Rohöl: Trump möchte Importe stoppen
Der Ölpreis ist auf Talfahrt, und das mit gutem Grund. Der gewählte Präsident der USA, Donald Trump, möchte sein Land völlig unabhängig machen von jedweden Ölimporten. Für die OPEC ist diese Aussicht ein Albtraum, an den Rohstofmärkten drohen größere Verwerfungen. Ein Barrel der Sorte WTI kostet aktuell weniger als 43 Dollar, rund ein Viertel weniger als noch vor einem Monat.
Der Ölpreis ist auf Talfahrt, und das mit gutem Grund. Der gewählte Präsident der USA, Donald Trump, möchte sein Land völlig unabhängig machen von jedweden Ölimporten. Für die OPEC ist diese Aussicht ein Albtraum, an den Rohstofmärkten drohen größere Verwerfungen.
Am Montag kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent weniger als 44 Dollar, eines des nordamerikanischen Leichtöls WTI weniger als 43 Dollar. Das sind jeweils etwa zehn Dollar weniger als noch vor einem Monat.Die OPEC steht vor dem Scherbenhaufen ihrer Bemühungen, durch eine Regulierung der Fördermengen den Ölpreis zu stabilisieren. Dies ist für die klassischen Ölförderländer dringend notwendig, denn ihre Staatshaushalte drohen ohne milliardenschwere Löeinnahmen auszutrocknen. Dass Saudi-Arabien jüngst einräumte, Schulden zu machen, um die öffentlichen Haushalte zu decken, gleicht nun einem Menetekel, und zwar für alle OPEC-Staaten.
Und es könnte noch schlimmer kommen. Die Opec hat im Oktober 33,6 Millionen Barrel täglich gefördert – das ist ein Rekordwert. Der Iran wird seine Förderung um weitere 200.000 Fass erhöhen. Der Druck auf das Ölkartell und damit auf den Ölpreis weltweit dürfte in den nächsten Wochen stark zunehmen.
„Stellt euch eine Welt vor, in der weder unsere Feinde noch das Ölkartell Energierohstoffe weiter als Waffe gebrauchen können“, sagte Trump am 26. Mai 2016 auf der Petroleum Conference in North Dakota. Damals war Wahlkampf, und in dem Bundesstaat im Norden, der durch die komplette Unattraktivität für Touristen auffällt, klatschte man frenetisch Beifall. Denn dieses abgelegene Gebiet, dessen Hauptstadt Bismarck heißt, ist eine der wichtigsten Schieferöl-Regionen des Landes. Und Trump legte nach: „Künftig werden und bleiben wir völlig unabhängig von Importen der Opec oder anderen Nationen, die unseren Interessen feindlich gegenüberstehen.“
„Damit die Schieferölindustrie auch liefern kann, was Trump verspricht, will der Republikaner Umweltauflagen senken und Regulierungen abschaffen“, teilt das Handelsblatt mit. Das bedeutet Mehreinnahmen, aber durch welche Regularien dieses Geld erzielt werden soll, ist noch unklar. Schulen und Infrastruktur werden aber wohl von der Trump'schen Politik profitieren.
Die grobe Richtung ist damit klar: In den USA soll bald wieder mehr Öl fließen. Das aber hat eine unweigerliche Folge: Die Preise für Rohöl werden fallen. Das Handelsblatt: „Es käme zum Déjà-vu: Schließlich waren es vor allem die Schieferöl-Produzenten aus den USA, die den Ölpreis von Mitte 2014 bis Anfang 2016 zeitweise geviertelt haben.“ Und der US-Ölmarkt scheint auf die Wahl Trump gewartet oder auf sie gewettet zu haben: Die Zahl der Öl-Bohrungen in den USA stieg seit Jahresbeginn stark an, und zwar auf 452. Die Entwicklung belegt, dass die Schieferölfirmen blitzschnell auf ein sich abzeichnendes positives Umfeld reagiert haben.
Doch das Handelsblatt warnt: „Die von Trump versprochene Energie-Unabhängigkeit wird trotzdem nicht ohne weiteres zu erreichen sein. Heute fördern die USA 8,7 Millionen Barrel Öl. Der Verbrauch lag 2015 aber im Schnitt bei 19,4 Millionen Barrel. Das heißt: Um sich komplett selbst zu versorgen, müssten die Amerikaner mehr als doppelt so viel pumpen.“ Doch Trump kennt Männer, die sich derartiges zutrauen: Harold Hamm zum Beispiel, den CEO von Continental Ressources, einer Firma, die sich auf die Gewinnung von Schieferöl spezialisiert hat. Hamm könnte nun sein neuer Energieminister werden. Berater im Wahlkampfteam war er jedenfalls schon.
Doch trotz allem bleibt der Rohölmarkt höchst spekulativ. Offen ist, wie konsequent die von Trump in Aussicht gestellte Umstrukturierung beim Rohöl gelingt. Nicht zuletzt könnte sich auch ein zu stark sinkender Ölpreis wieder negativ auf die Geschäfte der US-Ölfirmen auswirken. Nicht nur die Rentabilität der OPEC-Ländern und übrigens auch der russischen Ölförderung sänke, sondern auch die Ölproduzenten im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sähen sich ungeahnten Einschränkungen gegenübergestellt. So gilt für Anleger zunächst eine Tendenz: die Ölpreise sind auf der Rolltreppe abwärts. Wie weit die geht und ob es danach auch schnell wieder nach oben geht, ist offen. Aber auch aus einer solchen, nur kurzfristig vorhersagbaren Tendenz können Anleger und Trader, die short gehen möchten, sicherlich etwas machen. sig