Meta-Aktie: Wie groß wird das Metaverse?
Meta Platforms ist die weltweite Nummer Eins in den sozialen Medien. Dennoch: Die Entwicklung der Aktie in den vergangenen 12 Monaten ist alles andere als positiv. Der Kurs hat sich mehr als halbiert. Die Bewertung hat sich dadurch deutlich normalisiert. Ist nun die Zeit gekommen, um langfristig einzusteigen?
Meta Platforms ist die weltweite Nummer Eins in den sozialen Medien. Dennoch: Die Entwicklung der Aktie in den vergangenen 12 Monaten ist alles andere als positiv. Der Kurs hat sich mehr als halbiert. Die Bewertung hat sich dadurch deutlich normalisiert. Ist nun die Zeit gekommen, um langfristig einzusteigen?
Das soziale Netzwerk Facebook ist für viele Menschen ein ständiger Begleiter. Es wird täglich von fast 2 Milliarden Menschen genutzt. Darüber hinaus hat der weltweit aktive Konzern Meta Platforms weitere populäre Angebote im Repertoire, mit denen die Nutzer kommunizieren können. Das sind die Video- und Foto-Sharing-App Instagram sowie die Messaging-Dienste WhatsApp und Messenger. Die Amerikaner betreiben damit das weltweit größte Ökosystem im Bereich sozialer Medien. Ihre Plattformen werden täglich von insgesamt rund 2,9 Milliarden Nutzern verwendet. Die große Popularität der Angebote führt zu Netzwerkeffekten und einen breiten Burggraben. Größe ist in diesem Geschäft einfach alles. Denn umso mehr Mitglieder die Angebote nutzen, desto attraktiver sind die Dienste. Das zieht weitere Nutzer an. Man kommt schlicht und einfach nicht an diesen Plattformen vorbei.
Online-Werbung als Gelddruckmaschine
Diese führende Position ist ein Pfund, das die Gesellschaft zu nutzen weiß. In erster Linie erzielt sie Umsätze mit Online-Werbung auf Facebook und Instagram. Mit rund 97 Prozent ist das die größte Einnahmequelle. Im 1. Halbjahr 2022 erzielte Meta Platforms damit Umsätze von 55,15 Mrd. US-Dollar. Das Werbegeschäft ist zudem hoch profitabel und sehr gut skalierbar. Die Bruttomarge des Konzerns liegt bei über 80 Prozent. Außerdem halten sich die Verwaltungs- und anderen operativen Kosten in Grenzen. Daraus resultiert eine operative Gewinnmarge im Bereich von 40 Prozent. Netto bleiben mehr als 30 Prozent des Umsatzes als Nachsteuerprofit hängen. Besser geht es kaum. Ebenfalls signifikant sind die Cashflows, also die ins Unternehmen fließenden Geldströme aus dem operativen Geschäft. Es ist deshalb durchaus angebracht, Meta Platforms als Gelddruckmaschine zu bezeichnen. Die absoluten Geschäftszahlen unterstreichen dies. Im Geschäftsjahr 2021 erzielte der Konzern Umsätze von 117,93 Mrd. US-Dollar (2020: 85,97 Mrd. US-Dollar). Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (EBITDA) lag bei 54,72 Mrd. US-Dollar (2020: 39,53 Mrd. US-Dollar). Beim Nachsteuerergebnis verbuchte die Gesellschaft einen Gewinn von 39,37 Mrd. US-Dollar (2020: 29,15 Mrd. US-Dollar).
Natürliche Grenze erreicht
Das Kerngeschäft mit Online-Werbung ist aber längst nicht alles. Das Unternehmen kann seine große Reichweite zusätzlich monetarisieren, beispielsweise durch die Bereitstellung von weiteren Produkten und Diensten (z. B. Bezahldienste, Funktionen für Onlinehandel usw.). Dieses Potenzial ist längst noch nicht ausgereizt. Es muss zudem angezapft werden. Denn das Anwenderwachstum der eigenen sozialen Plattformen ist nahezu ausgeschöpft. Die Nutzerzahlen sind an ihre natürlichen Grenzen gestoßen. Hinzu kommt ein intensiver Wettbewerb mit anderen großen Playern im Online-Werbegeschäft. Zu nennen sind zum Beispiel die Google- und YouTube-Mutter Alphabet, TikTok, Microsoft, Snapchat, WeChat und Twitter. Das dämpft die Wachstumserwartungen für das Kerngeschäft Werbung, von dem bis auf Weiteres nahezu alles bei Meta Platforms abhängt. Ein Manko, dass in den vergangenen Monaten auch den Investoren zunehmend sauer aufstößt. Der Knackpunkt dabei sind gesamtwirtschaftliche Schwächephasen. Daraus resultierende rückläufige Werbepreise und/oder weniger Werbeanzeigen schlagen sich direkt negativ in den Kennzahlen nieder.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Höhe der Nutzerzahlen. Fake-Accounts und doppelte Accounts geben Anlass dazu, die tatsächlichen Anwenderkennzahlen zumindest ansatzweise infrage zu stellen. Kritik am Datenschutz und an der Transparenz sind ebenfalls Punkte, die es zu berücksichtigen gilt. Apropos Datenschutz: Neue Datenschutzrichtlinien wie beispielsweise bei Apples iOS-Betriebssystem schränken die Nutzerinformationen ein, die an Facebook gesendet werden. Dadurch wird die zielgerichtete Werbung erschwert. Ferner ergeben sich Risiken aus der monopolartigen Stellung sowie des hohen medialen Einflusses der eigenen sozialen Plattformen. Sie können zu politischen und/oder wettbewerbsrechtlichen Regulierungen führen. Meta Platforms ist also gut beraten, die Rückflüsse aus dem Kerngeschäft zu nutzen, um sich ein weiteres Standbein aufzubauen.
Zukunftsmusik Metaverse
Und damit sind wir im Bereich Zukunftsmusik: Das Unternehmen investiert seit einiger Zeit kräftig in den Aufbau einer digitalen 3D-Welt, dem sogenannten Metaverse. In diesem ausschließlich digitalen Universum sollen sich Menschen jederzeit und überall verbunden fühlen und virtuell miteinander agieren können. Als der Konzern 2021 sein Namen von Facebook in Meta Platforms änderte, sprach Firmenchef Mark Zuckerberg vom Anfang des nächsten Internetkapitels. Seine Vision ist eine Plattform, die es den Nutzern ermöglicht, in das Internet einzutauchen, statt es nur zu betrachten. Daran wird nun fleißig getüftelt und viel Geld investiert. Die Tochter „Reality Labs“ entwickelt u. a. Produkte in den Bereichen Augmented- und Virtual-Reality. Das Sortiment umfasst Hardware, Software und Inhalte. Bereits auf dem Markt sind das VR-Headset Meta Quest sowie das Videokommunikationsgerät Portal.
Die Vorhaben auf dem Gebiet des Metaverse sind zweifelsohne ambitioniert. Meta Platforms hat dabei den Vorteil seiner finanziellen Stärke. Dadurch kann das Unternehmen ausgiebig in Forschung und Entwicklung von neuen Technologien und Angeboten sowie den Aufbau der nötigen Infrastruktur investieren. Beispielsweise baut das Unternehmen an einem Supercomputer. Übergeordnetes Ziel ist die Errichtung eines eigenen Metaverse-Ökosystems. Derzeit läuft als Pilotprojekt die Virtual-Reality-Plattform (VR) Horizon Worlds, mit der die Monetarisierung des Metaverse getestet wird. Die Nutzer können virtuelle Gegenstände und Erlebnisse erstellen und im Metaverse an andere Anwender verkaufen. Von den Erstellern und Verkäufern erhebt Meta Platforms eine Plattformgebühr sowie Verkaufsgebühren. Die entscheidende Frage ist: Wie groß wird das Metaverse? Und wird sich dieses Geschäftsmodell langfristig in bare Münze auszahlen. Bislang schreibt das Segment Reality Labs rote Zahlen. Geht es nach dem Unternehmen, sind die Chancen jedoch immens. Durch seine rechtzeitige Positionierung und den konsequenten Ausbau will es sich ein großes Stück vom digitalen Wachstumskuchen abschneiden. Schätzungen gehen davon aus, dass sich das Marktvolumen im Bereich Augmented- und Virtual-Reality von 2021 bis 2024 von 30,7 auf fast 300 Mrd. US-Dollar vervielfacht.
Fazit
Meta Platforms hat eine marktführende Stellung im Bereich sozialer Medien. Die hohe Ertragsstärke des Kerngeschäfts Werbung wird genutzt, um in neue Produkte und Technologien zu investieren. Es geht um die Erschließung weiterer Einnahmequellen. Zukunftsträchtig ist dabei die Entwicklung von Produkten für das Metaverse, welches sich in der digitalen Welt als neue Art des sozialen Lebens durchsetzen könnte. Daraus ergeben sich zusätzliche Geschäftschancen. Meta Platforms hat sich in diesem Bereich frühzeitig positioniert. Das Unternehmen besitzt zudem die finanzielle Stärke, um sich ein eigenes Metaverse-Ökosystem aufzubauen. Bislang ist das aber vor allem Zukunftsmusik. Ob und wann die Rechnung aufgehen wird, ist ungewiss. Die Wachstumschancen in diesem Bereich gehen damit mit großen Risiken einher. Bislang sind die Aktivitäten im Bereich Metaverse unprofitabel. Außerdem muss die Gesellschaft weiterhin viel Geld in den Ausbau dieses Geschäfts stecken.
Eine weitere Herausforderung ist eine Sättigung und/oder Abkühlung des Werbemarktes bzw. der intensive Wettbewerb mit anderen Anbietern von digitalen Vermarktungsplätzen. Auch die Wachstumsraten im Kerngeschäft bei den Nutzerzahlen dürften aufgrund der inzwischen erreichten Größe nachlassen. Diese gedämpften Perspektiven haben zu einer Normalisierung bei der Bewertung geführt. Der Aktienkurs ist in den vergangenen 12 Monaten deutlich zugekommen. Dabei ist nun ein interessantes Niveau erreicht. Im aktuellen Preis sind die zu erwartenden künftigen geringeren Steigerungsraten angemessen berücksichtigt. Das hochprofitable und ertragsstarke Geschäftsmodell ist daher derzeit zu günstigen Konditionen zu erwerben. Meta Platforms wird auch künftig viel Geld verdienen und den Aufwärtstrend bei den Ergebnissen fortsetzen. Das sollte sich langfristig in einer positiven Aktienkursentwicklung niederschlagen.
Thomas Behnke
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