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Griechische Aktien: Lorbeer nur für Deutsches Wahlergebnis?

Griechische Aktien gehörten in der vergangenen Woche zu den gefragtesten in Europa. Die Investoren griffen beherzt zu. Aber was feierten sie da eigentlich?

BÖRSE am Sonntag

Griechische Aktien gehörten in der vergangenen Woche zu den gefragtesten in Europa. Die Investoren griffen beherzt zu. Aber was feierten sie da eigentlich?

Der deutsche Michel hat gewählt und an der griechischen Börse steigen die Kurse. Zeitlich sind beide Ereignisse in Einklang zu bringen. Aber inhaltlich? Besteht tatsächlich ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Ausgang der Bundestagswahl in Deutschland und den vor allem zu Wochenbeginn kräftig steigenden Kursen am griechischen Aktienmarkt? Möglich ist Das. Spricht das Wahlergebnis in Deutschland doch für eine Fortsetzung der aktuellen Rettungspolitik, mit der man sich am Aktienmarkt offenbar arrangiert hat.

Aber ist da alles? Nicht unbedingt. Die gute Laune am griechischen Aktienmarkt könnte durch die jüngste Einschätzung der Troika, bestehend aus EU-Kommission, EZB und IWF gestärkt worden sein, die die Hilfskredite gewährt. Ihre Experten sind derzeit wieder in Athen, um zu püfen, ob die Anforderungen für die nächste Tranche erfüllt sind. Und es scheint gut auszusehen, werden doch Fortschritte im Haushalt attestiert. 2013 sei sogar ein primärer Überschuss denkbar, also ohne die Zinslast für den enormen Schuldenberg, hieß es. Ferner sei die Talfahrt der griechischen Wirtschaft gebremst. Deshalb wurden sogar die Prognosen für das laufende Jahr angepasst. Bislang einen Rückgang der Wirtschaftsleistung von 4,2 erwartet, geht man nun von einer Schrumpfung von 3,8 Prozent aus. Nüchtern und ohne rosarote Brille betrachtet, geben diese Zahlen jedoch keinen Anlass zum Jubel. Die Grundübel, der hohe, niemals abtragbare Schuldenberg sowie das die griechische Wirtschaft lähmende Korsett des Euro bleiben unangetastet. Und somit nimmt auch der soziale Sprengstoff zu, der sich letztlich seine Ventile sucht, wofür beispielhaft die Rechtsradikalisierung steht. An der Börse mag daher die aktuelle Rettungspolitik gefeiert werden. Fraglich scheint, ob in Athen, wo immerhin Gründerväter der ersten Demokratie in Europa beheimatet waren, jetzt schon Lorbeerkränze gewunden werden können.