Kurssprung! Startet IBM-Aktie jetzt durch?
Mit einem Kursplus in Höhe von 9,6 Prozent am vergangenen Mittwoch sorgte IBM für die Börsenüberraschung der Woche. Dabei waren die Quartalszahlen eigentlich alles andere als überzeugend. Eine charttechnisch günstige Situation, die Hoffnung auf Umsatz- und Gewinnstabilisierung und übertroffene Analystenschätzungen könnten zu einem Kursanstieg geführt haben, der jedweder fundamentalen Grundlage entbehrt. Kann das gutgehen?
Mit einem Kursplus in Höhe von 9,6 Prozent am vergangenen Mittwoch sorgte IBM für die Börsenüberraschung der Woche. Dabei waren die Quartalszahlen eigentlich alles andere als überzeugend. Eine charttechnisch günstige Situation, die Hoffnung auf Umsatz- und Gewinnstabilisierung und übertroffene Analystenschätzungen könnten zu einem Kursanstieg geführt haben, der jedweder fundamentalen Grundlage entbehrt. Kann das gutgehen?
Eine Performance, wie die der IBM-Aktie am vergangenen Mittwoch sieht man selbst an der Börse selten. Trotz eines Umsatz- und Gewinnrückgangs im dritten Quartal schnellte der Kurs des Papiers um fast zehn Prozent in die Höhe. Da stellt sich die Frage nach dem Warum natürlich vergleichsweise schnell. Die Antwort lautet: Keiner weiß es so genau. Hauptgrund, glaubt man den Experten, war wohl die Tatsache, dass Analysten die IBM-Quartalsergebnisse noch schlechter vorhergesagt hatten, als sie es nun tatsächlich waren. Wenn so etwas schon zu solch extremen Kurssprüngen reicht, dürfte das eigentlich alarmierend sein, drückt es doch im Umkehrschluss eine Erleichterung der Investoren darüber aus, dass es wenigstens schlecht und nicht sehr schlecht gelaufen ist.
Im Vergleich zum Vorjahr verringerten sich die Überschüsse um vier Prozent auf 2,7 Milliarden Dollar, der Umsatz gab um 0,4 Prozent auf 19,2 Milliarden Dollar nach. Damit schrumpfen die Erlöse nun seit fast sechs Jahren. Angesichts von Milliardengewinnen und Milliardenumsätzen kann man IBM natürlich eigentlich keine schlechte Performance unterstellen, doch im Vergleich mit den großen US-Tech-Konkurrenten sind sinkende Umsatz- und Gewinnzahlen für Anleger kaum hinnehmbar. Denn wo sind bei so viel besser laufenden Alternativ-Papieren die Kaufanreize?
Begibt man sich auf die Suche, sind durchaus welche zu finden, zum Beispiel auf kurze Sicht in der Charttechnik. Die Mai-Tiefs scheinen überwunden und die 200-Tage-Linie ist wieder in Reichweite. „Wären die Quartalsergebnisse wirklich umwerfend ausgefallen, ließe es sich durchaus überlegen, trotz dieses immensen Anstiegs noch auf den rasenden Zug aufzuspringen“, so die Experten von Lynxbroker und fügen an: „Aber das waren sie eben nicht.“ Die IBM-Aktie scheint etwas für einen Kreis von Anlegern zu sein, der sich sonst eher mit spekulativen Zertifikaten beschäftigt.
Ist die Konkurrenz vielleicht einfach zu stark?
So muss man also weiter suchen. Und wer will, der findet zumindest im Geschäft mit Cloud-Diensten, Daten-Analyse und künstlicher Intelligenz, das IBM durchaus in vorzeigbarem Umfang hat, einen Kaufanreiz. Hier konnte der Konzern aus dem US Bundesstaat New York im dritten Quartal einen Umsatzanstieg von elf Prozent auf 8,8 Milliarden US-Dollar vermelden. Das sind starke Zuwächse und unterstreicht IBMs Bemühungen sich vom Hardware- und Softwareentwickler zu einem zukunftsfähigen Tech-Allround-Konzern zu entwickeln. Doch die Konkurrenz im Feld der Cloud-Services und Co. ist riesig. Unter anderem haben Schwergewichte wie Amazon und Microsoft den Markt für sich entdeckt. Mit SAP sucht in dem Sektor auch Deutschlands größter Tech-Konzern nach neuen Umsatz- und Gewinnchancen.
Was also ist für Anleger bei IBM noch zu holen? Auf Jahressicht ein Minus von 1,5 Prozent, auf Dreijahressicht eines von 5,2 Prozent und innerhalb der letzten fünf Jahre eines von 9,3 Prozent, sprechen nicht gerade für das Papier. Dagegen hat der IBM-Anteilschein, ehe es im Anschluss um knapp 28 Prozent nach unten ging, im Februar des laufenden Jahres mit einem Kurs in Höhe von 171,70 Euro ein Rekordhoch erreicht. Seit Jahren ist der Aktienkurs geprägt von starken Schwankungen.
Risikoreich und höchst gefährlich
Die Analysten sind sich nach den veröffentlichten Quartalszahlen relativ einig: Anleger sollten vorsichtig sein. Goldman Sachs-Analyst James Schneider stuft die Aktie weiterhin mit „Neutral“ ein. Sein Kursziel: 170 US-Dollar. Er erwarte, dass das IBM-Papier durch die übertroffenen Umsatzerwartungen gestützt wird, schrieb er in seiner Studie. Für eine Neubewertung müssten aber Umsätze und Margen stabiler werden. Analyst Steven Milunovich von der Schweizer UBS hat sein Kursziel leicht von 152 auf 160 US-Dollar angehoben. Aber auch er tendiert nicht zum Kauf. Die Geschäfte würden sich wohl stabilisieren und die Gewinnqualität steige, so der Experte. Damit sei man aber noch nicht über den Berg. Die US-Bank JPMorgan setzt ihr Kursziel bei 157 US-Dollar. Analyst Tien-tsin Huang sieht das Quartalsergebnis als ermutigend an. Die Zahlen dürften am Markt gut ankommen. Dennoch bleibe er, was die Aktie angeht, zunächst zurückhaltend.
Alles in allem lässt sich die weitere Börsenperformance von IBM also sehr schwer abschätzen. Und da am Finanzmarkt schlussendlich die nackten Zahlen und die Zukunft zählen, ist die Situation eines allemal: risikoreich und höchst gefährlich. OG