Japan hat gewählt
Wie erwartet hat die Demokratische Partei (DPJ) gewonnen. Ein historischer Sieg, löst sie doch die Liberaldemokraten (LDP) ab, die seit 1955 fast durchweg regierten. Die LDP machte aus Japan die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft, die vor allem auf den Export setzte.
Wirtschaftskrisen versuchte man mit vielen Konjunkturpaketen zu bekämpfen, was zu einem riesigen Schuldenberg führte. Zudem hat sich ein System entwickelt, das vor allem Großkonzerne begünstigt und von Korruption, Vetternwirtschaft und reichlich Bürokratie durchsetzt ist. Dieses gilt es nun zu reformieren, was sich der designierte Ministerpräsident, Y ukio Hatoyama,zur Aufgabe gemacht hat und der vor der Wahl versprach, aus der unternehmerfreundlichen Wirtschaft ein verbraucherorientiertes System zu machen.Er kündigte beispielsweise Hilfen und Steuererleichterungen für Familien und kleine Firmen an. Offen ist jedoch, ob es gelingt, diese Dinge umzusetzen und auch wie angekündigt durch Ausgabenkürzungen zu finanzieren. Ein Strukturwechsel sowie die Stärkung der Binnenwirtschaft sind jedoch dringend nötig. Dies gilt auch vor dem Hintergrund der jüngsten Rezession. Zwar konnte das Land im Frühjahr seinen längsten Abschwung seit dem Zweiten Weltkrieg beenden und verbuchte nach fünf Rückgängen in Folge im zweiten Quartal wieder ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP), das Wachstum von 0,9% ging jedoch von einem niedrigen Niveau aus. Auch das Anfang der Woche gemeldete fünfte Plus in Folge bei der Industrieproduktion sowie der auf den höchsten Stand seit fast drei Jahren gekletterte Einkaufsmanagerindex für August ändern nichts an der Tatsache, dass Japan von einem selbsttragenden Wachstum noch weit entfernt ist. Zu der jüngsten Erholung trugen neben den heimischen vor allem die weltweiten Konjunkturpakete bei. Trotz zuletzt einiger ermutigender Konjunkturdaten und des historischen Wahlsiegs zeigten sich die Investoren daher jüngst abwartend, und nach den Vorschusslorbeeren folgten erst einmal Gewinnmitnahmen.