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Mit Rabatten gegen die (Rendite)-Krise

Die mit der Finanzkrise in die Kritik geratene Zertifikatebranche befindet sich seit der Lehman-Pleite in einer Art Sippenhaft. Dabei sollte man trotz berechtigter Kritik nicht vergessen, dass Zertifikate für Privatanleger durchaus sinnvoll sein können. Viele dieser Produkte sind ihr Geld wert. Das beste Beispiel dafür sind Discount-Zertifikate.

BÖRSE am Sonntag

Mit ihrer Hilfe können auch Privatanleger auf einfache Weise aus der Volatilität Kapital schlagen. Ohne diese Produkte würden wohl nur die wenigsten Kleinanleger von dieser – gerade in Krisenzeiten äußerst lukrativen Strategie – Gebrauch machen. Wie der vom Deutschen Derivate Verband veröffentlichte Index für Discount- Zertifikate auf den DJ EURO STOXX 50 zeigt, sind die Papiere einem Direktinvestment in Krisenzeiten zudem deutlich überlegen.

Geschickte Kombination

Mit einem Discount-Zertifikat erwirbt ein Anleger das Recht, am Ende der Laufzeit den Gegenwert des Basiswertes, zum Beispiel eine Aktie, zu verlangen. Die Höhe der Rückzahlung ist jedoch nach oben durch den sogenannten Cap gedeckelt. Diese Begrenzung des Gewinnpotenzials ist die Gegenleistung, die der Anleger für den Abschlag auf den momentanen Kurs erbringen muss. Denn im Vergleich zum direkten Kauf einer Aktie erhält der Anleger beim Erwerb von Discount-Zertifikaten einen Preisabschlag, den sogenannten Discount. Die Höhe des eingeräumten Rabatts hängt dabei maßgeblich von der Volatilität der Aktie und dem Cap ab. Auf diese Weise kann der Investor auch dann einen Gewinn erzielen, wenn sich der Basiswert gar nicht bewegt. Der Discount setzt sich aus zwei einzelnen Komponenten zusammen. Einerseits aus einer Aktie, die der Anleger (theoretisch) kauft, andererseits aus einem Call mit einem Basispreis in Höhe des Caps, den der Anleger (theoretisch) verkauft. Diese Kombination erwirbt der Anleger mit dem Kauf eines Discount-Zertifikates in einem einzigen Wertpapier. Wenn der Anleger das, was er für den Kauf der Aktie bezahlen müsste und das, was er an Prämie aus dem Verkauf des Calls erhalten würde, gegeneinander verrechnet, erhält er den Preis des Discount-Zertifikates. In der Summe ist das Geschäft deutlich risikoärmer als das Direktinvestment. Dies bestätigte auch die Stiftung Warentest auf ihrer Webseite test.de: „Für Anleger sind Discount-Zertifikate vorteilhafte Produkte. Sie sind sicherer als etwa Direktinvestitionen in den Aktienmarkt“ (Finanztest 01/2008).

Abwrackprämie beim Aktienkauf

Die Funktionsweise eines Discount-Zertifikats lässt sich am einfachsten an einem Beispiel nachvollziehen: Das Discount-Zertifikat von HSBC Trinkaus & Burkhardt auf Volkswagen Stämme (WKN: TB22HX) kann momentan zum Preis von rund 83 Euro erworben werden. Die Volkswagen-Anteilscheine selbst sind an der Börse momentan aber rund 229 Euro wert. Das heißt, in unserem Beispiel wird das Zertifikat mit einem Discount von rund 64% oder 146 Euro angeboten. Allerdings kann der Discounter nicht sofort in VW-Anteilscheine umgetauscht werden, sondern hat eine bestimmte Laufzeit, hier bis zum 25.06.2010. Notiert der Autohersteller zu diesem Zeitpunkt über dem Kurs von 83 Euro, kann sich der Anleger freuen: Er partizipiert bis zum Cap in Höhe von 92 Euro voll an der Differenz zwischen dem dann aktuellen Aktienkurs und dem Kaufkurs von 83 Euro. Steht die Aktie höher als 92 Euro, erhält der Anleger immer die maximale Rendite von 10,7%, – in diesem Fall wäre er mit dem Direktinvestment besser gefahren. Nur wenn der Aktienkurs in einem Jahr unter 83 Euro fällt, erleidet der Anleger Verluste – bis dahin schützt ihn aber ein Sicherheitspolster von 64%. Das bedeutet: Selbst wenn die VW-Aktie in den nächsten 12 Monaten um 60% fallen sollte, erzielt der Anleger immer noch eine jährliche Rendite von 10,5%!

Finanzkrise und Discount-Zertifikate

Gerade in Zeiten hoher Volatilität sind Discount- Zertifikate aufgrund ihrer oben dargestellten Konstruktion interessant. Denn über die zweite Komponente, den Verkauf der Call-Option, wird wie erläutert eine Prämie vereinnahmt, die den Discount finanziert. Diese sogenannte Optionsprämie ist vom Ausübungspreis der Option, der Volatilität des Underlyings und von der Laufzeit des Zertifikats abhängig. Als Faustregel gilt: Je näher der Basispreis am aktuellen Kurs des Basiswertes, je höher die Volatilität und je länger die Laufzeit, desto größer der Discount. Angenehmer Nebeneffekt: Im Gegensatz zu Optionsscheinen steigt der Kurs der Discount- Zertifikate mit abnehmender Restlaufzeit an, weil dadurch die Wahrscheinlichkeit zunehmender Volatilitäten sinkt. Auf diese Weise kann ein Anleger, ohne dass etwas passiert, jeden Tag einen Zeitwertgewinn verbuchen. Interessant ist auch, dass die in die Berechnung der Optionsprämie einfließende Volatilität aufgrund der historischen Schwankungsbreite des Basiswertes festgestellt wird. Dabei wird unterstellt, dass die Schwankung der zugrunde liegenden Aktie oder des Index über einen bestimmten Zeitraum in der Vergangenheit (z.B. 3 oder 12 Monate) auch exakt der Wert ist, mit dem die Aktie in Zukunft schwanken wird. Diese Größe wird daher als implizite Volatilität bezeichnet. In der Realität ist dies jedoch nur sehr selten der Fall. Ein gutes Maß für die Schwankungsbreite deutscher Werte ist der VDAX-New. Dieser Index gibt die erwartete Schwankungsbreite des DAX für die nächsten 45 Tage wieder und notiert trotz einer deutlichen Beruhigung der Lage in den letzten Monaten mit 32% noch immer doppelt so hoch wie im Januar 2008. Wie das Beispiel VW zeigt, gibt es auch bei den Bluechips teilweise noch Titel mit extrem hohen impliziten Volatilitäten. Schnäppchenjäger finden darüber hinaus vor allem bei Werten aus der zweiten Reihe eine Vielzahl attraktiver Discount-Zertifikate, da viele SDAX- und MDAX-Werte noch vergleichsweise hohe Volatilitäten aufweisen. Eine Liste besonders attraktiver Papiere finden Sie regelmäßig in unserer Publikation „zertifikate kompakt“.

Konservative Varianten sehr attraktiv

In Zeiten niedriger Zinsen sind zudem die defensiven Varianten der Discounter interessant. Neben den Deep-Discount-Zertifikaten – diese zeichnen sich durch einen Cap sehr weit unter dem aktuellen Kurs des Basiswertes aus (z.B. obiges VW-Papier) – gehören dazu auch die Protect-Discount-Zertifikate. Letztere stellen im Grunde eine Mischung aus Discount- und Bonuszertifikaten dar: Wie bei Discount-Zertifikaten bieten sie einen Rabatt auf den aktuellen Kurs des Basiswertes und ihr maximaler Auszahlungsbetrag ist ebenfalls begrenzt. Gleichzeitig weisen sie aber eine garantierte Verzinsung auf. Diese ermittelt sich aus der Differenz zwischen dem Ausgabepreis und dem höchstmöglichen Rückzahlungswert (Cap). Wie bei Bonuszertifikaten, wird die Prämie allerdings nur dann ausgezahlt, wenn der Basiswert eine bestimmte Sicherheitsschwelle während der Laufzeit nicht verletzt. Trotz dieser Einschränkung ist die Auszahlung des Höchstbetrags bei dieser Variante deutlich wahrscheinlicher als bei herkömmlichen Rabattpapieren. Die gesteigerten Erfolgschancen bezahlt der Anleger allerdings mit einem im Vergleich niedrigeren Discount und damit einer geringeren Maximalrendite.

FAZIT

Discount-Zertifikate eignen sich insbesondere für konservative Anleger, die ein aktienähnliches Investment suchen, das aber ein geringeres Risiko gegenüber dem Direktinvestment aufweist. Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus sind derzeit insbesondere kurzlaufende Discounter mit hohem Sicherheitspuffer, Deep-Discounter oder Protect- Strukturen, attraktiv.