Italien wieder stärker im Fokus
Während es bei dem Dauerthema Euro-Krise zuletzt vor allem um Zypern ging, scheint nun das Sorgenkind Italien wieder stärker in den Fokus zu rücken. Sinkende Aktienkurse und steigende Risikoaufschläge bei den Anleihen am Sekundärmarkt zeugen von zunehmend nervösen Investoren.
Auf die Stimmung der Anleger drückte in der vergangenen Woche wohl insbesondere die nach wie vor schwierige Bildung einer Regierung nach den Wahlen von Februar. Der Spitzenkandidat des italienischen Mitte-Links-Bündnisses, Pier Luigi Bersani, macht bei seiner Suche nach einer Mehrheit in Rom keine sichtbaren Fortschritte. Er sondiert zwar nach wie vor fleißig, hat sich bei der Partei „5-Sterne-Bewegung“ (M5S) von Beppe Grillo aber erneut einen Korb abgeholt. Eine stabile Regierung bleibt damit in weiter Ferne. Angesichts der möglichen Konsequenzen, wie Neuwahlen oder politischer Stillstand, werden die Investoren offenbar zunehmend nervös. Darüber hinaus halten sich hartnäckig Gerüchte über eine bevorstehende Abstufung Italiens durch eine große Rating-Agentur. Vorsichtiges Agieren verwundert daher nicht. So gelang es bei zwei Anleiheauktionen Italiens nicht, den anvisierten Höchstbetrag einzusammeln. Zudem zogen die Risikoaufschläge für italienische Staatspapiere am Sekundärmarkt an. Auch die Kurse italienischer Aktien gaben in der vergangenen Woche wieder deutlicher nach. Der FTSE-MIB-Index setzte damit seine Korrektur ausgehend vom Zwischenhoch Ende Januar dieses Jahres fort und markierte im Rahmen dieser sinkenden Bewegung ein neues Zwischentief, das mehr als 15% unter dem Januar-Hoch liegt.
Zur schlechten Stimmung dürfte aber nicht nur die politische Unsicherheit beigetragen haben. Auch die konjunkturellen Perspektiven sind nicht rosig und es gab weitere ernüchternde Daten. Demnach war der Auftragseingang in der Industrie im Januar kräftig gesunken. Ferner sank zu Jahresbeginn der Produktionsindex des Baugewerbes. Damit sieht es nicht nach einem baldigen Ende der Rezession aus.