Rohstoffzertifikate bringen Depots auf die Siegerstraße
Die Gewinner des ersten Halbjahres 2009 waren eindeutig die Rohstoffe: Der vielbeachtete DJ UBS CommodityIndex konnte um fast 20% zulegen, Kupfer stieg um 67%, der Ölpreis verdoppelte sich. Aktien & Co. schafften dagegen gerade die schwarze Null. Mit Rohstoffzertifikaten haben Anleger alle Möglichkeiten, um von der weiteren Entwicklung zu profitieren.
Während Rohstoffinvestments bis zum Jahr 2000 fast ausschließlich nur über die Terminmärkte vorgenommen werden konnten – und damit den Profis vorbehalten waren – stehen privaten Investoren auch in diesem Bereich mittlerweile Finanzinstrumente zur Verfügung, die ein direktes Engagement ermöglichen. Besonders groß ist die Auswahl bei den Zertifikaten. Der Anleger findet so für jedes Szenario das passende Produkt: „Mit dem breit gefächerten Angebot geben wir dem Anleger die Möglichkeit, von unterschiedlichen Kursentwicklungen bei den verschiedensten Rohstoffsorten profitieren zu können“, erklärt Sebastian Bleser, Zertifikate-Experte bei Société Générale.
Gewinne in jedem Umfeld
Auf diese Weise können Anleger mit Hebelprodukten nicht nur überproportional – oder mit Tracker-Zertifikaten eins zu eins – an Aufwärtsbewegungen partizipieren, sondern – beispielsweise mit Korridor-Bonuszertifikaten – auch von Seitwärtstrends oder mit Reverse- Produkten von fallenden Notierungen an den Rohstoffmärkten profitieren. Für spekulativ eingestellte Anleger ist die hohe Volatilität ein weiterer Anziehungsfaktor. Wie stark die Kursbewegungen sein können, lässt sich an der Performance des Nickel-Zertifikats (WKN SG9F3Y) der Société Générale ablesen: Dies ist allein in den vergangenen sechs Monaten um 60% in die Höhe geschossen.
Nicht nur chancenreich, sondern auch komplex
Grundsätzlich lassen sich Rohstoffzertifikate – neben dem Rohstoff selbst – nach ihren Basiswerten unterscheiden, verbrieft kann hier beispielsweise die Partizipation an der Preisentwicklung einer Unze Gold, also eines einzelnen Rohstoffs oder aber auch die Entwicklung eines ganzen Rohstoffindex sein. Zur besseren Handelbarkeit werden häufig auch Bruchteile als kleinste handelbare Einheit verbrieft, beispielsweise 1/10, 1/100 und 1/1000 eines Indexstandes oder des Preises einer Unze. Häufig werden die Rohstoffe in Soft- und Hard- Commodities sowie Energieträger unterteilt. Hard-Commodities bezeichnen dabei Industrie- und Edelmetalle, Energieträger Erdöl und Erdgas, während man unter Soft-Commodities Agrarrohstoffe, wie Zucker, Sojabohnen, Kaffee oder die berühmten Schweinehälften subsumiert. Der vereinfachte Zugang zum Markt darf jedoch nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass der Rohstoffmarkt äußerst komplex ist: Die Palette reicht vom Defensivinvestment Gold, über zyklische Industriemetalle und Nahrungsmittel bis hin zu Energieträgern. Weil es sich zudem um physische Güter handelt, spielen die Besonderheiten der Terminmärkte eine bedeutende Rolle.
Besonderheiten von Rohstoffinvestments
Beziehen sich die Derivate auf einen Index, dann bewegen sich diese in der Regel auch 1:1 mit diesem. Analog zum Aktienmarkt gibt es aber auch bei Rohstoffen unterschiedliche Arten von Indizes: Spot-Indizesverfolgen nur die Entwicklung von Kassakursen, Excess-Return- Indizes berücksichtigen Rolleffekte und Total-Return- Indizes beteiligen den Anleger neben den Rolleffekten auch an möglicherweise anfallenden Zinserträgen. Letztere können erzielt werden, wenn beim Kauf von Futures zunächst nicht der volle Preis, sondern lediglich eine Margin-Gebühr hinterlegt werden muss und der restliche Betragangelegt werden kann. Demgegenüber kommt es aber häufig zu Abweichungen zwischen Spotpreis-Entwicklung und Kurs des Zertifikats, wenn lediglich ein einziger Rohstoff die Basis für selbiges bildet. Denn im Unterschied zu den Aktienmärkten sind die Rohstoffmärkte physische Märkte und da es unwirtschaftlich ist, die Waren wirklich zu lagern, nutzen die Emittenten die Terminbörsen, um die Preisänderungen der Rohstoffe abzubilden. Dort sichern sie sich über Terminkontrakte (Futures) ab. Dabei unterscheiden sich die Terminkurse meist von den Kassapreisen (Spotpreisen).
Contango oder Backwardation
Bei den Futures spielen neben den Erwartungen auch Refinanzierungs- und Leihkosten beziehungsweise Lagergebühren für die Preisbildung eine große Rolle. Damit kommt ein weiterer wichtiger Aspekt ins Spiel: Da die Terminkontrakte zeitlich begrenzt sind, die begebenen Zertifikate aber meist über deren Fälligkeitstermin hinaus weiterlaufen, müssen die Emittenten die Absicherung anpassen. Zu diesem Zweck wechseln sie regelmäßig kurz vor dem Laufzeitende des jeweiligen Kontraktes zum nächstfälligen über. Diese Vorgehensweise bezeichnet man im Fachjargon als Rollieren. Das Verhältnis der Terminnotierungen spielt hierbei eine große Rolle: Sind die längerfristigen Kurse höher, kommt es beim Rollieren zu Verlusten. Denn für den Betrag, den man beim Verkauf der fälligen Terminkontrakte erhält, bekommt man weniger vom nächsten. Diese Situation wird als Contango bezeichnet. Umgekehrt folgt natürlich, dass im Falle niedrigerer längerfristiger Preise Gewinne anfallen – diese Konstellation wird als „Backwardation“ bezeichnet.
Gut gerollt ist halb gewonnen
In den vergangenen 20 Jahren wurde die Wertentwicklung von Rohstoffinvestments maßgeblich über die Rollrendite (zu 55%) und weniger durch steigende Spotpreise (45%) generiert. Da sich die Rollrendite aufgrund der Konstruktion lange Zeit jedoch nicht auf die Zertifikate transportieren ließ, ergab sich daraus für Zertifikatanleger ein struktureller Nachteil. Erst im Jahr 2007 führten einige Anbieter Zertifikate ein, die es dem Anleger erlauben, auch diese „Rollgewinne“ vereinnahmen zu können. Dazu gehören beispielsweise der ABN AMRO CYD-Long Only Commodity-Index (WKN AA0CYL), der nur in solche Rohstofffutures investiert, die eine Backwardation- Situation aufweisen, der CYD-Long Short Commodity-Index (WKN AA0CYS) von ABN AMRO, der ausschließlich Futures in Backwardation kauft und Futures in Contango verkauft. Mit den Zertifikaten (WKN SG07WT) auf den WTI Smart Index der Société Générale und DBLCI-OY Brent Crude Euro-Zertifikat (WKN DB2DBY) der Deutschen Bank sind seit Kurzem auch Produkte erhältlich, die Anlegern ein gezieltes Ölinvestment mit Rolloptimierung ermöglichen sollen.
Antizyklisch investieren
Jahrelang wurden Rohstoffe aufgrund ihrer geringen Korrelation zu anderen Assetklassen zur Portfolio-Optimierung angepriesen. Mit den enormen Zuflüssen spekulativer Gelder seit dem Ende der 90er-Jahre hat sich diese Unabhängigkeit jedoch stark vermindert. Wie die Finanzkrise eindrucksvoll gezeigt hat, sind stattdessen auch die Kursbewegungen der Commodities in hohem Maße von den Akteuren der Finanzmärkte beeinträchtigt. Die stark steigenden Rohstoffnotierungen der letzten Monate sind daher vor allem auf den wieder erwachenden Risikoappetit der Anleger und eine – durch die staatlichen Konjunkturprogramme ausgelöste – Liquiditätsschwemme zurückzuführen. Letzteres gilt vor allem für chinesische Akteure, die aufgrund staatlicher Direktiven auf Commodity- Einkaufstour gegangen sind. Kommt es jedoch nicht zu der erwarteten schnellen Konjunkturerholung und folgt stattdessen ein Rückgang der – nicht realwirtschaftlich begründeten – chinesischen Nachfrage, könnten die Notierungen deutlich einbrechen. Um aus einem solchen Szenario Profit zu schlagen, eignen sich Short-Zertifikate. So hat die österreichische RCB kürzlich drei neue Open-End-Shorties emittiert. Mit diesen Papieren lassen sich zukünftig sinkende Notierungen bei Gold (WKN RCB0RQ), Silber (WKN RCB0RP) und Mais (WKN RCB0RN) im Verhältnis eins zu eins in Gewinne umwandeln.