Japan rutscht in die Rezession
Der japanische Leitindex Nikkei 225 bewegte sich jüngst kaum. Es herrscht wohl nach wie vor Unsicherheit darüber, wie groß die Auswirkungen der Naturkatastrophen und des Atomunglücks tatsächlich sind. Auch die jüngsten Daten brachten diesbezüglich nur wenig Erkenntnis, wenngleich die Zahlen eine deutliche Sprache sprechen.
Das japanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im ersten Quartal mit 0,9% zum Vorquartal fast doppelt so stark wie erwartet. Hochgerechnet auf das Jahr brach es um 3,7% ein. Während andere große Volkswirtschaften wie China und Deutschland die Krise hinter sich gelassen haben und wieder kräftig wachsen, scheint Japan den wirtschaftlichen Anschluss an die insgesamt prosperierende Weltwirtschaft zu verlieren. Bereits seit einem halben Jahr sinkt nun die Wirtschaftsleistung, sodass Japan sich praktisch in einer Rezession befindet. Und die rückläufige Tendenz könnte sich in den nächsten Monaten sogar noch verstärken, angesichts etlicher zerstörter Fabriken im Norden des Landes, Lieferengpässen in der Industrie sowie den drohenden Stromausfällen im Sommer, bevor dann in der zweiten Jahreshälfte stützende Effekte aus dem Wiederaufbau möglich sind.
Die japanische Regierung verbreitet bereits Optimismus. „Die Wirtschaft hat die Kraft, ein Comeback zu feiern“, sagte Wirtschaftsminister Kaoru Yosano. Er verwies darauf, dass der BIP-Rückgang weitgehend auf die Folgen des Erdbebens zurückzuführen und damit nur ein vorübergehendes Phänomen sei. Er bekräftigte ferner die Regierungsprognose, die für das Fiskaljahr 2011/12 (bis Ende März) mit einem BIP-Wachstum von knapp 1% rechnet. Womöglich ist diese Einschätzung angesichts der neusten Daten jedoch zu optimistisch. Entsprechend könnte es auch den Investoren angesichts der unklaren Aussichten derzeit schwerfallen, an den japanischen Aktienmärkten zu investieren. Es fehlen derzeit einfach positive Katalysatoren. Auch von der japanischen Notenbank gab es angesichts der unveränderten Geldpolitik jüngst keine Impulse.