Schwellenländer in schwerem Fahrwasser
Die Märkte im asiatischen Raum, aber auch Brasilien und andere lateinamerikanische Staaten, leiden darunter, dass US-Notenbankchef Ben Bernanke jüngst andeutete, die lockere Geldpolitik Amerikas künftig straffen zu wollen.
Die Märkte im asiatischen Raum, aber auch Brasilien und andere lateinamerikanische Staaten, leiden darunter, dass US-Notenbankchef Ben Bernanke jüngst andeutete, die lockere Geldpolitik Amerikas künftig straffen zu wollen.
Während die Renditen für US-Anleihen nun wieder steigen, ziehen internationale Investoren ihre Gelder aus den Emerging Markets ab und legen ihr Geld in den USA und Europa an.
Das ist ein Trend, der nun schon einige Monate anhält, zuletzt aber noch einmal zusätzlich Fahrt aufgenommen hat, erklärt Peter Bösenberg von der Société Generale. Die Folge: Der Index für lokale Schwellenländeranleihen (JP Morgan GBI-EM-Index) ist in den vergangenen zwölf Monaten um 11,5 Prozent gesunken, verschiedene ETFs reagierten noch deutlicher (siehe Chart).
Und es ist keine Erholung in Sicht. Das Segment hat in den vergangenen Wochen stärker gelitten als die Rentenmärkte in den etablierten Industrienationen, sagt Christian Bender von der Hamburger Kapitalanlagegesellschaft Hansainvest. Hierfür gebe es gute Gründe. Zum einen fehlten kapitalkräftige Käufer, nachdem ausländische Anleger umfangreiche Mittel abgezogen hätten. Banken reduzieren ihre Nachfrage, weil sie bei einem Erwerb dieser Papiere mehr wertvolles Eigenkapital vorhalten müssten, so der Fondsmanager. Zum anderen arbeite beispielsweise Japan an einer Reflationierung. Regierung und Notenbank betrieben eine gezielte Yen-Abschwächung, um die eigene Exportwirtschaft zu stimulieren.
Der Kapitalabfluss trifft dabei nicht alle Schwellenländer gleich. Besonders unter die Räder geraten sind Länder mit einem großen Leistungsbilanzdefizit, die von ausländischer Finanzierung abhängig sind. Dazu zählt beispielsweise die Türkei, wo die zehnjährigen Renditen auf türkische Lira-Staatsanleihen mit fast zehn Prozent auf dem höchsten Niveau seit 2011 stehen. Trotz Maßnahmen der Zentralbanken in den jeweiligen Ländern fiel auch die indische Rupie auf den niedrigsten Stand in ihrer Geschichte, die indonesische Rupiah und der brasilianische Real notieren aktuell auf einem Vierjahrestief. Handelsblatt