Instinctif Partners Nachhaltigkeitskompass 2023: Zunehmende Klimaresignation – Großer Kommunikationsbedarf seitens Wirtschaft und Politik
Zum vierten Mal in Folge haben Instinctif Partners gemeinsam mit ihrer Marktforschungsfirma Truth im Nachhaltigkeitskompass 2023 die Einstellung der Bundesbürgerinnen und -bürger zum Thema Nachhaltigkeit und Klimawandel untersucht.
Zum vierten Mal in Folge haben Instinctif Partners gemeinsam mit ihrer Marktforschungsfirma Truth im Nachhaltigkeitskompass 2023 die Einstellung der Bundesbürgerinnen und -bürger zum Thema Nachhaltigkeit und Klimawandel untersucht.
Eine wachsende Mehrheit der Befragten schätzt die Entwicklung der Welt seit Jahren zunehmend schlechter ein: Gaben 2020 noch 57 Prozent an, dass es schlechter wird, sind es 2023 bereits 64 Prozent.
Bei den konkreten Sorgen um die Zukunft stehen im Jahr 2023 die Umweltverschmutzung und der Klimawandel (84 Prozent, plus 2 Prozent) gemeinsam mit den negativen Auswirkungen der Inflation (84 Prozent, minus 2 Prozent) an erster Stelle. Aber auch der Ukraine-Krieg belastet mit 82 Prozent stark, ebenso wie eine soziale Spaltung der Gesellschaft (77 Prozent).
„Der Pessimismus über die künftige Entwicklung in Deutschland, Europa und der Welt ist weiter gestiegen und die Zuversicht in ein lösungsorientiertes Agieren seitens Politik und Wirtschaft gesunken. Eine positive Grundeinstellung mit klar formulierten, attraktiven Zielen und Strategien ist erforderlich, um alle auf der Reise zu mehr Nachhaltigkeit mitzunehmen“, sagt Dr. Hubert Becker, Managing Partner bei Instinctif Partners.
Unternehmen liegen bei Glaubwürdigkeit hinter der Politik
Das Vertrauen in die Taten und Worte von Politik und Unternehmen zu nachhaltigen Themen ist weiterhin gering. Obwohl die Teilnehmenden sich als Verbraucherinnen und Verbraucher mit 20 Prozent (+2 Prozent) in erster Linie selbst gefordert sehen, stehen auch die Bundesregierung mit 16,5 Prozent (–2 Prozent) sowie die Unternehmen mit 13 Prozent (+2 Prozent) weiterhin in der Verantwortung.
Nur 28 Prozent der Befragten glauben, dass die Unternehmen ausreichend Schritte zur Bekämpfung des Klimawandels unternehmen. Am wenigsten zweifeln die Teilnehmenden an den nachhaltigen Maßnahmen der Bundesregierung (36 Prozent), gefolgt von der Europäischen Union (EU) mit 30 Prozent.
Aufgeschlüsselt nach Branchen sehen die Teilnehmenden besonders die Landwirtschaft mit 82 Prozent, die Lebensmittelindustrie mit 81 Prozent und die Energieversorger mit 79 Prozent in der Pflicht, mit einer expliziten und glaubwürdigen Strategie für mehr Nachhaltigkeit und weniger Emissionen zu sorgen. Obwohl die Finanzbranche aus Sicht der EU eine entscheidende Rolle auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit spielen sollte, erwarten nur 40 Prozent eine Nachhaltigkeitsstrategie von Banken, Vermögensverwaltern und Versicherern. Allerdings werden diese zunehmend kritisch beobachtet, denn der Wert ist mit 7 Prozentpunkten gegenüber 2022 deutlich gestiegen.
Nachhaltiges Agieren ist kompliziert
Eine große Lücke klafft zwischen guten Absichten und dem tatsächlichen Verhalten. Ihren eigenen Lebensstil schätzen 55 Prozent der Befragten als nachhaltig ein, allerdings gibt es im Generationenvergleich bei dieser Frage unterschiedliche Ergebnisse: Teilnehmende der Gen Z (16–24 Jahre) sind am wenigsten der Meinung, ein nachhaltiges Leben zu führen.
Vier Hauptgründe sind für die Verbraucherinnern und Verbraucher entscheidend, warum sie nicht nachhaltiger leben und agieren: kollektiver Nachhaltigkeits-Pessimismus, höhere Kosten, verwirrende Informationen sowie mangelndes Vertrauen. „Hier liegt eine große Verantwortung, aber auch eine große Chance für Marken und Unternehmen. Denn ihre ESG-Strategien spielen eine bedeutende Rolle bei nachhaltigen Entscheidungen der Verbraucherinnen und Verbraucher“, sagt Maria Ries, Senior Consultant ESG bei Instinctif Partners.
Schlüssel zur Kehrtwende liegt in der Kommunikation
Instinctif Partners hat konkrete Handlungsfelder identifiziert, wie es gelingen kann, wieder optimistischer in die Zukunft zu blicken. „Entscheidend ist, dass Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, ihre Führungsverantwortung auch im Hinblick auf gesellschaftliche und Umweltthemen wahrnehmen. So kann ein kollektiver Change-Prozess angestoßen werden, der im besten Fall alle Stakeholder zum Handeln motiviert“, resümiert Dr. Becker.
Klimapositive Maßnahmen müssen von Wirtschaft und Politik intensiver kommuniziert und betont werden. Aber um die Glaubwürdigkeit und somit das Vertrauen zu stärken, ist es erforderlich, die Botschaften verständlich, ehrlich und klar zu formulieren. Die Angst vor Greenwashing verunsichert Verbraucherinnen und Verbraucher.