E-Antrieb, Wasserstoff oder gleich im Flugtaxi fliegen?
Die Mobilitätswende gilt als eine der größten deutschen Herausforderungen in Gegenwart und Zukunft gleichermaßen. Auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel diskutierten Entscheider der Branche und ein Flugtaxi-Erfinder Ansätze und Technologien.
Die Mobilitätswende gilt als eine der größten deutschen Herausforderungen in Gegenwart und Zukunft gleichermaßen. Auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel diskutierten Entscheider der Branche und ein Flugtaxi-Erfinder Ansätze und Technologien.
Dass die Automobilbranche eine deutsche Schlüsselindustrie ist, das ist weithin bekannt. Umso schriller läuten jetzt freilich die Alarmglocken, wo es doch auf einmal um deren Existenz geht. Global steckt die Branche in der Krise, Investitionen in Elektrifizierung und Automatisierung fressen die Gewinne auf. Die Klimadiskussion lastet auf dem Image. Und die Innovationen kommen auf einmal aus den USA und China. Umso schneller muss nun ein Umdenken her. Um Schritt zu halten im internationalen Wettbewerb, aber auch um neue CO2-Grenzwerte einzuhalten.
Nur wie, wenn so wenig vorhersehbar scheint, wie selten zuvor. „Früher konnten wir bis auf die erste Nachkommastelle planen, heute geht das nicht mehr“, sagt Jan Michel, Chief Strategy Officer bei Audi. Inzwischen gebe es viele neue Wettbewerber, mit unterschiedlichstem Industriehintergrund, so Michel. „Dazu regulative Eingriffe und technische Herausforderungen, welche die Kosten nach oben treiben“. Klar aber sei auch, sagte Michel: „Wir müssen die Zukunft gestalten. Wir sind Teil der Lösung, nicht des Problems.“
Nur, wie sieht sie aus, die Zukunft? Fährt das Automobil von Morgen mit E-Antrieb oder setzt sich doch die Wasserstofftechnologie durch? „Ein Entweder-Oder wird es nicht geben“, sagte Anne Kleczka, Leiterin der Bereichs- und Prozessentwicklung für Digitalisierung und Autonomes Fahren bei BMW. „Ich glaube an die Koexistenz.“ Anderenfalls, so Kleczka, könnte alle Kundenwünsche gar nicht befriedigt werden. Das glaubt auch Michel: „Der Antrieb der Zukunft wird elektrisch sein, in welcher Ausprägung auch immer.“ Entscheidend dürfte sein, wer als erster „den Punkt findet, die Kosten dahin zu bringen, um am Ende Geld zu verdienen.“ Und: „Technologien, die wir nicht zu 100 Prozent ausschließen können, sollten wir zumindest technologisch beherrschen.“
Michels Wunsch an die Politik: Der Gesetzgeber dürfe nicht nur fordern, es wäre schön, er würde den „gleichen Mut aufbringen wie wir“. Heißt zum Beispiel den Ausbau der Ladeinfrastruktur vorantreiben. Das will auch der britische Energieriese BP tun. „Wir haben in Großbritannien den führenden Ladesäulenbetreiber gekauft, dieses Investment wollen wir dazu nutzen, systematisch Ladesäulen an Tankstellen zu schaffen“, sagte Wolfgang Langhoff, Vorstandsvorsitzender BP Europa.
Tassilo Wanner derweil, denkt die Mobilitätswende im Rahmen von Lilium radikal neu. Gemeinsam mit 400 Mitarbeitern entwickelt er ein Flugtaxi, das senkrecht starten und rein elektrisch fliegen soll. Der Zulassungsprozess für das ehrgeizige Projekt läuft. „Das geschieht nicht über Nacht“, erklärte Wanner. „Es wird noch einige Jahre dauern, 2025 ist unser Ziel“. Überhaupt muss ja erst einmal zu Ende entwickelt werden. Irgendwann wirbt Wanner „können dann zwischen zehn und zwölf Personen pro Stunde vom Tegernsee an den Flughafen in München fliegen“. Dazu könne man zu Taxipreisen in den Markt einsteigen.
Auch Wanner und Lilium könnten so ein weiterer dieser neuen Konkurrenten für die deutsche Automobilindustrie werden. Oder ein neuer Partner. Denn bei einer Sache sind sich die Experten auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel einig: Kooperationen werden in Zukunft noch wichtiger werden.