Phase erhöhter Volatilität dürfte anhalten
Nach dem massiven Abverkauf der letzten Tage, der unsere vorsichtige Haltung in den vergangenen Wochen bestätigte, erscheint es nun zu spät, noch vorsichtiger zu werden.
Eine Analyse des Strategie-Teams von DJE Kapital
In dieser Gemengelage wäre ein Senken der Investitionsquote in unseren Augen nicht vorteilhaft. Der größte Teil der Korrektur dürfte bereits hinter uns liegen.
Der Konsum in den USA bleibt jedoch angeschlagen, denn die letzten Arbeitsmarktdaten waren nicht gut. Für zusätzliche Belastung könnte der jüngste Aktienmarktrückgang sorgen. Eine Notzinssenkung seitens der US-Notenbank Federal Reserve erwarten wir nicht. Stattdessen gehen wir weiter davon aus, dass die US-Leitzinsen im September um 50 Basispunkte gesenkt und sich weitere Zinssenkungen im vierten Quartal und den beiden Folgejahren anschließen werden. Das neutrale Zinsniveau in den USA sehen wir damit bei etwa 2,75 Prozent. Eine Rezession oder ein „Hard Landing“ der US-Wirtschaft ist unter diesen Umständen zwar technisch gesehen möglich, aber nicht unser erwartetes Basisszenario.
Mit Blick auf die nächsten Wochen im August und im September dürfte die aktuelle Phase erhöhter Unsicherheit anhalten, allerdings ohne weitere größere Abverkäufe. Eine temporäre Erholung der Aktienmärkte ist zwar aus markttechnischer Sicht möglich, würde aber auch eine vorübergehende Konsolidierung der Bondmärkte mit sich bringen. Sollte eine solche Konsolidierungsphase eintreten, könnte diese dafür genutzt werden die Duration nochmals zu verlängern.
Chancen
- Obwohl der japanische Aktienmarkt am Montag, den 5. August, den höchsten Rückgang auf Tagesbasis seit 1987 erlebte, halten wir nach Abnahme der aktuell vorherrschenden Volatilität an unserer positiven Japan-Prognose fest. Japan hat international weiter den tiefsten Realzins, und japanische Aktien die höchste Aktienrisikoprämie. Gelichzeitig bleiben die Gewinnaussichten der japanischen Unternehmen insgesamt gut. Innerhalb Japans präferieren wir weiterhin binnenorientierte Titel und Finanzwerte gegenüber Titeln, die stark vom Export abhängig sind.
- Der schwache US-Konsums und die sich abschwächende US-Konjunktur dürften die Inflation weiter drücken, sodass das Chancen-Risiko-Verhältnis auf der Bondseite mittelfristig gut bleibt.
- Wir sehen weiterhin Chancen bei Aktien von Unternehmen, deren Geschäftsmodell weitgehend konjunkturunabhängig ist und hohe Margen verspricht. Sie sollten im Idealfall zusätzlich ein gewisses Kostensenkungspotenzial haben.
- Längerfristig bzw. mit Blick auf die nächsten zehn Jahre gibt es wenig Gründe, warum sich Aktien nicht ähnlich wie in den vergangenen zehn Jahren entwickeln sollten.
- Profiteure der Zinssenkungsentwicklungen könnten Titel aus den Bereichen Versorger, Gesundheitswesen und Basiskonsumgüter sein, wobei bei Letzteren auf möglichst defensive Titel gesetzt werden sollte.
Risiken
- Jetzt ist noch nicht abschätzbar, ob es zu weiteren Zinsdifferenzgeschäften (Carry Trades) zwischen dem japanischen Yen und dem US-Dollar und damit einhergehend zu möglicherweise weiteren Verwerfungen kommt.
- Der US-Konsum zeigt anhaltende Schwäche und entwickelt sich auch weniger dynamisch als erwartet. Die Gewinnentwicklung bzw. die Gewinnaussichten in konsumnahen Sektoren sind vorerst noch belastet.
- Die US-Fiskalpolitik ist derzeit weniger expansiv und damit nicht so stimulierend wie im Jahr 2022.
- Die Inversion der US-Zinsstrukturkurve scheint ein vorläufiges Ende zu finden. Dies war in der Vergangenheit oft ein Indikator für eine beginnende Rezession.
- Die Risiken einer möglichen stärkeren Zuspitzung des Nahostkonflikts scheinen nicht adäquat eingepreist.
- Zinssensitive Sektoren wie Banken und Versicherungen könnten sich angesichts wahrscheinlich anstehender Zinssenkungen sowohl aus Momentum- als auch Sentiment-Gesichtspunkten schlechter entwickeln als andere Sektoren.