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Euro: Draghi bremst Höhenflug

Eines muss man EZB-Chef Mario Draghi lassen. Auch er versteht das Spiel verbaler Interventionen bestens, wie er mit seinen Äußerungen nach der jüngsten Ratssitzung abermals bewies und damit den Höhenflug des Euro vorerst stoppte.

BÖRSE am Sonntag

Seit dem Zwischentief im Juli 2012 wertete der Euro zu anderen Währungen kräftig auf. Mussten seinerzeit z. B. nur etwas mehr als 1,20 US-Dollar für einen Euro bezahlt waren, kostete er zu Jahresbeginn rund 1,33 US-Dollar und in der Vorwoche mehr als 1,37 US-Dollar. Für die einen ist die Aufwertung Ausdruck eines zurückgekehrten Vertrauens in den Euro angesichts der Entspannung in der Schuldenkrise. Einen Beitrag könnte dies tatsächlich geleistet haben. Viel eher schlägt sich in der Aufwertung aber wohl die noch expansivere Geldpolitik der Notenbanken aus Japan und den USA nieder. Was auch immer letztlich die Gründe für die Euro-Rally sind, angesichts der nun erreichten Höhen wachsen die Sorgen, dass ein zu starker Euro die wirtschaftliche Erholung bremst. Verschiedene Politiker warnten daher zuletzt zunehmend vor der Stärke der Gemeinschaftswährung. Vor allem die jüngsten Äußerungen von Frankreichs Präsident Hollande sorgten für Wirbel. Seine Worte implizieren die Forderung nach einer aktiven Wechselkurspolitik und die Diskussion darüber nahm zu.

Sie wird wohl weiter anhalten. Zwar versuchte EZB-Chef Mario Draghi diesbezüglich scheinbar erst einmal etwas den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem er auf die Unabhängigkeit der EZB von der Politik verwies. Dies kann man angesichts des Kurses der EZB in der Euro-Krise glauben, muss man aber nicht. Außerdem können seine Worte insgesamt letztlich so interpretiert werden, dass die EZB entgegen ihrer bisherigen Politik nun auch auf die Wechselkurse schaut, was die Geldpolitik beeinflussen könnte. Man darf gespannt sein, ob es bei derart verbalen Interventionen bleibt, die den Euro jüngst deutlich unter Druck brachten. Schließlich herrscht Krieg – Währungskrieg. Und im Krieg ist ja bekanntermaßen alles erlaubt.