Gold: Anlagetipp für 2015?
Der Goldpreis stieg im Januar kräftig an, zeigte im Februar bislang dann Konsolidierungstendenzen. Die Experten Uwe Eilers und Stephan Albrech erklären, was sie von dem Edelmetall für 2015 erwarten.
"Eher Spekulationsobjekt als Geldanlage"
Von Uwe Eilers, Vorstand der Geneon Vermögensmanagement AG
Gold hat im Januar zweifelsohne eine gute Performance hingelegt. Es sind allerdings starke Zweifel angebracht, ob diese Entwicklung eine Fortsetzung im restlichen Jahr 2015 finden wird.
Die EZB sorgt seit Wochen mit der Ankündigung massiver Anleihekäufe für Ängste bei Anlegern, was zu einer reflexartigen erhöhten Nachfrage nach Gold geführt und einer Euro-Schwäche geführt hat. Diese Ängste sollten kurzfristiger Natur sein. Zudem könnte die Wirtschaft im Euro-Raum in den kommenden Jahren deutlich wachsen. Der niedrige Ölpreis sorgt für erhebliche Einsparungen, die für Konsum und Investitionen verwendet werden. Gleichzeitig sorgt der schwache Euro in der Euro-Zone für einen deutlichen Wettbewerbsvorteil. Mit dieser zusätzlichen Wachstumsdynamik könnte sich der Euro sehr schnell wieder in Richtung 1,30 US-Dollar/ Euro bewegen und damit bisherige Währungsgewinne beim Goldpreis auffressen.
Kurzfristig werden die Preise von Edelmetallen durch spekulative Käufe und Verkäufe beeinflusst. Langfristig ist es anders: Sofern kein Kartell vorhanden ist, wird jeder spekulative oder auch nachfragebasierte wesentliche Preisanstieg im Laufe der Zeit wieder egalisiert. Der Preis fällt auf die Produktionskosten plus Marge zurück, da durch hohe Preise die Förderung deutlich ausgeweitet wird und damit das größere Angebot die Notierungen wieder nach unten drückt.
Sofern keine signifikante neue Krise auf den Plan tritt, dürfte der Goldpreis in US-Dollar auf Dauer nur geringfügig steigen. Die Produktionskosten werden weiterhin moderat steigen. Andererseits wirft Gold keine Zinsen ab. Im Gegenteil schlagen sogar noch Lagerkosten (inkl. Versicherungskosten) zu Buche. Aus dem Grund sollte der Goldpreis in 2015 zwischen 1.150 und 1.400 US-Dollar pro Feinunze pendeln.
In Krisensituationen haben sich Edelmetalle, insbesondere Gold, als gute Wertaufbewahrungsmittel bewährt. Dies vor allem bei kriegerischen Auseinandersetzungen oder einer Hyperinflation. Als leicht zu transportierender Sachwert dient Gold dann als unschlagbare Notwährung.
Fazit: Gold eignet sich als kurzfristiges Spekulationsobjekt oder als portables Wertaufbewahrungsmittel, aber nur bedingt als langfristige Geldanlage.
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Das Edelmetall hat 2015 beste Chancen
Stephan Albrech, Albrech & Cie Vermögensverwaltung AG, Köln
Welche Anlageklasse im Euro-Raum hat im Januar alle anderen klar abgehängt? Nur die wenigsten kennen den heimlichen Gewinner: Es ist Gold. Das Edelmetall hat allein im ersten Monat des Jahres 16 Prozent zugelegt – und die Chancen stehen gut, dass 2015 nicht nur ein hervorragendes Aktien-, sondern auch ein tolles Goldjahr wird.
Anlageklassen werden interessant, wenn kaum jemand über sie spricht – das war auch mit Gold so, nachdem 2013 viele Anleger dem Einbruch des Goldpreises zusehen mussten. Jedoch wird bei Gold oft verkannt, dass für Euro-Anleger nur der Goldpreis in Euro interessant ist. Denn wer hier lebt, will sich entweder gegen eine Entwertung des Euro, sprich Inflation, oder gegen einen Kollaps des Finanzsystems absichern.
Ende 2014 war klar, dass eine Richtungsentscheidung anstand: Über das gesamte Jahr hatte sich der Preis in einer engen Spanne von 850 bis 990 Euro bewegt. Wenn Gold es schafft, diesen Deckel zu überwinden, wäre eine Preisexplosion und ein neuer Aufwärtstrend wahrscheinlich. Genau so kam es: Seit dem 5. Januar hat die Feinunze weitere 150 Euro gewonnen; im Vergleich zum Tief vom Jahr 2014 stehen sogar 250 Euro pro Feinunze zu Buche – das sind üppige 28 Prozent.
Woran liegt der Zugewinn, und wie dürfte es weitergehen? Anders als der Mainstream glaubt, sind es nicht geopolitische Krisen, die den Goldpreis treiben, sondern die Realrenditen – also Nominalzinsen minus Inflationsrate. Je niedriger der Realzins, desto besser die Aussichten für Gold. Das gilt selbst bei niedriger Inflationsrate, wenn die Nominalrendite von Anleihen niedrig oder negativ ist. Derzeit rentiert die zehnjährige Bundesanleihe mit nur 0,34 Prozent – und es gibt kein ökonomisches Gesetz, das bei längeren Laufzeiten negative Renditen verbietet, wie fünfjährige Anleihen zeigen.
Die Goldstärke ist übrigens nur zum Teil mit der Euro-Schwäche zu erklären. Denn in Dollar hat das Edelmetall im Januar gut acht Prozent zugelegt und ist damit auch in den USA die bislang stärkste Anlageklasse – eben weil auch dort die Realrenditen sinken. Unter dem Strich dürften Gold-Anleger aus Euro-Land wegen der expansiven Politik der EZB in diesem Jahr aber besonders profitieren.