Japan: Kurodas Experiment
Nicht lange fackeln, lautet das Motto des neuen japanischen Notenbankchefs. In den vergangenen Wochen bereits mehrmals vollmundig angekündigt, lässt Haruhiko Kuroda nun Taten folgen. Auf der jüngsten ersten Sitzung der Bank of Japan (BoJ) unter seiner Führung läutete er eine „neue Phase der monetären Lockerung“ ein.
Die japanische Notenbank hat nun ihr Ziel, für Geldwertstabilität zu sorgen, auch offiziell ad acta gelegt. Stattdessen gilt nun ein neues geldpolitisches Konzept. Zentralbanken versuchen gewöhnlich, die Geldmenge indirekt über die Leitzinsen zu steuern. Wenn dieses Mittel auf der Unterseite ausgeschöpft ist und Leitzinsen wie in Japan schon seit Jahren praktisch bei null liegen, greift man direkt ein und kauft mit selbst geschaffenem Geld aus der Druckerpresse Wertpapiere. Auch dieses Instrument nutzt die BoJ schon geraume Zeit, um die Geldversorgung in der japanischen Wirtschaft auszuweiten.
Nun geht sie jedoch noch einen Schritt weiter und strebt offiziell eine direkte Ausweitung der Geldmenge an. Kuroda will dabei das Land mit Yen überfluten und bis 2014 die ohnehin gewaltige Zentralbankgeldmenge von 138 (2012) auf 270 Bio. Yen fast verdoppeln. Zum aktuellen Kurs des Euro entspräche dies einem Anstieg von 1,15 auf 2,26 Bio. Euro. Dazu will man jedes Jahr japanische Staatsanleihen und andere Papiere für etwa 60 bis 70 Bio. Yen kaufen. Allein für Anleihen sollen jährlich etwa 50 Bio. Yen ausgegeben werden.
Mit der ausgeweiteten Geldmenge will die Notenbank für Inflation sorgen. Ausdrücklich erklärtes Ziel ist es, die seit Jahren um null herumpendelnde offizielle Teuerungsrate bei den Verbraucherpreisen auf rund 2% zu heben. Insgesamt steckt hinter diesem gewagten und risikoreichen geldpolitischen Experiment, dessen Folgen nicht abzuschätzen sind, die Hoffnung, damit endlich die Deflationsspirale zu verlassen, die die japanische Wirtschaft nun schon seit Jahren lähmt. Beim Experimentieren zu hoffen, kann aber auch gewaltig nach hinten losgehen.