Griechenland: Hurra!
Für die zu Recht gestellte Frage nach der Daseinsberechtigung der drei großen US-Rating-Agenturen sowie der berechtigten Kritik an deren abenteuerlichem Treiben gab es jüngst weitere Argumente. Standard & Poor’s (S&P) stufte die Bonität Griechenlands deutlich herauf.
Die Bonitätswächter von S&P bewerten die Kreditwürdigkeit Griechenlands, das praktisch pleite ist, nun nicht mehr mit einem teilweisen Zahlungsausfall („SD“), sondern mit „B–“ und damit um sechs Stufen höher. Hellas Anleihen werden somit nun als hoch spekulative Anlage eingestuft. Ferner sei der Ausblick stabil. Als wenn diese Einschätzungen nicht schon genug Beweis wären, um das Treiben der Rating-Agenturen als absurd zu bezeichnen, gab es dazu eine an Irrsinn nicht zu überbietende Begründung für die Anhebung. S&P rechtfertigte sie mit der starken Bestrebung der Euro-Partner, das Land im Währungsraum zu halten, und verwies zudem auf die zuletzt von Griechenland am Markt zurückgekauften Anleihen. Herrlich! Das dafür nötige Geld stammt aus Hilfskrediten, von denen zuletzt weitere 49,1 Mrd. Euro von den Euro-Finanzministern endgültig freigegeben wurden.
Das unerhörte und skandalöse Spiel, das mit den griechischen Staatsschulden zugunsten der Gläubiger aus der Finanzindustrie und zulasten der griechischen Bevölkerung sowie der europäischen Steuerzahler geführt wird, geht damit weiter. Wen interessiert es da schon, dass immer mehr Griechen keinen Job haben und in Armut leben, sich daher zunehmend ärztliche Behandlung, Medizin, Heizöl oder schlicht Lebensmittel nicht mehr leisten können und immer mehr Frauen ihre Körper als Leihmütter verkaufen müssen und Kinder in der Hoffnung, es dort besser zu haben, in Heime gesteckt werden? Wen interessiert es, dass radikale Parteien sowohl am linken als auch am rechten Rand verstärkt Zulauf bekommen und sich die Gefahr sozialer Unruhen weiter verstärkt? Wen interessiert das alles? Hauptsache bei der Bonität geht es aufwärts. Hurra!