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Große Unterschiede bei Emerging-Markets-Fonds

Die Schwellenländer haben die Finanz- und Wirtschaftskrise gut überstanden. Hohes Wachstum, eine niedrige Verschuldung und das demografische Potenzial sorgen dafür, dass ihre Bedeutung für die Weltwirtschaft stetig wächst. Dies spiegelt sich auch an den Finanzmärkten wider. Doch nicht mit allen Emerging-Markets-Fonds sind Anleger gut beraten.

BÖRSE am Sonntag

Die dynamische Entwicklung der Schwellenländer spiegelt sich nach den Einbrüchen während der Finanzkrise auch an den Aktienmärkten wider. Allein im laufenden Jahr sind diese, gemessen am MSCI Emerging Markets-Index (in Euro), um über 21% gestiegen. Zum Vergleich: Der EURO STOXX 50 kommt bislang auf ein Minus von 2,2% (Stand 22.10.2010). Im Vorjahr betrug die Outperformance gegenüber dem MSCI World Index für Aktien der entwickelten Länder sogar 48 Prozentpunkte! Der MSCI Schwellenländerindex selbst war 2009 um den Rekordwert von 75% gestiegen.

Keine Überhitzung in den Schwellenländern

Kein Wunder also, dass sich Investitionen in Schwellenländer bei Anlegern einer wachsenden Beliebtheit erfreuen. Dass dem auch Taten folgen, lässt sich unter anderem am Mittelaufkommen ablesen: Im laufenden Jahr haben Anleger weltweit bereits mehr als 75 Mrd. US-Dollar in Emerging-Markets-Fonds gesteckt, während in Fonds mit US-Aktien lediglich 15 Mrd. US-Dollar flossen. Dies geht aus einer im November von JPMorgan Chase & Co veröffentlichten Studie hervor. Trotz der Aufholjagd der Schwellenländerbörsen im Jahr 2009, den Mittelzuflüssen und den Gewinnen im laufenden Jahr sehen Experten aber keine Überhitzungstendenzen.

Das richtige Timing

Das Bewertungsniveau von Emerging-Markets-Aktien sei von einer Blase weit entfernt und diese Papiere würden die entwickelten Märkte aufgrund ihres höheren Wachstums weiter outperformen, äußerte Antoine van Agtmael, der den Begriff „Emerging Markets“ geprägt hat, kürzlich gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. Laut IWF wird allein das Bruttoinlandsprodukt Asiens in den kommenden fünf Jahren um 50% wachsen, bis 2030 könnte es sogar das der führenden Industrieländer (G7) übertreffen. Gemessen an ihrem Anteil am globalen BIP und ihren Wachstumsaussichten sind Emerging Markets in den Portfolios vieler deutscher Investoren daher noch immer stark unterrepräsentiert. Das hat einen einfachen Grund: Diejenigen, die dort bislang nicht investiert waren, befürchten nach der fulminanten Entwicklung nun, zu spät zu kommen. „Das richtige Timing zu finden ist nicht ganz einfach. Viele institutionelle Anleger scheuen sich wegen der gut gelaufenen Märkte jetzt, auf der Aktienseite einzusteigen. Die knappen Risikobudgets lassen einfach kaum Spielraum, um kurzfristige Bewegungen nach unten auszuhalten“, erklärt Ralf Lochmüller, Sprecher und Geschäftsführer der Fondsgesellschaft Lupus alpha die Zurückhaltung vieler institutioneller Anleger.

Emerging-Markets-Fonds sehr beliebt

Demgegenüber erfreuen sich Schwellenländer-Investments bei Privatanlegern großer Beliebtheit und die Nachfrage dürfte noch weiter zunehmen. Darauf deuten zumindest die Ergebnisse einer Umfrage von Feri EuroRating Services unter knapp 700 deutschen Privatanlegern hin: „Zwei Drittel gaben an, bis zu 30% ihres Portfolios in Schwellenländern angelegt zu haben. Lediglich 14% sind derzeit nicht in Emerging Markets investiert. Mehr als 90% erwarten, dass das verwaltete Vermögen im Bereich Schwellenländer in den nächsten drei bis fünf Jahren steigen oder sogar stark steigen wird“, so Feri EuroRating Services in einer Pressemitteilung.

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Große Unterschiede bei der Qualität

Bei der Auswahl von entsprechenden Produkten sollten Anleger jedoch genau hinsehen. Wie aus der Studie hervorgeht, sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Produkten nämlich enorm: „Während der beste Aktienfonds der Kategorie Emerging Markets über die vergangenen drei Jahre eine jährliche Wertentwicklung von mehr als 10% erzielte, haben die schlechtesten Fonds sogar 10% und mehr verloren“, so Feri EuroRating Services weiter. Gerade für Anleger, die gerne zu Fonds heimischer Anbieter greifen, hält die Studie eine weitere Überraschung bereit: Demnach „mangelt es deutschen Publikumsfondsgesellschaften an Expertise und qualitativ guten Produkten für Schwellenländer-Anlagen“ und „unter den besten 15 in der Kategorie Emerging Markets befindet sich kein einziger deutscher Anbieter“, so Feri Euro Rating Service. Die Top-5-Anbieter sind demnach: die amerikanische First State (Platz 1), die französische Comgest (Platz 2), Aberdeen (Platz 3), die österreichische Raiffeisen KAG (Platz 4) und der amerikanische Riese Fidelity (Platz 5).

Die besten Produkte

Betrachtet man die einzelnen Fonds, ergibt sich folgendes Bild: Aberdeen belegte beispielsweise bei den Fund Awards 2010 in der Kategorie „Aktien Emerging Markets“ mit dem Global EM Equity (WKN: 769088) den ersten Platz. Über einen Zeitraum von zwei Jahren schaffte der Fonds eine Performance von stolzen 142,82%. Auch in der 3-Jahres-Wertung gehört das Produkt zu den besten seiner Klasse. Fidelity wiederum stellt mit dem Asian Special Situations Fund (WKN: 974005) den Fund-Awards-Gewinner in der Kategorie „Aktien Asien Pazifik ex Japan“. Die 2-Jahres-Performance liegt bei rund 124%. Firste State hat gleich mehrere Produkte, die in den gängigen Rankings stets vorne dabei sind: Dazu zählen unter anderem der First State Global Emerging Markets (WKN: 728156) und der First State Global Emerging Markets Leaders (WKN: A0BKZD). Zu den Klassikern unter den Schwellenländerfonds zählt der Comgest Magellan (WKN: 577954), der bereits im April 1988 aufgelegt worden ist. Die Stärke liegt hier vor allem in der langfristigen Performance. So konnte der Fonds den MSCI Emerging Markets seit seiner Auflegung kontinuierlich outperformen. Trotzdem ist aus Anlegersicht genau diese Benchmark sehr interessant: Denn nur 20% aller Fonds im Segment „Aktien Emerging Markets“ konnten in den vergangenen drei Jahren eine bessere Wertentwicklung als der Vergleichsindex MSCI Emerging Markets erzielen.

In die Benchmark investieren

Dank der breiten Streuung profitieren Privatanleger mit dem Benchmark-Index von allen aufstrebenden Märkten weltweit, während die Risiken durch die enorme Diversifikation gleichzeitig begrenzt werden. Mithilfe von Exchange Traded Funds (ETFs) lässt sich bequem und spesengünstig an der Entwicklung dieser Benchmark partizipieren, beispielsweise mit dem iShares MSCI Emerging Markets Index Fund. Dieser enthält mehr als 700 verschiedene Unternehmen aus über 20 unterschiedlichen Schwellenländern. Die Volksrepublik China kommt aufgrund der Berücksichtigung so vieler nationaler Märkte nur auf einen Anteil von rund 17% und selbst zusammengenommen stehen die Unternehmen aus den vier BRIC-Staaten nicht einmal für die Hälfte der Indexentwicklung. Weiterer Vorteil: Es handelt sich um einen thesaurierenden Fonds. Das heißt, alle Erträge, wie beispielsweise Dividenden, werden automatisch wieder in dem Fonds angelegt und fließen so dem Anleger zu.

Fazit

In den Schwellenländern spielt auch zukünftig die Musik. Mit ETFs auf die Benchmark können Anleger daher wenig falsch machen. Langfristig ist diese kaum zu schlagen. Wer mittelfristig eine Outperformance anstrebt, sollte sich die Schwellenländer aus der zweiten Reihe einmal näher ansehen. Doch mit den Chancen steigen naturgemäß auch die Risiken.