Beitrag teilen

Link in die Zwischenablage kopieren

Link kopieren
Suchfunktion schließen
Märkte >

ETF - echte Top-Fonds

In den Ranglisten der besten Aktienfonds tauchen immer mehr Indexfonds auf. Weil die Kostenbelastung gleichzeitig besonders niedrig ist und sich mittlerweile nahezu alle Marktsegmente mit den Senkrechtstartern abdecken lassen, steigt ihre Bedeutung rasant. Nur viele Privatanleger schauen immer noch zu.

BÖRSE am Sonntag

Das Jahr 2012 hat für die ETF-Branche hervorragend begonnen. Das weltweit in Indexfonds verwaltete Vermögen wuchs im Januar 2012 um über 8% auf 1,4 Bio. US-Dollar. Auch hierzulande boomen die Produkte: Lag das Volumen am Anfang der Jahrtausendwende gerade einmal bei 0,4 Mrd. Euro, kletterte das verwaltete Vermögen bis Ende 2011 auf 157 Mrd. Euro. Für das laufende Jahr wird nach Angaben der Deutschen Börse mit einem Plus von rund 45% gerechnet.

Das ist ein ETF

Unter Exchange Traded Fonds (ETF) versteht man in der Regel passiv gemanagte, börsengehandelte Fondsprodukte, die lediglich die Wertentwicklung einer bestimmten Benchmark nachvollziehen sollen. Die Absicht, eine Outperformance oder bestimmte Zielrenditen zu erwirtschaften, sucht man in dem Konzept vergeblich. Stattdessen sind die Indexfonds in ihrer Zusammensetzung und Gewichtung strikt an einen bestimmten Basisindex gebunden, den sie möglichst 1 : 1 abbilden. Im Unterschied zu herkömmlichen Investmentfonds werden sie – wie Aktien – direkt und kontinuierlich an einer Börse gehandelt. Achtung: Die Liquidität des ETF hängt in der Regel nicht direkt mit der Höhe seiner Handelsumsätze zusammen, sondern wird vor allem durch die Liquidität des Underlyings, also des zugrunde liegenden Index bestimmt. Auch die Größe spielt eine Rolle. Denn zwischen der Fondsgröße und der Spanne zwischen den An- und Verkaufskursen besteht ein enger Zusammenhang: Bei großen Fonds ist die Spanne deutlich geringer als bei Produkten mit niedrigen Volumina. Je kleiner die Spanne, desto besser fährt der Anleger.

Drum prüfe, wer sich lange bindet

Mutter des Erfolgs ist die simple Konstruktionsweise und die daraus resultierende besonders niedrige Kostenbelastung der Produkte. So beträgt die Management-Gebühr eines Aktienfonds nach Berechnungen der Deutsche-Bank-Tochter db X-trackers durchschnittlich 1,91% – die Management-Gebühr eines Aktien-ETFs in Europa beträgt hingegen lediglich 0,42%. Auf diese Weise bieten sie Anlegern zu unschlagbar günstigen Preisen die Flexibilität einer Aktie verbunden mit den Diversifizierungseffekten eines Investmentfonds sowie die Gewissheit, zumindest genauso gut abzuschneiden wie der Markt. Trotzdem sollten Anleger auch hier die Produkte verschiedener Anbieter vergleichen, denn manchen Emittenten gelingt die Abbildung des Basiswertes besser als anderen. So blieb beispielsweise der DAX-ETF von ETFlab nach Analysen der Unicredit in den vergangenen vier Jahren nur 20 Basispunkte hinter dem Index zurück – während es beim Lyxor ETF Dax 120 Punkte (1,2%) waren.

Private Investoren kaum investiert

Es ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass die Mehrzahl der aktiven Fonds ihren Vergleichsindex langfristig nicht übertreffen kann. In Europa schafften es laut Bloomberg Active Index for Funds über fünf Jahre (über zehn Jahre) beispielsweise nur 15% (25%) der 230 aktiven Fonds, den MSCI Europe zu schlagen. Für Deutschland – beziehungsweise die Benchmark DAX – ergeben sich sehr ähnliche Werte. Daraus folgt zwangsläufig, dass man mit passiven Investments besser fährt. Trotzdem stecken laut db X-trackers bislang nur 2,8% des Fondsvolumens in Europa in ETFs, während es in den USA bereits 9% sind. Vor allem private Investoren in Europa sind bislang kaum in ETFs investiert.

ETFs rücken in die Spitze vor

Ein Blick auf die Performance-Statistiken macht deutlich, dass dieses Verhalten allein der Trägheit der Masse der Anleger geschuldet ist. Wer sich um sein Geld selbst kümmert und den honorargetriebenen Angeboten der Finanzberater zumindest kritisch gegenübersteht, kommt nämlich kaum an den passiven Produkten vorbei: „Gleich neun ETF haben sich für unsere jüngste Rangliste der 30 Aktienfonds mit der besten Wertentwicklung qualifiziert, die das Fondsanalysehaus Lipper regelmäßig erstellt“, meldete beispielsweise die FAZ Anfang Juni. Darunter der iShares Nasdaq-100 (WKN: A0F5UF) mit einem Plus von 75% in den letzten drei Jahren.

Aktienmärkte im Fokus

Die guten Ergebnisse sind keineswegs ein Einzelfall und es ist daher wenig verwunderlich, dass die zusätzliche Liquidität, die die Notenbanken in das System pumpen, über das Vehikel der ETFs vor allem in die Aktienmärkte fließt: Laut Analysen von BlackRock entfiel im ersten Halbjahr 2012 mit 56 Mrd. Dollar das Gros der Zuflüsse auf Aktien-ETFs. Ein Trend, der sich auch im dritten Quartal fortsetzte: „Seit Anfang September beobachten wir signifikante Zuflüsse in Aktien-ETFs. Der September ist bisher der stärkste Monat seit Jahresbeginn“, sagt Dodd Kittsley, Leiter des globalen ETP-Researchs von BlackRock, in einem Interview mit der Finanzzeitung „Cash“. Infolge der enormen Zuflüsse erzielten viele Indizes zunächst neue Jahreshöchststände, bevor es in den letzten Wochen wieder etwas abwärtsging.

Wie viel Risiko darf es sein?

Neben dem Interesse an Produkten aus dem Bereich der Aktienmärkte erfreut sich vor allem das Segment der festverzinslichen Wertpapiere wachsender Nachfrage. Mit einem Zuwachs von 42 Mrd. Dollar waren Rentenfonds in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres beliebt wie nie. Den Bereich Unternehmensanleihen, Hochzinsanleihen, aber auch Staatsanleihen aus den Emerging Markets betrachtet Sven Württemberger, Leiter Wealth Sales Germany von iShares, daher auch weiterhin als Trend und Wachstumstreiber für den ETF-Markt. Das Angebot hat sich in diesem Bereich in den letzten Jahren enorm verbreitert und erlaubt Anlegern eine sehr genaue Umsetzung der eigenen Anlagestrategien. So gibt es neben ETFs für Investment-Grade-Anleihen aus verschiedenen Währungsräumen auch spezielle Produkte für Investments im High-Yield-Bereich, wiederum getrennt nach Investment-Grade- und Non-Investment-Grade-Bereich. Im Umfeld der auf Euro lautenden Unternehmensanleihen mit Investment Grade erfreuen sich beispielsweise der iShares Markit iBoxx Euro Corp. Bond (WKN: 778928) und der Lyxor Euro Corporate Bond (WKN: LYX0EE) großer Beliebtheit. Um den Non-Investment-Grade-Bereich abzudecken, nutzen viele Investoren den iShares Markit iBoxx Euro High Yield (WKN: A1C8QT).

Kurzfristige Spekulationsobjekte

Überraschenderweise werden ETFs von Privatanlegern bislang häufig auch für kurzfristige Spekulationszwecke eingesetzt: „Wir beobachten zwar, dass ETFs in den Depots der Privatanleger oft zur kurzfristigen Spekulation eingesetzt werden. Doch private Investoren setzen sie zunehmend auch für den langfristigen Vermögensaufbau ein“, so Dirk Althoff, Cortal Consors. Gleichwohl erlaubt es die Vielzahl an sehr spezialisierten Produkten tatsächlich, eine bestimmte Marktmeinung bequem und günstig umzusetzen. Ein Beispiel hierfür ist die saisonale Spekulation auf steigende Gaspreise. Mit dem RBS S&P GSCI Natural Gas Official Close TR (WKN: AA2C8V) ließen sich innerhalb des letzten Monats 13% verdienen. In Erwartung eines kalten Winters konnten die Gaspreise in den letzten Wochen kräftig zulegen und die Natural-Gas-ETFs avancierten in der Folge zu den größten Gewinnern.

Fazit

Der Markt für ETFs ist erwachsen geworden. Die Qualität der Produkte und die wachsende Zahl an Selbstentscheidern werden für eine Fortsetzung des Booms sorgen. Bei der Auswahl sollten Anleger auf die Liquidität, niedrige Handelskosten sowie die Abbildungsqualität achten. Gerade für den langfristigen Vermögensaufbau sind die Produkte ideal, lassen sich verschiedene Asset- und Risikoklassen doch wie Bausteine zusammensetzen.

Das Magazin

BÖRSE am Sonntag

Zur Online Ausgabe Newsletter abonnieren
Das Magazin

AnlagePunk

Zur Online Ausgabe Newsletter abonnieren