Kasper Rorsted: Star ohne Fans
Kasper Rorsted verlässt Adidas. Konzern und Manager suchen nach einem Neuanfang. Dabei schien es anfangs zwischen beiden Seiten perfekt zu passen - und auch die Börse feierte den Dänen lange. Jetzt plötzlich steht der Manager des Jahres 2019 ohne Fans da.
Kasper Rorsted verlässt Adidas. Konzern und Manager suchen nach einem Neuanfang. Dabei schien es anfangs zwischen beiden Seiten perfekt zu passen - und auch die Börse feierte den Dänen lange. Jetzt plötzlich steht der Manager des Jahres 2019 ohne Fans da.
Im Herbst 2016 gab Kasper Rorsted seinen Posten als CEO bei Henkel auf und wechselte an die Vorstandspitze von Adidas. Bereits einige Monate zuvor ließ allein die Ankündigung dieses Wechsels die Marktkapitalisierung des zweitgrößten Sportartikelherstellers der Welt um eine Milliarde Euro ansteigen. Der Däne hatte seinen Job bei Henkel mit Bravour erledigt, der Aktienkurs des Konsumgüterkonzerns erlebte unter Rorsteds Führung seine letzte große Rally.
Entsprechend groß waren die Erwartungen in Herzogenaurach. Rorsted galt vielen als der junggebliebene, vorwärtsdenkende Manager mit Star-Appeal. Zu einem Sportmode-Konzern wie Adidas schien er perfekt zu passen. Und Rorsted bestätige schnell die Erwartungen in ihn. Adidas lieferte Quartal um Quartal starke Zahlen, der Aktienkurs raste von Rekordhoch zu Rekordhoch und verdoppelte sich in den ersten fünf Jahren von Rorsteds Amtszeit. Der Sportartikelkonzern brachte darüber hinaus peu a peu sein zuvor angestaubtes Image los, rückte dem Erz-Konkurrenten Nike zunehmende auf die Pelle.
Game-Changer Corona
Dann kam Corona. Und nun, zwei Jahre später, muss Kapser Rorsted, 2019 noch als Manager des Jahres geehrt, den Konzern verlassen. Warum genau, ist unklar. Zwar hat die Aktie zuletzt deutlich an Wert verloren und steht nun in etwas wieder auf dem Niveau von Herbst 2016, als Rorsted in den Konzern kam, doch auch die Kurse der Konkurrenz kamen zuletzt kräftig unter die Räder. Lieferkettenprobleme und das schwächelnde China-Geschäft wegen strikter Lockdowns und Boykotte-Aufrufen gegenüber westlichen Marken setzen auch Puma und Nike zu. Rorsted hat überdies Erfolge vorzuweisen, wie unter anderem die Verfünffachung des Online-Umsatzes und die Etablierung eines nachhaltiges Firmenprofils, das vor allem für die jüngere, westliche Zielgruppe immer bedeutender wird.
Inwiefern Rorsted für die aktuellen Probleme des Konzerns verantwortlich gemacht werden kann, darf deshalb in Frage gestellt werden. Fest aber steht: Der Star hat seine Fans verloren. Das geht bekanntlich schnell, wenn die Erfolge ausbleiben. Sowohl innerhalb des Konzerns, als auch an den Märkten fehlte zuletzt das Vertrauen. Immer öfter soll Rorsted mit seinem eher autoritären Führungsstil angeeckt sein, Anlegern fehlten wohl die Wachstumsperspektiven. In Europa und in den USA haben Nike und Puma gerade einen besseren Lauf und die ansprechenderen Produktlinien.
Rorsted hat aber wohl auch selbst die Lust auf die Drei-Streifen-Bühne verloren. Die Vertragsauflösung schließlich erfolgte einvernehmlich. Einen Nachfolger gibt es noch nicht. Bis dahin bleibt der 60-jährige CEO. Im Anschluss erhält Rorsted wohl eine Abfindung in zweistelliger Millionenhöhe.
OG
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