Rohstoffe im Sparstrumpf
Viele Rohstoffpreise haben sich in den vergangenen zwölf Monaten glänzend entwickelt: Gold stieg um 52%, Kupfer um 22% und Silber hat sich mehr als verdoppelt. Obwohl gleichzeitig auch viele Agrargüter zugelegt haben, spiegelt sich diese Entwicklung in den großen Rohstoffindices kaum wider.
Viele Rohstoffpreise haben sich in den vergangenen zwölf Monaten glänzend entwickelt: Gold stieg um 52%, Kupfer um 22% und Silber hat sich mehr als verdoppelt. Obwohl gleichzeitig auch viele Agrargüter zugelegt haben, spiegelt sich diese Entwicklung in den großen Rohstoffindices kaum wider.
Die wichtigsten Inhaltsstoffe
Um zu verstehen, warum Letztere vergleichsweise schlecht abgeschnitten haben, ist ein Blick hinter die Kulissen notwendig. Rohstoff-Index ist nämlich nicht gleich Rohstoff-Index. Das Universum der Commodities umfasst schließlich so unterschiedliche Güter wie Schweinehälften, Orangensaft, Kupfer, Gold oder Öl. Es kommt daher auf die Zusammensetzung beziehungsweise die Gewichtung an. Fossile Energieträger wie Öl und Gas haben in den Benchmark-Indizes traditionell einen hohen Stellenwert. Preisänderungen dieser Güter wirken sich dort dementsprechend überproportional stark aus. Beim GSCI-Rohstoffindex machen Energierohstoffe beispielsweise rund 70% des Index aus. Demgegenüber kommen Agrar-Rohstoffe zusammen mit der Viehwirtschaft lediglich auf einen Anteil von rund 20%.
Ährengold schlägt Öl
Bei dem bekannten Jim Rogers International Commodity Index (RICI) ist der Energiesektor mit 40% spürbar niedriger gewichtet, der Agrarbereich mit rund 32% dafür deutlich höher. Beim vielbeachteten CRB-Index ist der Anteil landwirtschaftlicher Erzeugnisse (Soft Commodities) mit 40% sogar genau so hoch wie der Energieanteil. Gerade Soft Commodities haben sich in den vergangenen zwölf Monaten mit einem Plus von rund 41% jedoch besonders positiv entwickelt. Bei Energieträgern kam es dagegen – gemessen am JPMCCI Energy Index – allein seit Ende April zu Abschlägen von gut 16%. Unter dem Strich verbleibt beim CRB-Index auf Jahressicht daher gerade noch ein Plus von 1,5%. Wer Anfang des Jahres auf einen breiten Rohstoffmix gesetzt hat, steht nun teilweise sogar mit Verlusten da. Weil sich viele Publikumsfonds an bestimmten Indizes orientieren bzw. diese im Fall von Zertifikaten als Basiswert nutzen, sollten Anleger darauf achten, welchen Rohstoff-Korb sie sich ins Depot holen.
Nicht alles in einen Korb
Neben Produkten auf die großen Indizes bieten die Emittenten auch Fonds, Zertifikate und ETCs an, die sich ausschließlich auf bestimmte Teil- oder Subindizes beziehen. So hat Goldman Sachs beispielsweise neben einem Indexzertifikat auf den Klassiker GSCI Excess Return Index (WKN: GS3Y86) seit 2004 auch Papiere auf den GSCI Energy ER Index (WKN: GS3Y81), den Gesamtindex ohne Energie, den GSCI Non Energy ER Index (WKN: GS3Y84) oder für Edelmetallfans den GSCI Precious Metals ER Index (WKN: GS3Y85) im Angebot. Immer häufiger finden sich zudem auch Papiere, die die Teilhabe an einer einzelnen Rohstoffnotierung verbriefen. Die Auswahl reicht hier mittlerweile von Zertifikaten auf Kakao (z. B. WKN: HV16F8) über Lebendrind (z. B. WKN: ABN4HK) bis hin zu Palladium (z. B. WKN: UB6D2A).
Die Tücken der Sachwerte
Doch selbst bei diesen Produkten kommt die Performance nicht immer voll beim Anleger an. Beziehen sich die Derivate auf einen Index, dann bewegen sich diese in der Regel auch 1:1 mit diesem. Analog zum Aktienmarkt gibt es aber auch bei Rohstoffen unterschiedliche Arten von Indices: Spot-Indices verfolgen nur die Entwicklung von Kassakursen, Excess-Return-Indices berücksichtigen Rolleffekte und Total-Return-Indices beteiligen den Anleger neben den Rolleffekten auch an möglicherweise anfallenden Zinserträgen. Letztere können erzielt werden, wenn beim Kauf von Futures zunächst nicht der volle Preis, sondern lediglich eine Margingebühr hinterlegt werden muss und der restliche Betrag angelegt werden kann. Demgegenüber kommt es aber häufig zu Abweichungen zwischen Spotpreis-Entwicklung und Kurs des Zertifikats, wenn lediglich ein einziger Rohstoff die Basis für selbiges bildet. Denn im Unterschied zu den Aktienmärkten sind die Rohstoffmärkte physische Märkte und da es unwirtschaftlich ist, die Waren wirklich zu lagern, nutzen die Emittenten die Terminbörsen, um die Preisänderungen der Rohstoffe abzubilden. Dabei unterscheiden sich die Terminkurse meist von den Kassapreisen (Spotpreisen). Um die spätere Lieferung des Rohstoffes zu vermeiden, werden die Kontrakte vor Laufzeitende in länger laufende getauscht. Durch dieses „Rollen“ können nun Verluste entstehen, wenn der neue Kontrakt teurer ist, oder Gewinne, wenn der Preis des Future niedriger ausfällt.
Gut gerollt ist halb gewonnen
„Langfristig wird der fortschreitende Prozess der Urbanisierung und Industrialisierung in einer bevölkerungsreichen, sich entwickelnden Welt, die Nachfrage nach unseren Rohstoffen weiter steigern“, so Marius Kloppers, Vorstandschef des Bergbau-Riesen BHP Billiton bei der Vorlage Bilanz Ende August. Mit den kontinuierlich steigenden Rohstoffpreisen werden Situationen, in denen der Future-Kurs unter dem Spotpreis liegt, jedoch immer seltener. Für Anleger kommt es daher immer häufiger zu den oben geschilderten Rollverlusten. Um dem entgegenzuwirken, haben die Emittenten neue Konzepte entwickelt. So schichten Papiere wie das Vontobel-Natural-Gas-Strategy-Index Zertifikat (WKN: VFP9NG) im Falle drohender Rollverluste beispielsweise in entsprechende Aktien um. Diese Vorgehensweise zahlt sich aus: Während der Natural Gas ETC (WKN: A0KRJ3) in den letzten zwölf Monaten um rund 28% abgesackt ist, kann das Vontobel Papier ein Plus von 17% vorweisen. Bei den CBCI-Contango-Curve-Indizes der Commerzbank (z. B. Indexzertifikat mit der WKN: CZ33BU) werden hingegen Short- und Long-Positionen für unterschiedliche Kontrakte kombiniert. Eine weitere Möglichkeit stellen sogenannte Laufzeit-Zertifikate dar, die sich nur auf einen bestimmten Future-Kontrakt beziehen. Vollständig umgehen lassen sich Rollverluste auf Dauer allerdings nicht.
Unterbewertete Rohstoffunternehmen
Wer von dem Super-Zyklus profitieren möchte, kann dies auch indirekt über den Kauf von Minen-Aktien umsetzen. Für nahezu jeden Basiswert lassen sich mittlerweile passende Zertifikate auf einen Korb von spezialisierten Explorer- und Rohstoffunternehmen finden. Wer nicht lange auswählen will und ob der derzeitigen Unsicherheiten Fonds bevorzugt, greift zu den bewährten Flaggschiffen BGF World Mining Fund (WKN: 986932), First State Global Resources (WKN: 728498) oder Carmignac Commodities (WKN: 914233). Der indirekte Zugang ist vor allem für Anleger interessant, die die Goldpreisrallye verpasst haben. Denn der derzeitige Goldpreis spiegelt sich in den Kursen der Minenbetreiber noch nicht wider. Das zeigt ein Vergleich des Goldpreises mit dem NYSE Arca Gold Bugs-Index (HUI): Auf Sicht der letzten zwölf Monaten ist Gold rund doppelt so schnell gestiegen wie der Minen-Index. Gold legte um rund 52% zu, der NYSE Arca Gold Bugs lediglich um rund 28%.
Fazit
Rohstoffe eignen sich zweifellos zur Diversifizierung des Depots. In der Finanzkrise hat sich jedoch gezeigt, dass die Gütermärkte mittlerweile eng mit den Finanzmärkten verzahnt sind. Bricht die Realwirtschaft infolge der derzeitigen Schuldenkrise erneut ein, wird dies auch die Rohstoffnotierungen in die Tiefe reißen. Insbesondere die Spekulation auf einzelne Rohstoffe birgt große Risiken. In diesem Segment sind daher gut gemanagte Fonds für Privatanleger keine schlechte Wahl.