Fonds-Trends 2011: Die Zeichen stehen auf weltweitem Aufschwung
Deutschland ist wieder die Konjunkturlokomotive Europas. Die Aussichten für die nächsten Jahre sind prächtig und auch weltweit stehen die Zeichen wieder auf Wachstum. Doch die überwiegende Anzahl der Deutschen profitiert davon nicht. Um sich am Produktivvermögen zu beteiligen und Vermögen aufzubauen, bieten sich insbesondere Fonds an.
Nur ein Drittel der hiesigen Sparer ist der Auffassung, am derzeitigen Aufschwung teilzuhaben. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Psephos-Instituts im Auftrag des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI). Und das ist keineswegs ein Wahrnehmungsdefizit. Denn trotz des kräftigen Börsenaufschwungs in den Jahren 2009 und 2010 ist die Zahl der Aktionäre und Besitzer von Aktienfondsanteilen im zweiten Halbjahr 2010 um fast eine halbe Million gesunken.
Insgesamt waren laut einer aktuellen Studie des Deutschen Aktieninstituts e. V. (DAI) im vergangenen Jahr nur mehr 8,2 Mio. Anleger in Deutschland direkt oder indirekt in Aktien investiert. Doch wer sein Geld ausschließlich in Sparbücher und Versicherungen steckt, profitiert auch nicht vom Boom der deutschen Industrie – von den Chancen in anderen Teilen der Welt ganz zu schweigen.
Mit Fonds sind Anleger weltweit dabei
Direkte und indirekte Aktieninvestments bieten dagegen die Chance, an der Entwicklung der Weltwirtschaft und dem Aufstieg der Schwellenländer zu partizipieren: „In Aufschwungphasen sollten Sparer in Anlageprodukte investieren, die an die wirtschaftliche Entwicklung gekoppelt sind. Um vom Erfolg vieler Unternehmen gleichzeitig zu profitieren, sind vor allem Investmentfonds geeignet“, so Stefan Seip, Hauptgeschäftsführer des BVI. Nichtsdestotrotz gibt es bei den Produkten große Unterschiede. Der BVI formuliert dies positiv: „Es gibt für jeden Anleger den passenden Fonds. Wir haben die wichtigsten Entwicklungen für Sie zusammengestellt.“
Gut, weil günstig
Einer der großen Trends sind nach wie vor Exchange Traded Funds (ETFs). Sie dringen nicht nur in immer mehr Anlagesegmente vor, sondern werden auch immer günstiger im Einkauf. Ende September letzten Jahres läuteten die DAB Bank und maxblue eine neue Runde im Preiswettbewerb ein: Für Anleger, die bei diesen Anbietern Sparpläne auf db x-trackers ETFs und db ETCs einrichten, fallen keinerlei Gebühren mehr an. Das ist ein echtes Novum. Denn bislang waren die Produkte selbst zwar sehr günstig, doch gerade bei Sparplänen machten die Ordergebühren mancher Banken diesen Vorteil gänzlich zunichte. Im laufenden Jahr dürften weitere Direktbanken dem Beispiel der beiden Pioniere folgen und ETFs damit auch bei der Masse der Sparer mit kleinen Raten zum Durchbruch verhelfen. In der Meldung steckt jedoch noch mehr. Ganz bewusst inbegriffen sind nämlich auch Sparpläne auf Exchange Traded Commodities, kurz ETC. Mithilfe dieser Papiere können auch Kleinanleger von den boomenden Rohstoffmärkten profitieren. Besonders stark im Kommen sind dabei Produkte, die sich nicht auf Future-Kontrakte beziehen, sondern tatsächlich mit physischen Beständen hinterlegt sind. Für Gold, Silber, Palladium und Platin ist dies bereits Realität. Es wird erwartet, dass bald weitere, wie beispielsweise Aluminium und Kupfer, hinzukommen könnten.
Neue Freiheiten nutzen
Ein anderer Trend ist der Aufstieg unabhängiger Häuser. Diese sogenannten Fondsboutiquen haben die Chancen, die sich aus einer Lockerung der gesetzlichen Rahmenbedingungen ergeben haben, als Erste erkannt und gezielt genutzt. Für den Erfolg dieses Ansatzes steht vor allem ein Name: Edouard Carmignac. Sein Mischfonds Carmignac Patrimoine zählt seit zwei Jahren hierzulande zu den Kassenschlagern. Mit dem Erfolg explodierte das verwaltete Vermögen seiner ehemals kleinen Fondsboutique auf ein Volumen von rund 50 Mrd. Euro. Für den weiteren Erfolg könnte diese Größe jedoch auch hinderlich sein. Anbieter wie C-Quadrat und Dr. Jens Ehrhardt, die ihr Können bereits ebenfalls unter Beweis gestellt haben, könnten daher in Zukunft die Nase vorn haben. Die Herangehensweise ist jedoch bei all diesen unkonventionellen Anbietern gleich: Sie messen ihre Fonds zum einen nicht an einem Vergleichsindex und sind dadurch in ihren Anlageentscheidungen deutlich freier. Zum anderen bieten sie kein Vollangebot an Fonds, sondern verfolgen in der Regel ausschließlich einen bestimmten Investment-Stil. Kurzum, die Boutique-Produkte bieten sich für den Einsatz als Gegengewicht zu den bewusst standardisierten ETFs in einem Portfolio an.
Wolf im Schafspelz
Doch nicht nur die kleinen Fondshäuser versuchen, die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen zu nutzen. Neuerdings treten verstärkt Hedgefonds-Firmen auf, die bestimmte Varianten ihrer Produkte in die Produktform Publikumsfonds verpacken. So hat beispielsweise die Deutsche Bank zusammen mit ihrer Fondstochter DB Platinum kürzlich einen Investmentfonds auf den Markt gebracht, der von John Paulson gemanagt wird. Der DB Platinum IV Paulson Global Fund setzt auf Strategien, die vor einigen Jahren nur von unregulierten Hedgefonds angewendet werden durften. Paulson gilt seit der Finanzkrise als Superstar der Branche, da er als einer der Wenigen in großem Stil auf den Einbruch des amerikanischen Immobilienmarktes gewettet hatte und auf diese Weise Milliardengewinne einfahren konnte. Ein weiteres Beispiel für die neuen Freiheiten der Fonds und den Trend zu Rohstoffen ist der neue HANSAwerte Edelmetallfonds (WKN: A0RHG5). Das aktiv gemanagte Produkt nutzt Zertifikate, um in Gold, Silber, Platin und Palladium zu investieren.
Rückkehr zu alter Stärke
Apropos USA. Die größte Volkswirtschaft der Welt wurde von der Finanz- und Wirtschaftskrise in besonderem Maße getroffen und konnte sich bislang nur langsam von den Folgen erholen. Seit dem letzten Quartal 2010 verstärken sich jedoch die Anzeichen, dass der Aufschwung auch dort an Fahrt aufnimmt. Dank steigender Gewinne, einer sehr guten Kapitalausstattung der Unternehmen und einem wachsenden Optimismus auf Investorenseite könnten amerikanische Aktien im laufenden Jahr im internationalen Vergleich für eine Überraschung sorgen. Schließlich sind die Notierungen der Schwellenländer in den vergangenen beiden Jahren schon deutlich geklettert. Anleger, die von den neuen Möglichkeiten der Publikumsfonds in vollem Umfang Gebrauch machen und gezielt auf den US-Markt setzen möchten, sollten einen Blick auf den neuen Threadneedle (Lux) American Absolute Alpha Fund werfen, der auch in Deutschland zum Vertrieb zugelassen werden soll. Interessant sind darüber hinaus Produkte, die sich auf den technologielastigen Nasdaq beziehen – auf diesem Gebiet sind US-Firmen wie Apple, Google & Co. ihrer Konkurrenz schließlich noch immer einen Schritt voraus.
Auf zu neuen Grenzen
Als Frontier Markets bezeichnen Experten in Anlehnung an die Emerging Markets die am wenigsten entwickelten Märkte. Zu diesen Regionen zählen beispielsweise die Ukraine, Vietnam sowie fast alle afrikanischen Länder. Gerade der Schwarze Kontinent wird auf Investorenseite zunehmend entdeckt. Das hat gute Gründe: Nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) dürfte das gesamtafrikanische Bruttoinlandsprodukt in den nächsten Jahren durchschnittlich um 5% pro Jahr wachsen. Damit wäre das Wachstum höher als etwa in Brasilien oder Russland. Der maßgebliche Katalysator für den einsetzenden Aufschwung ist die Hausse an den internationalen Rohstoffmärkten. So besitzt der Schwarze Kontinent unter anderem die weltweit größten Vorkommen an Platin, Chrom und Diamanten. Zahlreiche Emittenten sind daher dabei, entsprechende Produkte aufzusetzen oder haben solche jüngst emittiert. So baute die Altira Group ihren Geschäftsbereich Afrika-Investments mit Erweiterung der Produktpalette um Publikumsfonds für afrikanische Aktien jüngst deutlich aus. Weiter gefasst ist der Fokus des neuen Fonds Schroder ISF Frontier Markets Equity. Er investiert in Unternehmen aus Kuwait (33%), Katar (11%), den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie Nigeria, Argentinien und Pakistan.
Fazit
Wie es sich für ein neues Jahr gehört, gibt es also zahlreiche neue Erfolg versprechende Produkte und Strategien. Abgesehen von den aktuellen Entwicklungen sind Anleger, die langfristig ein Vermögen aufbauen wollen, aber auch mit Standardprodukten wie ETFs auf den MSCI Emerging Markets oder den MSCI World gut aufgestellt. Viel wichtiger als auf Trends zu setzen ist nämlich, dass der Sparer langfristig durchhält. Auf Sicht von 30 Jahren bieten gute Fonds beste Chancen auf eine attraktive Rendite.