Italien: Rally vs. Rezession
Die Schuldenkrise macht wohl Sommerpause. Mit dem jüngsten kräftigen Zuwachs setzte sich die Ende Juli gestartete Rally des italienischen Leitindex fort. Auch die Konjunkturdaten konnten die Kauflaune nicht bremsen.
Seit dem Zwischentief Ende Juli von knapp unter 12.300 Punkten, womit das Mehrjahrestief von März 2009 unterschritten wurde, preschte der FTSE MIB bis dato um mehr als 23% nach oben. Damit kann von einer Rally gesprochen werden. In der vergangenen Woche waren es mehr als +3%. Mit den jüngsten Konjunkturdaten lässt sich die Kauflaune aber nicht erklären. Im Gegenteil, hier sieht es eher besorgniserregend aus. Die Rezession hat das Land weiterhin voll im Griff. Während die nun vorgelegten Daten der europäischen Statistikbehörde einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in der Eurozone von 0,2% zum Vorquartal offenbarten, schrumpfte die italienische Wirtschaftsleistung um 0,7%. Dies war zwar nicht ganz so viel wie im Vorquartal mit –0,8%, jedoch inzwischen bereits der vierte Rückgang in Folge. Noch dramatischer sieht es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aus. Hier legte die Abwärtsdynamik weiter zu. Nach –0,5% im Schlussquartal 2011 und –1,4% im ersten Jahresviertel 2012 waren es im zweiten Quartal dieses Jahres –2,5%.
Dies sieht alles nicht nach der milden Rezession aus, wie immer wieder seitens der italienischen Regierung beschwichtigt wird. Darüber hinaus bleiben die Haushaltsprobleme (hohes Defizit) sowie die riesige Staatsverschuldung, die eine gewaltige Bedrohung darstellen – in letzter Konsequenz auch für die Wirtschaft und damit den Aktienmarkt. All diese Risiken können die aktuelle Kauflaune am italienischen Aktienmarkt dem Anschein nach aber nicht trüben. Stattdessen wirkt wohl die Hoffnung kurstreibend, dass Landsmann Mario Draghi als Chef der EZB schon irgendwann die Geschütze auffahren wird, mit denen auch in Bella Italia der Karren aus dem Dreck gezogen werden soll. Dass dadurch die Wirtschaft wieder in Schwung kommt, ist jedoch zu bezweifeln.