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Futter für Ihr Depot

Die Menschheit wächst und mit ihr die globale Mittelschicht. Der Konsum von Cola, Burger, Pizza und Rotwein repräsentiert für Chinesen, Inder und Co. den sozialen Aufstieg. Immer mehr von ihnen ernähren sich daher nach westlichem Vorbild. Das befeuert Rohstoffpreise und Nahrungsmittelaktien. Letztere gelten als defensives Investment schlechthin. Zu Recht?

BÖRSE am Sonntag

Im Grunde verhalten sich die Menschen überall auf der Welt gleich: Mit wachsendem Wohlstand steigt der Konsum von Fleisch und Milchprodukten überproportional an. Animiert werden die Verbraucher dabei nicht zuletzt durch die Werbung westlicher Konzerne und den mit dem Fernsehen weltweit verbreiteten „American Way of Life“.

Schwellenländer entdecken Marken-Food

Es ist daher kaum verwunderlich, dass es immer mehr Einwohner aus dem Reich der Mitte nach Hamburgern, Pizza, Milchprodukten, Fleischgerichten und Kaffee gelüstet. So soll, nach einer Studie der niederländischen Rabobank, allein der globale Markt für Milcherzeugnisse in den kommenden fünf Jahren um 2,4% p. a. wachsen. Wobei rund 80% des Zuwachses nach Einschätzung der Experten auf die boomenden Schwellenländer entfallen werden – und hier insbesondere auf China, Indien und Südostasien. Dass diese Entwicklung auch zu anhaltend hohen Preisen für Milch und Milchprodukte führen wird, ist da keine Überraschung mehr. Obwohl China mittlerweile selbst landwirtschaftliche Produkte exportiert und zwischenzeitlich sogar zum fünftgrößten Exporteur von Agrarprodukten aufgestiegen ist, bleibt das Land unter dem Strich ein Netto-Importeur: Auch 2011 sind die chinesischen Agrarimporte wieder deutlich stärker gestiegen als die Agrarexporte. Ein Trend, der schon seit Jahren zu beobachten ist. Bereits seit 2004 verbucht China im Agrarbereich ein Handelsdefizit.

Defensiver geht nicht

Diese Entwicklung spiegelt sich auch an den Börsen wider. Wer vor drei Jahren in europäische Aktien investiert hat, steht heute – gemessen am EURO STOXX 50 – mit einem Minus von rund 12% da. Demgegenüber gibt es jedoch eine Branche, die sich völlig unbeeindruckt von Finanz- und europäischer Schuldenkrise entwickelt hat: Die Aktien der 26 Lebensmittelkonzerne, die im STOXX 600 Food & Beverage zusammengefasst sind, konnten im gleichen Zeitraum um über 90% zulegen! Und diese Entwicklung ist keineswegs abgeschlossen. Im laufenden Jahr beträgt das Plus erneut rund 8% – während der europäische Blue-Chip-Index mit fast 10% ins Minus rutschte. Ein Blick auf die Versorger, die über lange Zeit als klassische defensive Titel galten, bestätigt die Ausnahmestellung der Nahrungsmittelindustrie: Sowohl über die letzten drei Jahre (–19%) als auch im laufenden Jahr (–8%) liegen RWE, E.ON, Suez, Enel & Co. weit abgeschlagen im Minus. Welche gewaltige Dimensionen das Geschäft mit unserem täglichen Brot angenommen hat, zeigt ein Blick auf die Liste der größten Nahrungsmittelhersteller.

Die größten Nahrungsmittelkonzerne

Die Rangliste der zehn führenden Lebensmittelhersteller setzt sich laut einer Studie der Unternehmensberatung OC&C Strategy Consultants für das Jahr 2010 wie folgt zusammen: Unangefochtener Champion ist mit einem Umsatz von 99,7 Mrd. US-Dollar Nestlé gefolgt von Procter & Gamble (78,9 Mrd. USD), Unilever (58,8 Mrd. USD),  PepsiCo (57,8 Mrd. USD), Kraft Foods (49,2 Mrd. USD), AB InBev (36,3 Mrd. USD), Coca-Cola Company (35,1 Mrd. USD), Archer Daniels Midland (28,2 Mrd. USD), Groupe Danone (22,6 Mrd. USD) und Heineken Holding (21,4 Mrd. USD). Nicht berücksichtigt wurden Tabakkonzerne und reine Kosmetikunternehmen. Allerdings fehlt ein Wert in den Umsatz-Top-10, der wie kaum ein anderer für den weltweiten Erfolg des „American Way of Life“ steht: McDonald’s. Schließlich gibt es über 30.000 Restaurants in 119 Ländern, die unter diesem Namen geführt werden.

Stabil und ertragreich

Neben der Markenbekanntheit und den hohen Margen ist es vor allem die weltweite Präsenz – insbesondere in den stark wachsenden Schwellenländern – die die oben vorgestellten Marktführer auszeichnet. Die geografische Diversifikation und die Fähigkeit, langfristig hohe Margen am Markt durchzusetzen, sorgen in Verbindung mit dem krisenfesten Geschäftsmodell dafür, dass sie geradezu immun gegen die Turbulenzen an den Märkten sind. Nicht nur bei der Kurs-Performance waren Anleger mit diesen Papieren auf der Gewinnerseite: Sowohl Nestlé (WKN: A0Q4DC) als auch McDonald’s (WKN: 856958) konnten den EURO STOXX 50 in den letzten drei Jahren deutlich hinter sich lassen. Die beiden Titel kletterten um rund 80% beziehungsweise 70% im Fall der Fast-Food-Kette! Doch es kommt noch besser: Danone (WKN: 851194), Mc Donald’s (WKN: 856958), Nestlé (WKN: A0Q4DC), Coca-Cola (WKN: 850663) und Unilever (WKN: A0JMZB) bescheren ihren Anlegern auch regelmäßig hohe Dividenden. Aktuell zwischen 2,7% und 3,8%.

Appetit auf mehr

Trotz der bereits gut gelaufenen Kurse sind die Aussichten für die Branche damit weiterhin gut. So bestätigen die Analysten der Credit Suisse in einer aktuellen Studie der Nahrungsmittelbranche auch im ersten Quartal 2012 einen soliden Anstieg der Volumina und Preise. Die intakten Preistrends dürften in Verbindung mit niedrigeren Steigerungen bei den Einkaufspreisen für Rohstoffe zu einem weiteren Anstieg der operativen Margen führen. Die Fähigkeit, nachhaltig hohe operative Cashflows zu generieren, macht die führenden Lebensmittelkonzerne laut Credit Suisse zu einer attraktiven Anlage.

Aufstrebende lokale Produzenten

Spekulativ eingestellte Anleger sollten zudem auch kleinere Lebensmittelkonzerne, die in den Schwellenländern selbst beheimatet sind, im Auge behalten. Schließlich stehen die Chancen nicht schlecht, dass diese mittel- bis langfristig sogar stärker am Aufstieg der Bevölkerungsmassen in ihren Heimatländern partizipieren können: Dazu zählen beispielsweise der chinesische Milchhersteller Mengniu, die chinesische Brauerei Tsingtao oder der chinesische Lebensmittelkonzern Tingyi. Weitere Beispiele für erfolgreiche heimische Player finden sich mit dem brasilianischen Fleischproduzenten JBS oder dem mexikanischen Backwarengiganten Grupo Bimbo in Lateinamerika. Allerdings können sich die Herausforderer nicht ganz so robust präsentieren wie die Blue Chips aus dem Westen. Es fehlt ihnen schlichtweg noch an international bekannten Marken, der geografischen Diversifikation und den hohen Erlösströmen. Und sie glänzen nicht nur mit positiven Nachrichten. So war beispielsweise Mengniu 2008 in einen Skandal um giftiges Milchpulver verstrickt. Abschreiben sollte man sie deshalb jedoch nicht: Laut einer neuen Studie von OC&C Strategy Consultants dürften die zwei führenden chinesischen Nahrungsmittelhersteller Wahaha und Tingyi im kommenden Jahr zu den 50 der weltweit umsatzstärksten Konsumgüterhersteller aufrücken.

Indirekte Lebensmittel-Investments

Für Privatanleger eignen sich neben einem Direktinvestment in die oben genannten fünf Top-Konzerne vor allem Zertifikate und ETFs auf die entsprechenden Branchenindizes. Hierfür bietet sich beispielsweise der db x-trackers ETF auf den STOXX 600 Food & Beverage (WKN: DBX1FB) an oder ein Indextracker der Commerzbank (WKN: CB5HCB). Wer es spekulativer mag, sollte einen Blick auf einen Open-end-Turbo auf den „Food & Beverage“-Index werfen (WKN: CM17K1). Klassische Investmentfonds kommen eigentlich nur für Investoren infrage, die nicht ausschließlich auf die Nahrungsmittelbranche fokussiert sind, da hier in der Regel Konsumgüterhersteller aus allen Bereichen gebündelt werden, zum Beispiel im äußerst erfolgreichen Global Brands A (WKN: 579993).

Fazit

Langfristig orientierte Anleger kommen an den Blue Chips aus der Nahrungsmittelbranche kaum vorbei. Nachhaltiges Wachstum, geringe Schwankungen, starke Bilanzen und hohe Ausschüttungen machen Nestlé & Co. zu einem Basisinvestment. Insbesondere risikoscheuen Sparern bieten die Aktien dieser Firmen eine gute Möglichkeit, ihr Vermögen langfristig vor Inflation zu schützen und stetig zu vermehren.