Einfach erfolgreich anlegen - neues Buch von Jessica Schwarzer
Fast drei Milliarden Dollar stecken weltweit mittlerweile in mehr als 5.400 Indexfonds. Wer hätte im Jahr 1973 mit einem solchen Siegeszug gerechnet? Und heute empfiehlt sogar Warren Buffett die ETFs! Die renommierte Geldanlage-Expertin Jessica Schwarzer erklärt, wie Geld clever und gewinnbringend, ohne hohen Zeitaufwand und große Kosten an den Finanzmärkten plaziert werden kann. Und wie Anleger trotzdem auch in Zeiten des Nullzinses noch ruhig schlafen können! Die BÖRSE am Sonntag bringt einen Vorabdruck des eben im Finanzbuchverlag erschienenen Werkes.
Die Erfolgsgeschichte der Indexfonds
Fast drei Milliarden Dollar stecken weltweit mittlerweile in mehr als 5.400 Indexfonds. Wer hätte im Jahr 1973 mit einem solchen Siegeszug gerechnet? Damals legte die amerikanische Bank Wells Fargo den ersten Indexfonds für institutionelle Anleger auf. Zwei Jahre später gründeten John Bogle und Burton Malkiel – Sie erinnern sich: der Princeton-Professor, der nachgewiesen hat, dass aktives Management nichts bringt – die berühmte Fondsgesellschaft Vanguard. Ihr Verdienst ist es, dass sich das passive Investieren durchgesetzt hat, denn er entwickelte den ersten Indexfonds für Privatanleger. Der Vanguard-500-Indexfonds bildet den amerikanischen S&P 500 ab. Anfangs war der Fonds allerdings nicht börsentäglich handelbar. Von der Fachpresse wurde er damals belächelt. Auf einen Index zu setzen bedeute, von vornherein auf Mittelmäßigkeit zu setzen. Doch der Erfolg gab Bogle und Malkiel recht: Der Fonds entwickelte sich prächtig und war so kostengünstig, dass er immer mehr Investorengeld anzog. Im Jahr 2000 war der Vanguard 500 der größte Publikumsfonds der Welt. Das Fondsvolumen ist im Jahr 2015 auf gut 195 Milliarden Dollar angewachsen. Insgesamt verwaltet Vanguard fast zwei Billionen Dollar Vermögen. Überholt wurde der Vanguard 500 allerdings vom SPDR 500 Depositary Receipt von State Street, der Ende 2014 auf ein Volumen von 215 Milliarden Dollar kam. Dieser ETF war übrigens im Jahr 1993 auch der erste tatsächlich täglich an der Börse handelbare ETF.
Auf dem deutschen Börsenparkett begann der Siegeszug der ETFs im April 2000. Merrill Lynch emittierte die ersten beiden Papiere auf den Euro Stoxx 50 und den Stoxx Europe 50. Im Januar 2001 folgte Indexchange mit dem ersten ETF auf den Dax. Alle drei ETFs gehören heute zur Produktpalette von iShares. Waren es zuerst eher die klassischen, bekannten Indizes der Stoxx-Familie und der Dax, folgten bald immer neue Länder-, Regionen- und auch Themen-ETFs. Den ersten Renten-ETF auf deutsche Staatsanleihen emittierte Indexchange – diesen Anbieter gibt es heute nicht mehr – im Jahr 2003. Zwei Jahre später bot Invesco Power-Shares die erste Dividendenstrategie über ETFs auf dem deutschen Markt an. Zum zehnten Geburtstag war die Auswahl bereits auf 617 Produkte angewachsen, in denen rund 134 Milliarden Euro investiert waren. Fünf Jahre später waren es 1.063 ETFs und 331,6 Milliarden Euro – Tendenz weiter steigend. Mittlerweile sind wir schon bei mehr als 460 Milliarden. Gegenüber aktiv gemanagten Produkten ist dies nach wie vor wenig, doch das ETF-Vermögen wächst und wächst.
Im Schnitt der vergangenen zehn Jahre stieg das weltweit in ETFs verwaltete Vermögen mit einer durchschnittlichen Jahresrate von 24 Prozent, berechneten die ETF-Marktforscher von ETFGI. Natürlich treiben auch die steigenden Aktienkurse das Volumen der Fonds in die Höhe. In Europa wächst die Branche noch dynamischer. Dort beträgt die Wachstumsrate fast 30 Prozent. Marktkenner prognostizieren, dass sich der Trend sogar noch beschleunigen wird. Manch einer geht sogar so weit zu sagen, dass ETFs in höchstens einem Jahrzehnt in der Anlegerwelt genauso wichtig sind wie traditionelle Fonds. Auch das veränderte regulatorische Umfeld, die heutige Zinslandschaft, die erreichte Größe der Fonds, ihre niedrigen Kosten und immer neue, innovative Produkte sprechen für den verstärkten Einsatz von ETFs.
Jahr für Jahr verbuchen die ETF-Anbieter auch weltweit neue Milliarden-Zuflüsse und meist neue Rekorde. Mit weltweiten Zuflüssen in Höhe von 329 Milliarden Dollar erlebte die Branche im Jahr 2014 die größte Zuwachsrate in ihrer noch jungen Geschichte. Das entspricht einem Wachstum von 17 Prozent. Allein 61,8 Milliarden entfielen da-bei auf Europäische ETFs und ähnliche Produkte. Größter Emittent auf dem Europäischen Markt ist iShares mit fast 300 ETFs und einem Marktanteil von mehr als 40 Prozent. Während die Amerikaner im Jahr 2014 vor allem in Aktien-ETFs investierten, floss das neue Geld in Europa auch in Anleihe-ETFs. Fast 400 neue ETFs wurden 2014 weltweit aufgelegt, 20 neue Gesellschaften wagten sich an den Start. Allein in Europa können Anleger heute aus mehr als 6.000 ETFs von 50 verschiedenen Anbietern wählen.
Im Vergleich zu traditionellen Publikumsfonds haben sich die ETFs gut geschlagen. Zwar fließt in Europa noch immer die Masse des Geldes in aktive Fonds, vor allem auf der Aktienseite, doch in den USA liegen ETFs inzwischen eindeutig vorn. Zu Recht, wie ich finde.
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Geadelt durch Superinvestor Warren Buffett
Sogar die aktivsten Investoren können Indexfonds eine Menge abgewinnen. Der amerikanische Super-Investor Warren Buffett gehört dazu. Er gilt als gewiefter Investor, als Meister der Aktienauswahl und erfolgreicher Value-Anleger. Buffetts Investitionen gehen zwar nicht immer auf, aber doch meistens. Immerhin hat er es zu einem Milliardenvermögen gebracht. Oft wird über seine Investitionen in Einzelunternehmen wie Coca-Cola, Procter & Gamble oder Wal Mart berichtet. Weniger bekannt: Er ist bekennender Anhänger börsennotierter Indexfonds.
Buffett ist sicher, dass viele aktiv gemanagte Anlagen ihre Gebühren nicht verdienen, weil nach deren Abzug für den Anleger nicht mehr viel übrig bleibt. Seine Überzeugung ist so groß, dass er sich vor ein paar Jahren sogar auf eine öffentliche Wette eingelassen hat. Dabei tritt Buffett mit einem einfachen Aktienindexfonds gegen das Portfolio eines Hedgefonds an. Während der Starinvestor auf den S&P 500 setzte, wählte Ted Seides von Protégé Partners fünf Hedgefonds aus. Nach zehn Jahren wird abgerechnet. Die Wette läuft seit 2008 und Buffett liegt klar vorne.
Obwohl Buffett selbst über einen langen Zeitraum den amerikanischen Aktienmarkt deutlich geschlagen hat, glaubt er, dass die meisten Anleger besser einen kostengünstigen ETF statt eines aktiv gemanagten Fonds kaufen sollten. Und in seinem Aktionärsbrief hat er vor einiger Zeit verraten, was er in seinem Testament verfügt hat. Seine Frau soll das Geld, das er ihr vererbt, zu 90 Prozent in einen Indexfonds auf den S&P 500 und zu zehn Prozent in kurzlaufende Staatsanleihen investieren. Ein Ritterschlag für die ETF-Branche.
Die etwas anderen ETFs
Manchmal kann passiv auch ganz schön aktiv sein. Es gibt nämlich ETFs, die Ihnen gleich eine ganze Anlagestrategie liefern. Die Produkte werden auch aktive ETFs genannt, weil sie mehrere Rendite-faktoren miteinander kombinieren. Falls Sie also nur einen kleinen Betrag investieren möchten oder monatlich mit kleiner Rate sparen wollen, sind solche Produkte eine Alternative zu den vorgestellten Depots mit bis zu zehn verschiedenen ETFs. Besonders bekannt und renommiert sind der Portfolio-ETF und der Arero-Weltfonds, die ich Ihnen ganz kurz vorstellen werde. Die Portfolios setzen auf eine ausgeklügelte Mischung aus verschiedenen Anlageklassen wie internationalen Aktien, Anleihen und im Falle des Arero Rohstoffe.
Hinter dem Portfolio-ETF steckt Andreas Beck vom Institut für Vermögensaufbau, der auch mir bei der Zusammensetzung der drei Musterdepots geholfen hat. Gemeinsam mit db x-trackers hat er vor einigen Jahren den Portfolio-ETF entwickelt, dabei bedient er sich aktueller wissenschaftlicher Ergebnisse – unter anderem der Ergebnisse der Nobelpreisträger Eugene Fama und Kenneth French. Der ETF (ISIN: LU0397221945) setzt sich wie ein aktiv gemanagter Mischfonds aus einem Aktien- und einem Anleiheanteil zusammen. Der Aktienanteil schwankt zwischen 30 und 70 Prozent, der Anleiheanteil analog dazu.
Es agiert allerdings kein aktiver Fondsmanager, sondern die Zusammensetzung des Portfolios erfolgt auf Basis eines regelbasierten Ansatzes. Die Zusammensetzung wird mindestens vierteljährlich, aber nicht häufiger als acht Mal pro Jahr überprüft und neu gewichtet. Andreas Beck leitet das Indexkomitee des ETFs. Eines der Hauptziele des Fonds ist es, Kapitalzuwachs mit einer gleichzeitig niedrigen Volatilität zu erzielen. In den vergangenen fünf Jahren hat der Indexfonds mehr als 40 Prozent zugelegt. Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,72 Prozent jährlich.
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Der Arero-Weltfonds investiert zusätzlich zu Aktien und Anleihen auch noch in Rohstoffe. Sein Name setzt sich aus A für Aktien, RE für Renten und RO für Rohstoffe zusammen. Der Fonds investiert zu 60 Prozent in Aktien, zu 25 Prozent in Renten und zu 15 Prozent in Rohstoffe. Die Neugewichtung erfolgt einmal jährlich nach fundamentalen Kennzahlen – ansonsten bleibt das Investment passiv. Hinter dem Konzept steckt Martin Weber, Professor an der Universität Mannheim. Er ist ebenso wie Beck überzeugter Verfechter passiver Anlagestrategien. Deshalb entspricht die Konstruktion auch nicht der eines klassischen Dachfonds. Anstatt die abgebildeten Indizes als Einzelprodukte zu kaufen, erstellt Weber einen einzigen virtuellen Arero-Index, der im Fonds abgebildet wird. Die Kosten sind mit einer Gesamtkostenquote von 0,5 Prozent pro Jahr für eine solche Dachkonstruktion zumindest in Deutschland konkurrenzlos niedrig. Der Arero-Weltfonds hat in den vergangenen fünf Jahren etwas mehr als 30 Prozent zugelegt.
Aktive ETFs sind nicht unumstritten, weil sie natürlich nicht mehr ganz so einfach und transparent sind wie einzelne Indexfonds. Natürlich sind sie auch ein bisschen teurer. Ich sehe das aber nicht ganz so kritisch. In Europa steckt das Konzept der aktiv gemanagten ETFs noch in den Kinderschuhen. In den USA werden entsprechende Produkte dagegen schon verbreitet angeboten. Das könnte bald auch in Europa der Fall sein. Mit börsennotierten Indexfonds im klassischen Sinne haben die neuen Investmentprodukte kaum etwas gemeinsam. Denn klassische ETFs bilden Indizes ab, die geplanten aktiv gemanagten Produkte investieren dagegen unabhängig von Börsenbarometern. Während die Zusammensetzung klassischer ETFs jederzeit nachvollziehbar bleibt, sollen die Portfoliobestände bei einigen der neuen aktiven ETFs im Extremfall nur noch alle drei Monate veröffentlich werden. Die Frage ist allerdings, wie oft Sie diese Informationen als Langfristanleger überhaupt benötigen. Indexzusammensetzungen ändern sich schließlich auch und nicht immer kriegen wir das als Anleger mit. Oder können Sie alle aktuellen Dax-Werte aufzählen?
Cleverer als der Markt
Einfach nur in einen gängigen Index wie Dax oder MSCI World zu investieren reicht vielen nicht. Sie wählen börsengehandelte Indexfonds mit einem gewissen Extra – smart sollen sie sein. Cleverer als das deutsche Standardwertebarometer oder der Weltaktienindex beispielsweise. Aber sie sollen auch kostengünstig sein wie ETFs. Dabei sind sie aber fast so individuell wie ein aktiv gemanagter Fonds. Geht nicht? Geht doch. Zumindest wenn man den Emittenten neumodischer Indexfonds glaubt. „Smart Beta“ lautet das neue Gütesiegel, das immer mehr ETFs ziert.
Hinter „Smart Beta“ steckt schlicht und einfach eine regelbasierte Geldanlage. Herkömmliche Indizes werden neu interpretiert, intelligenter, so zumindest das Produktversprechen. Das passiert, indem die Emittenten alternative Gewichtungsmethoden benutzen. Der Fondsanbieter weicht also von der Marktkapitalisierung ab, die bei den meisten gängigen Indizes über das Gewicht einzelner Aktien entscheidet. So wird dann beispielsweise das Übergewicht besonders hoch bewerteter Titel reduziert. Nimmt er nämlich alle im Index enthaltenen Werte zu gleichen Teilen in das Portfolio auf, steigert er den Anteil von aktuell niedrig bewerteten Aktien, die mehr Wachstumspotenzial haben. Dadurch profitiert der ETF stärker als der zugrunde liegende Index von der Aufholjagd schwach bewerteter Titel.
Fondsanbieter können auch die Volatilität eindämmen, indem sie Titel stärker gewichten, die in der Vergangenheit durch besonders niedrige Schwankungen aufgefallen sind. Auch die Dividendenrendite, Unterbewertungen bei Substanzaktien, also Value-Titeln, oder der Renditevorteil kleinerer Aktien können Faktoren sein, nach denen ein Index smart gewichtet wird.
Experten können diesen Strategien einiges abgewinnen. Sie sehen, auch unsere Risikofaktoren kommen hier zum Einsatz. Die ETF-Anbieter sind mitunter recht kreativ und kombinieren mehrere Faktoren, nach denen sie dann gewichten, beispielsweise die Aktien mit der niedrigsten Volatilität unter den großzügigsten Dividendentiteln.
Es gibt aber auch deutlich einfachere Smart-Beta-Produkte, die schlicht alle Aktien in einem Index gleichgewichten oder eben nur einen Faktor für die Neugewichtung wählen. Ob nun sehr simpel oder etwas komplizierter – „Smart Beta“ hat sich als effizienter Weg etabliert, um spezifische Investmentziele zu erreichen. Dem Begriff selbst können die Experten allerdings wenig abgewinnen. „Smart“ heißt „clever“ oder „intelligent“, was viele Produkte natürlich auch sind. Aber sind alle anderen Produkte „dumb“, also doof oder dumm? Wohl kaum, sonst würden ETFs auf herkömmliche Indizes nicht so extrem viele aktiv gemanagte Fonds schlagen. Der bessere Begriff wäre wohl „factor investing“. Es geht schließlich darum, nach Faktoren jenseits der Marktkapitalisierung zu gewichten. Das tun Sie übrigens auch, wenn Sie meine Strategie umsetzen und eins der drei Musterdepots nachbauen.