Italien: Auch hier wird weiter abgewiegelt
Es ist schon erstaunlich, wie sich die Dinge gleichen. Erst Griechenland, dann Irland, Portugal und zuletzt Spanien. Überall wehrte man sich bis zum Schluss lautstark gegen Spekulationen, dass man finanzielle Hilfe benötige. Nun ist Italien an der Reihe.
Es grenzt schon ein Realitätsverlust. Auch die Regierung in Italien wiegelt weiter ab. Ministerpräsident Mario Monti tritt weiterhin energisch den anhaltenden Spekulationen entgegen, dass sein Land internationale Hilfe benötigt. Ganz so überzeugt scheint er jedoch nicht zu sein, bekräftigte er doch jüngst erneut seine Forderung nach Unterstützung für Krisenländer an den Anleihemärkten durch die Europäische Zentralbank (EZB), die direkt als Käufer am Sekundärmarkt aktiv werden soll. Kein Wunder, wird es für Italien doch immer schwieriger, sich am Kapitalmarkt zu annehmbaren Konditionen zu finanzieren, weil das Vertrauen der Investoren in eine Sanierung des Staatshaushaltes immer weiter schwindet. Zwar entspannte sich die Situation jüngst etwas und die Renditen bei den italienischen Staatsanleihen sanken nach den Zwischenhochs in der Vorwoche, dies dürfte aber wohl nicht dauerhaft sein.
Denn wie sollen die Staatsfinanzen in Ordnung gebracht werden, wenn die Konjunktur weiter abschmiert und sich die Rezession immer weiter verstärkt? Beispielhaft dafür sind die jüngsten Daten zu den Auftragseingängen in der Industrie mit einem Rückgang zum Vormonat von 12,3%. Die Talfahrt setzt sich damit fort. Bereits im Februar und März gab es Rückgänge im zweistelligen Prozentbereich. Aber nicht nur weniger Bestellungen kommen rein, auch die Produktion des gesamtwirtschaftlich wichtigen Sektors ist seit Monaten rückläufig. Ferner verzagt die Bevölkerung zunehmend, wie die im Juni weiter eingetrübte und dabei auf den niedrigsten Stand seit 1996 gesunkene Verbraucherstimmung verdeutlicht. Angesichts der desolaten Wirtschaftslage ist es daher wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch in Italien die Zeit der Schönfärbereien vorbei ist.