Minen, Rohstoffe und seltene Metalle
Viele Rohstoffpreise haben sich in den vergangenen 12 Monaten glänzend entwickelt: Gold stieg um 28%, Kupfer um 27%, Silber um 27% und Palladium verteuerte sich gar um 82%. Diese erfreuliche Performance spiegelt sich jedoch in den großen Rohstoffindizes nur teilweise wider. Denn diese werden häufig von Energieträgern, insbesondere Öl, dominiert. Doch der Preis des schwarzen Goldes kletterte seit Ende August 2009 gerade einmal um 11,5%.
Viele Rohstoffpreise haben sich in den vergangenen 12 Monaten glänzend entwickelt: Gold stieg um 28%, Kupfer um 27%, Silber um 27% und Palladium verteuerte sich gar um 82%. Diese erfreuliche Performance spiegelt sich jedoch in den großen Rohstoffindizes nur teilweise wider. Denn diese werden häufig von Energieträgern, insbesondere Öl, dominiert. Doch der Preis des schwarzen Goldes kletterte seit Ende August 2009 gerade einmal um 11,5%.
Packungsbeilage beachten
Anleger sollten daher darauf achten, welchen Rohstoffkorb sie kaufen. Beim GSCI-Rohstoffindex machen Energierohstoffe beispielsweise rund 70% des Index aus. Agrarrohstoffe kommen zusammen mit der Viehwirtschaft hingegen lediglich auf einen Anteil von rund 20%. Bei dem bekannten Jim Rogers International Commodity Index (WKN ABN4JE) ist der Energiesektor mit 40% dagegen deutlich niedriger gewichtet, der Agrarbereich mit rund 32% dafür deutlich höher als bei vielen anderen Rohstoff-Indizes. Beim viel beachteten CRB-Index macht der Energieanteil ebenfalls gut 40% aus, allerdings sind die landwirtschaftlichen Erzeugnisse dort genauso hoch gewichtet. Gerade Letztere haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten besonders positiv entwickelt: „In Euro bewertet, nahm im Index besonders der Teilindex Getreide zu (+10,4%). Dieser umfasst die Rohstoffe Gerste, Mais, Weizen und Reis. Auf dem Weizenmarkt stiegen die Preise um 20,3% an. Dies ist auf die schlechte Ernte in Russland zurückzuführen, die wegen großer Hitze schwach ausfiel, was ein russisches Ausfuhrverbot von Weizen nach sich zog. Auch die Preise für Mais (+7,1%) und für Gerste (+6,5%) erhöhten sich im Vergleich zum Vormonat", teilte das Hamburgische WeltWirtschaftsinstitut (HWWI) Anfang September mit. Ob Anleger mit der Spekulation auf ein Nahrungsmittel wie Weizen Geld verdienen wollen, müssen sie für sich selbst entscheiden. Die Emittenten jedenfalls bieten dazu alle Möglichkeiten: An der Börse Stuttgart gibt es derzeit rund 30 Papiere, die sich auf verschiedene Weizen-Futures beziehen.
Spekulanten treiben die Preise
Neben den großen Indizes bieten die Emittenten über entsprechende Zertifikate daher auch die ausschließliche Partizipation an bestimmten Teil-, Subindizes oder Rohstoffkörben an. So hat Goldman Sachs beispielsweise neben dem Klassiker GSCI Excess Return Index (WKN: GS3Y86) seit 2004 auch Papiere auf den GSCI Energy ER Index (WKN: GS3Y81), den Gesamtindex ohne Energie, den GSCI Non Energy ER Index (WKN: GS3Y84) oder für Edelmetallfans den GSCI Precious Metals ER Index (WKN: GS3Y85) im Angebot. Immer häufiger finden sich zudem auch Papiere, die sich lediglich auf einen einzelnen Rohstoff beziehen. Die Auswahl reicht hier mittlerweile von Kakao (z.B. WKN: HV16F8) über Lebendrind (z.B. WKN: ABN4HK), bis hin zu Palladium (z.B. WKN: UB6D2A). Kakao und Weizen haben eines gemeinsam: Beide Rohstoffe sind im Moment sehr teuer. Die Ursache ist Knappheit – und das liegt nicht nur an Angebot und Nachfrage: „Die Stärke der Erholung nach der globalen Wirtschaftskrise ist mit fundamentalen Marktfaktoren allein schwer zu erklären. Dies legt nahe, dass zusätzlich Faktoren aus dem Bereich der Finanzmärkte eine Rolle spielten, die möglicherweise, zumindest zum Teil, vorübergehender Natur sind", so die AIECE - Vereinigung Europäischer Konjunkturinstitute - Arbeitsgruppe Rohstoffpreise.
Besonderheiten von Rohstoffinvestments
Die Preisveränderungen der Rohstoffe kommen gleichwohl nicht immer beim Anleger an. Beziehen sich die Derivate auf einen Index, dann bewegen sich diese in der Regel auch 1:1 mit diesem. Analog zum Aktienmarkt gibt es aber auch bei Rohstoffen unterschiedliche Arten von Indizes: Spot-Indizes verfolgen nur die Entwicklung von Kassakursen, Excess Return-Indizes berücksichtigen Rolleffekte und Total Return-Indizes beteiligen den Anleger neben den Rolleffekten auch an möglicherweise anfallenden Zinserträgen. Letztere können erzielt werden, wenn beim Kauf von Futures zunächst nicht der volle Preis, sondern lediglich eine Margingebühr hinterlegt werden muss und der restliche Betrag angelegt werden kann. Demgegenüber kommt es aber häufig zu Abweichungen zwischen Spotpreisentwicklung und Kurs des Zertifikats, wenn lediglich ein einziger Rohstoff die Basis für Selbiges bildet. Denn im Unterschied zu den Aktienmärkten sind die Rohstoffmärkte physische Märkte, und da es unwirtschaftlich ist, die Waren wirklich zu lagern, nutzen die Emittenten die Terminbörsen, um die Preisänderungen der Rohstoffe abzubilden. Dabei unterscheiden sich die Terminkurse meist von den Kassapreisen (Spotpreisen). Um die spätere Lieferung des Rohstoffes zu vermeiden, werden die Kontrakte vor Laufzeitende in länger laufende getauscht. Durch dieses „Rollen“ können nun Verluste entstehen, wenn der neue Kontrakt teurer ist, oder Gewinne, wenn der Preis des Futures niedriger ausfällt.
Gute Aussichten trüben den Erfolg
Mit den kontinuierlich steigenden Rohstoffpreisen sind Situationen, in denen der Future-Kurs unter dem Spotpreis liegt, jedoch immer seltener geworden. Für Anleger, die in diesen Fällen trotz steigender Rohstoffpreise im schlimmsten Fall sogar Verluste hinnehmen mussten, war dies natürlich eine besonders schmerzliche Erfahrung. Die Emittenten haben darauf jedoch mit verschiedenen Konzepten reagiert. So schichten Papiere wie das Vontobel-Natural-Gas-Strategy-Index Zertifikat (WKN: VFP9NG) im Falle drohender Rollverluste beispielsweise in entsprechende Aktien um. Andere Produkte versuchen den Rollvorgang durch besondere Vorgehensweisen zu optimieren (bei WTI Öl z.B. WKN: GS1TA1 oder WKN: AA1HXU). Eine weitere Möglichkeit stellen sogenannte Laufzeitzertifikate dar, die sich nur auf einen bestimmten festen Future-Kontrakt beziehen. Allerdings ist der Nutzen dieser optimierten Konzepte nach wie vor umstritten. Vollständig umgehen lassen sich Rollverluste hingegen durch den Kauf von Rohstoffaktien. Insbesondere Zertifikate auf Explorer- und Minenbetreiber lassen sich mittlerweile ebenfalls für nahezu jeden Basiswert finden. Wer hier nicht lange auswählen will, kann sich den bekannten BGF World Mining Fund auch bequem per Zertifikat (WKN: WKN: ABN0SZ) ins Depot holen.
Selten und begehrt
Als heiße Spekulation gelten in diesem Bereich derzeit die Aktien von Unternehmen, die sich auf die Gewinnung von seltenen Metallen beziehungsweise seltenen Erden spezialisiert haben. Zu Letzteren zählen beispielsweise Cer, Yttrium, Lanthan, Neodym oder Europium. Auch wenn kaum jemand diese Namen kennt, nutzen wir doch fast alle täglich Produkte, für deren Herstellung diese Stoffe benötigt werden: Akkus, LCD-Bildschirme, Smartphones, Windturbinen und Energiesparlampen und viele andere mehr. Zu den seltenen Metallen gehören beispielsweise Rhodium, Kobalt oder Titanium. Wie der Name bereits verrät, sind beide Gruppen selten. Die Einsatzmöglichkeiten sind jedoch vielfältig und die Materialien daher hoch begehrt. Das treibt naturgemäß die Preise. Anleger, die auf das Thema setzen möchten, können auf das Global Rare Metals Mining Index Zertifikat der ABN AMRO (WKN: AA0RPC) zurückgreifen, allerdings hat das Papier bereits in den letzten 12 Monaten über 50% zugelegt. Für die seltenen Erden gibt es in Deutschland noch kein passendes Zertifikat.
Fazit
Rohstoffe eignen sich in geringem Umfang zur Diversifizierung des Depots. Bei der Auswahl gilt es jedoch, die Besonderheiten der physischen Gütermärkte zu beachten. Breite Indizes sind hier für Privatanleger die erste Wahl. Getreu dem Motto „die Letzten werden die Ersten sein", könnten gerade die großen Benchmark-Indizes, ob ihrer Energielastigkeit einen Blick wert sein.