Portugal: Es knirscht schon wieder
Kaum sind die Lobeshymnen für den Spar-Musterschüler Portugal und dessen angeblich greifende Reformen verklungen, schon ziehen wieder dunkle Wolken über dessen Finanzsektor auf. Die „Erfolgsgeschichte“ könnte ihr nächstes Kapitel schreiben.
Kaum sind die Lobeshymnen für den Spar-Musterschüler Portugal und dessen angeblich greifende Reformen verklungen, schon ziehen wieder dunkle Wolken über dessen Finanzsektor auf. Die „Erfolgsgeschichte“ könnte ihr nächstes Kapitel schreiben.
Im Mai hatte Portugal den Rettungsschirm verlassen, unter den es 2011 schlüpfen musste, um eine Pleite zu umgehen. Im Gegenzug musste das Land drastische Sparmaßnahmen über sich ergehen lassen. Die Staatsfinanzen wurden dadurch jedoch nicht in Ordnung gebracht. Gleichzeitig erfolgte ein wirtschaftlicher und sozialer Kollaps. Dennoch wurde die Entwicklung als „Erfolgsgeschichte“ gepriesen. Auch die Investoren frohlockten. Dank des Draghi-Puts erfreuten sich portugiesische Anleihen einer großen Beliebtheit. Die Kurse stiegen und die Renditen sanken. Im Juni hatte sich die Rendite für zehnjährige Staatspapiere ihrem Allzeittief von 2005 bei 3,1 Prozent genähert. Auf dem Höhepunkt der Krise im Januar 2012 lag sie bei mehr als 17 Prozent. Auch bei den portugiesischen Aktien herrschte seit dem Tiefpunkt im Juni 2012 eitel Sonnenschein. Der Leitindex PSI-20 preschte förmlich aufwärts. Eine Entwicklung, die sich im ersten Quartal 2014 zunächst fortsetzte. Die Rallye endete Anfang April. Bis dahin hatte das Kursbarometer um mehr als 78 Prozent zugelegt.
Dann bildete sich eine Korrektur, die seit Juni an Dynamik gewann. Jüngst ging es besonders kräftig abwärts. Vom Rallyhoch ist der PSI-20 inzwischen um mehr als 20 Prozent eingebrochen. Die Unsicherheit ist zurück. Auch die Anleiherenditen zogen wieder an. Im portugiesischen Finanzsektor knirscht es so laut, dass man es nicht ignorieren kann. Im Fokus steht die größte Privatbank des Landes: Banco Espirito Santo. Beim Großaktionär, der Espirito Santo Financial Group, verstärken sich finanziellen Schwierigkeiten, weshalb die Sorgen zunehmen, dass die Bank ebenfalls ins Straucheln gerät. Ist das vielleicht schon der erste Kandidat für eine direkte Bankhilfe durch den ESM? In jedem Fall heißt es: Obacht!