zahlte der Konzern damit 3 Milliarden Euro an seine Aktionäre aus.

5. BMW: Auch wenn BMW die Dividendenausschüttung um 13% auf 3,50 Euro pro Aktie gesenkt hat.

6. Adidas: Aktionäre von Adidas werden sich im Jahr 2019 auf eine Dividende von 3,35 Euro pro Aktie freuen können. Sie liegt damit um 29% höher als im Vorjahr, was angesichts einer Gewinnsteigerung von 55% sogar noch eher bescheiden ausfällt.

7. Volkswagen: Mit 4,86 Euro je Vorzugsaktie und einer Dividendensteigerung um 23% im Vergleich zum Vorjahr versucht Volkswagen, seinen Aktionären nach dem Dieselskandal wieder so etwas wie Normalität zu vermitteln

8. Munich Re: Die Münchener Rückversicherung bietet seinen Aktionären bereits seit 12 Jahren eine stetig steigende Dividende. Mit 9,25 Euro pro Aktie können sich die Anteilseigner wieder über einen Zuwachs um 8% freuen.

9. Continental: Die Autoindustrie hat es angesichts des Wandels aktuell nicht leicht. Trotzdem steigert der Autozulieferer aus Hannover die Dividende um 6% auf 4,75 Euro pro Aktie.

Ist die Dividenden-Rally bald vorbei?

Während die letzten Jahre für die Aktionäre eher einer Art Dividenden-Rally mit Rekordausschüttungen glichen, könnte es in Zukunft deutlich schwieriger werden. Die konjunkturelle Abkühlung ist auch in Deutschland kaum noch zu übersehen. So hat selbst die Bundesregierung ihre Konjunkturprognose für 2019 auf 0,5% halbiert.
 
Darüber hinaus scheinen auch die Unternehmen in Deutschland zunehmend skeptischer zu werden. Dies zeigt sich im Ifo-Geschäftsklima-Index, der nach einer Erholung im März im April erneut deutlich auf 99,2 Punkte gesunken ist. Die Geschäftsleute beurteilten dabei sowohl ihre derzeitige Lage als auch die Zukunftsaussichten der nächsten 6 Monate tendenziell negativ.

Liegen die Dividenden schon 2020 niedriger?

Es besteht durchaus die Gefahr, dass die Dividenden im Jahre 2020 für das laufende Geschäftsjahr niedriger ausfallen werden. Die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen haben sich zuletzt eher verschlechtert. Es kommt dabei natürlich immer auf das jeweilige Unternehmen und die Dividendenpolitik an, aber Anleger sollten tendenziell von sinkenden Dividenden ausgehen.

Sind Dividenden die neuen Zinsen?

Gerade für sicherheitsorientierte Anleger stellt sich natürlich die Frage, ob angesichts der aktuell eher unbefriedigenden Zinssituation die Dividenden eventuell die neuen verlässlichen Renditen darstellen könnten. Die Sparzinsen bewegen sich aktuell bei durchschnittlich 0,13%, was angesichts der Nullzinspolitik der EZB auch kein Wunder ist. Wer also Geld auf einem Tagesgeld- oder Festgeldkonto anlegt, verliert aufgrund der Inflation real jedes Jahr an Kaufkraft. In Anbetracht der Tatsache, dass die Konjunktur sich aktuell eher abkühlt, ist zudem auch noch nicht damit zu rechnen, dass die Leitzinsen allzu bald steigen werden.
Doch lassen sich Dividenden also nutzen, um regelmäßige und relativ sichere Erträge zu erzeugen? Diese Frage lässt sich nur teilweise bejahen. Dividenden bringen im Normalfall regelmäßige Auszahlungen mit sich, jedoch ist das Ganze mit Einschränkungen versehen:

- Volatilität: Dividenden können je nach Geschäftslage eines Unternehmens durchaus deutlich schwanken. Die Volatilität fällt zwar nicht so stark aus wie bei Aktienkursen, aber ein komplett verlässlicher Cash-Flow lässt sich so nicht realisieren.

- Mittelabfluss: Die Dividendenauszahlung sorgt für einen Geldmittelabfluss aus dem Unternehmen. Dieser wird wiederum im Aktienkurs eingepreist, so dass der Kurs genau um den Betrag sinkt, der am Ende ausgezahlt wird.

Wer also bei Aktien auf eine Dividendenstrategie baut, fährt in vielen Fällen nicht schlecht, jedoch sollten sich Anleger immer darauf besinnen, dass sie sich nicht komplett auf die Auszahlungen verlassen können. Jedes Unternehmen kann in eine Schieflage geraten und natürlich stehen auch dann die Dividendenzahlungen zur Disposition. Somit lässt sich festhalten: Dividenden sind in vielen Fällen deutlich profitabler als Zinsen, unterliegen jedoch trotzdem größeren Schwankungen.

Die Zeiten für Dividendenjäger werden härter

Die Dividendensaison 2019 kann als Höhepunkt der jüngeren Aktiengeschichte angesehen werden. Das gute Geschäftsklima der letzten Jahre hat immer wieder neue Dividendenrekorde mit sich gebracht, die den Aktionären entsprechende Einnahmen brachten. Da es jedoch sehr viele Anzeichen für eine deutliche Abkühlung der Konjunktur gibt, ist auch damit zu rechnen, dass die Dividendenrally sich dem Ende zuneigt.