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Kopf der Woche: Nikolaus von Myra

So viel steht fest: Er war ein früher Freund der Umverteilung von Gütern und daher für die Marktwirtschaft kein Kronzeuge. Andererseits – als Begüterter verfügte er über seine eigenen Mittel, nicht jene der Steuerzahler, und Rechtsstaatlichkeit praktizierte er in seinem Einflussbereich wie kein Zweiter.

BÖRSE am Sonntag

So viel steht fest: Er war ein früher Freund der Umverteilung von Gütern und daher für die Marktwirtschaft kein Kronzeuge. Andererseits – als Begüterter verfügte er über seine eigenen Mittel, nicht jene der Steuerzahler, und Rechtsstaatlichkeit praktizierte er in seinem Einflussbereich wie kein Zweiter.

Aber: Wenig Gesichertes lässt der Mann nach außen dringen – ein verschwiegener unter den Mächtigen und Einflussreichen, ein Kirchenmann wie er im Buche steht: Nikolaus von Myra, geboren um 280 n.Chr. und verstorben im Alter von 70, ist zweifellos ein Vorbild für Generationen. Nikolaus stammt aus dem Griechischen, sein Name bedeutet „Sieger des Volkes" – was ein wenig beschreibt, wie der Bischof gegen die Staatsmacht aufbegehrte: Zu Unrecht beschuldigte Offiziere soll er sogar gegen den römischen Kaiser in Schutz genommen haben. Während einer Christenverfolgung wurde er inhaftiert und misshandelt.

Sein Bistum Myra in Lykien, heute in Anatolien, lag in einer Gegend Kleinasiens, die immer wieder gewaltsam den Besitzer wechselte, was zum Beispiel jenen italienischen Kauffahrern schwante, als sie im 11. Jahrhundert die Gebeine des Heiligen stahlen, vor den anrückenden Seldschuken in Sicherheit und nach Bari in Süditalien brachten, wo Nikolaus fortan Schutzpatron wurde. Da er selbst bescheiden schwieg, wucherten die Legenden: Jungen Frauen soll Nikolaus Gold aus seinem Erbe geschenkt haben, damit sie eine Mitgift hatten und heiraten konnten statt Tempelprostitiuierte zu werden. Arme und Kinder bedachte er, daher stellt der Nachwuchs bis heute Stiefel vor die Tür, die in der Nacht zum 6. Dezember auf undurchsichtige Art gefüllt werden.

Der Bischof selbst dürfte allerdings eher Sandalen getragen haben. Auch in diesem Aufzug jedoch wurde er später Schutzpatron der Geldleiher und Bankiers, immerhin. Übel mitgespielt haben die Jahrhunderte dem Heiligen insofern, als er wehrlos in Kitschfiguren wie etwa Weihnachtsmänner vom Nordpol und Ähnliches umfunktioniert wurde. Lebte er noch, mit diesen Schändern würde er sicher Schlitten fahren.