„Kollegen fragen mich entgeistert, warum wir freiwillig unsere Atomkraftwerke abschalten“
Für Julia Klöckner ist das Aus für die Atomenergie der falsche Weg. Für die Vize-Bundesvorsitzende der CDU ist die Energiekrise noch nicht ausgestanden. Sie hält die Lage nicht für sicher.
Für Julia Klöckner ist das Aus für die Atomenergie der falsche Weg. Für die Vize-Bundesvorsitzende der CDU ist die Energiekrise noch nicht ausgestanden. Sie hält die Lage nicht für sicher.
Von Oliver Götz
Mit der Energiepolitik der rot-gelb-grünen Bundesregierung hadert die Opposition, vor allem die Union. Julia Klöckner, Vize-Bundesvorsitzende der CDU, hält die Gesamtrechnung in Sachen Energie, die die Regierung gerade verfolgt, für hochriskant. „Ich finde unsere Lage ist nicht sicherer geworden“, sagte die ehemalige Bundeslandwirtschaftsministerin auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee.
Klöckner blickt mit einer gewissen Sorge auf den nächsten Winter in Deutschland. „Wir haben trotz der unsicheren Versorgungslage im April entschieden, dass sehr sichere Kernkraftwerke, die uns unabhängig mit Energie versorgt haben, abgeschaltet werden.“ Auch in diesem Winter hätte man aber nach wie vor Gas verstromt. Man dürfe auch mal Entscheidungen revidieren, sagte Klöckner, die einst selbst den Atomausstieg unterstützt hatte.
Merkel hätte anders entschieden
Für Klöckner gilt deshalb auch das Argument nicht, dass Angela Merkel verantwortlich für den jetzigen Ausstieg ist. Die von Merkel geführte schwarz-gelbe Koalition hatte 2011 den Atomausstieg beschlossen. Merkel wäre fähig gewesen, sagte Klöckner, „eine neue, revidierte Entscheidung zu treffen.“ Sie halte es in der Gesamtrechnung für hochriskant, was „wir gerade machen“. Kollegen im Ausland fragte sie entgeistert, „warum wir freiwillig unsere Atomkraftwerke abschalten“.
Klöckner muss das als Politikerin in der Opposition sagen. Sowohl CSU als auch CDU haben die Atomkraft als Wahlkampfthema für sich entdeckt. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Alexander Dobrindt, CSU-Landesgruppenchef in Berlin, hatten auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel ebenfalls eine Lanze für die Technologie gebrochen.
Keine Lösung für Dunkelflaute
Auch Achim Schröder, Finanzchef bei Westenergie, warnt, „dass noch nicht alles überstanden ist“. Er wies auf den glücklicherweise warmen letzten Winter hin. „Wir müssen sicherstellen, dass wir Grundlastkraftwerke haben, um Strom 24 Stunden am Tag für alles zu gewährleisten“, sagte er, allerdings ohne dabei die Atomkraft zu nennen. „Sie können die Erneuerbaren Energie auf 100 Prozent ausbauen, dann haben Sie an gewissen Tagen trotzdem keinen Strom.“
Schröder sprach damit die sogenannte Dunkelflaute an. Wenn keine Sonne scheint und kein Wind weht, hilft der beste Ausbau von Photovoltaik und Windenergie nichts. Es sei denn, man könnte diese Energie mit einem verbesserten Wirkungsgrad speichern. Auch hier brauche man Innovationsfortschritt hin zu leistungsfähigeren Batterien, sagte Schröder.