Kroatien: Langer Atem erforderlich
Mit dem Beitritt zur EU wird nicht sofort alles besser. Das Land zwischen Adria und Drau steht vor enormen Herausforderungen. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Wirtschaft schrumpft. Überbordende Bürokratie und Korruption bremsen den dringend notwendigen Aufschwung. <br /><br />Bei Urlaubern steht Kroatien hoch im Kurs. Im vergangenen Jahr besuchten 11,8 Millionen Sonnenhungrige den Staat im westlichen Balkan. Sie sind hochwillkommen. Mit über sechs Milliarden Euro trägt der Tourismus 15 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Ausländische Direktinvestoren machen dagegen um das Land einen Bogen. Sie engagierten sich 2012 mit nur knapp eine Milliarde Euro. 2008 waren es noch rund vier Milliarden Euro gewesen. Verantwortlich für die nachlassende Attraktivität des Standorts sind umständliche und lang dauernde Genehmigungsverfahren sowie ein hohes Maß an Bestechlichkeit. Laut einer Studie von Ernst & Young zählt Kroatien zu den korruptesten Ländern Europas. <br /><br />Höhere Auslandsinvestitionen sind dringend notwendig, um die Konjunktur zu beleben. Seit fünf Jahren steckt Kroatien in einer Rezession. Erst im kommenden Jahr soll die Wirtschaft wieder wachsen. Doch ein Plus von voraussichtlich 1,2 Prozent reicht nicht aus, um die Arbeitslosigkeit entscheiden zu senken. Derzeit ist jeder fünfte Kroate ohne Job. Nun hofft man in Zagreb auf die EU. Sie hat rund zehn Milliarden Euro bis 2020 an Fördergeldern bereitgestellt. In welche Projekte die Mittel fließen werden, bedarf allerdings noch der Konkretisierung. <br /><br />Der Betritt zur EU bringt aber auch Nachteile mit sich. Kroatien muss nun seine landwirtschaftlichen Exporte in die südlichen und östlichen Nachbarländer verzollen. Zudem muss sich der kroatische Markt für Produkte aus der EU öffnen. Ein weiterer Punkt kommt hinzu. Künftig müssen Touristen aus Russland oder der Ukraine ein Visum beantragen. <br /><br />Angesichts der zahlreichen Probleme des Landes versetzt der EU-Beitritt die Anleger keinesfalls in Euphorie. Seit Anfang April verlor der Leitindex Crobex neun Prozent. Gerechnet auf die vergangenen zwölf Monaten bringt er es auf ein Plus von gerade mal sieben Prozent. Anleger wissen, dass Kroatien einen langen Weg vor sich hat.