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Italien bittet zur Urne

Am heutigen Sonntag dürfen die Italiener ein neues Parlament wählen. Es ist offen, wer die Nase vorne haben wird und ob es am Ende zur Bildung einer handlungsfähigen Regierung reicht. Spannung ist damit garantiert.

BÖRSE am Sonntag

Spannend ist die Wahl nicht zuletzt deshalb, weil die Ergebnisse einmal mehr zeigen könnten, dass die eingeschlagene „Euro-Rettungspolitik“ nicht im Sinne breiter Bevölkerungsschichten ist. Bereits im Vorfeld des Urnenganges war daher zunehmende Nervosität bei „Euro-Rettern“ und an den Finanzmärkten zu spüren. Schließlich könnte das Land vom eingeschlagenen „Reformkurs“ abkommen und damit auch die zuletzt vermeintlich stabile Lage in der Euro-Krise wieder mächtig ins Wanken bringen. Die Gründe liegen auf der Hand. Italien ist gebeutelt von der rigiden Sparpolitik des Übergangspremiers Mario Monti, der damit erst einmal die Pleite des immens verschuldeten Landes vermied. Aber zu welchem Preis? Bevölkerung und Wirtschaft stöhnen unter einer gewaltigen Steuerlast. Eine hohe Arbeitslosigkeit sorgt für soziale Spannungen. Fehlende Perspektiven und eine frustrierte und desillusionierte Jugend runden das trübe Bild ab.

Natürlich liegen die Gründe für die desolate Lage weitaus tiefer. Italien wurde in der Regierungszeit Silvio Berlusconis gänzlich heruntergewirtschaftet. In dieser Zeit stieg die Staatsverschuldung immens. Das Versäumnis struktureller Reformen sowie Schattenwirtschaft und Korruption taten ihr übriges, um die wirtschaftliche Entfaltung zu beeinträchtigen. Dennoch stellt sich die Frage, ob der von den Euro-Rettern aufgezwungene Weg drastischer Einschnitte zielführend ist. Zudem sind auch hier Zweifel am Nutzen des Euros für Italien zulässig. Ob es nach der Wahl eine Regierung gibt, die auch diese Punkte mit in ihre Erwägungen über den künftigen Kurs Italiens einbezieht? Man darf gespannt sein. Es sieht aber wohl eher nicht danach aus. Stattdessen könnte der eingeschlagene Weg fortgesetzt und damit das Land noch tiefer in die Perspektivlosigkeit gestürzt werden.