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Setzen Sie auf die Stiefkinder!

Tatsächlich setzen Investoren auch in der Praxis wieder auf Anlagen in Hedgefonds. Laut dem Datendienstleister Hedge Fund Research floss im zweiten Quartal 2009 so viel Geld wie niemals zuvor in diese Anlagevehikel. Wie der Branchendienst weiter berichtete, verbuchten sie in diesem Zeitraum Zuflüsse von über 142,5 Milliarden USDollar und damit mehr als jemals zuvor. Getrieben wird diese Entwicklung von den glänzenden Zahlen der Branche und dem niedrigen Zinsniveau.

BÖRSE am Sonntag

Tatsächlich setzen Investoren auch in der Praxis wieder auf Anlagen in Hedgefonds. Laut dem Datendienstleister Hedge Fund Research floss im zweiten Quartal 2009 so viel Geld wie niemals zuvor in diese Anlagevehikel. Wie der Branchendienst weiter berichtete, verbuchten sie in diesem Zeitraum Zuflüsse von über 142,5 Milliarden USDollar und damit mehr als jemals zuvor. Getrieben wird diese Entwicklung von den glänzenden Zahlen der Branche und dem niedrigen Zinsniveau.

Denn angesichts der, zuletzt immer weiter sinkenden, Bond- und Festgeldrenditen steigt bei vielen Anlegern der Appetit auf risikoreichere Investments. „Wir rechnen im Jahr 2010 und darüber hinaus mit starken Zuflüssen, besonders von institutionellen Investoren“. Kommentiert Barry Bausano, Leiter Prime Finance der Wirtschaftsnachrichten-Agentur Bloomberg.

Die Performance stimmt

So betrug die Performance der Hedgefonds-Branche, gemessen am HFRI Fund Weighted Composite Index, allein im 3. Quartal 6,9%. Von Januar bis Ende Oktober legt der Index damit fast 17% zu. Besonders interessant dabei ist, dass diese Entwicklung nicht einzelnen, besonders erfolgreichen, Vehikeln geschuldet ist: Im Durchschnitt haben die Hedgefonds im laufenden Jahr eine Performance von 9% erzielt. Mit einzelnen Strategien (Relative Value Arbitrage und Convertible Arbitrage) waren sogar Renditen von bis zu 30% möglich. Bei den Hedgefonds-Zertifikaten hat sich das UBS - GAM Multi-Emerging Market Index Zertifikat mit 8,38% am besten entwickelt, bei gehebelten Zertifikaten rangiert das Barclays Bank - Man RMF XL Indexzertifikat mit +4,44% auf dem vordersten Platz und bei den Zertifikaten mit Garantie das Commerzbank - COMAS Unlimited Garant 90 mit +0,08%. Dies geht aus der aktuellen Publikation Absolut|rankings Hedgefonds- Produkte der Absolut Research GmbH hervor. Die Analyse umfasst Dach-Hedgefonds und Dach-Hedgefonds-Zertifikate verschiedener Kategorien sowie Single-Hedgefonds.

Die Sicht hellt sich auf

Dass Anleger diese Zahlen honorieren, zeigt auch die breite Streuung der Mittelzuflüsse: Im dritten Quartal haben mehr als zwei Drittel der Hedgefonds Mittelzuflüsse verzeichnet. Die Kombination aus Mittelzuflüssen – die im 3. Quartal auch erstmals wieder die Abflüsse überstiegen – und Wertzuwächsen der Assets, sorgt auch dafür, dass sich die Branche viel schneller erholt, als von vielen Experten jemals für möglich gehalten wurde: Neben den Mittelzuflüssen sorgte der Wertzuwachs dafür, dass das verwaltete Vermögen im 3. Quartal auf 1,53 Billionen US-Dollar anstieg – von 1,43 Billionen im 2. Quartal. Nach Einschätzung der Deutschen Bank wird das Anlagekapital der Branche Ende 2010 bereits die Marke von zwei Billionen US-Dollar überschreiten und damit ein neues Rekordvolumen erreichen. Das bislang höchste Volumen war im Juni 2008 mit 1,93 Billionen Dollar erreicht worden. Führt man sich vor Augen, dass die Investoren nach dem Crash im letzten Jahr mehr als 152 Milliarden US-Dollar aus der Industrie abgezogen haben, wird deutlich, wie schnell sich die – vielfach schon totgesagte – Branche zu neuem Glanz emporschwingen konnte.

Original oder Derivat?

Für Privatanleger stellt sich meist die Frage, wie diese Anlageklasse im Portfolio abgedeckt werden kann. Denn sie haben in der Regel nicht die Möglichkeit, direkt in Hedgefonds zu investieren. Daher sind Zertifikate- Konstruktionen auf diesem Gebiet besonders attraktiv. Dazu trägt auch bei, dass Zertifikate besonders einfach und bequem über die Börsen zu handeln sind, und so die bei Hedgefonds sonst üblichen Beschränkungen umgangen werden können: Sie sind nämlich in der Auswahl und der Gewichtung der eingesetzten Hedge- fonds- und Managed-Futures-Strategien sowie deren Manager frei. Darüber hinaus können sie ihre Investments durch die Aufnahme von Fremdkapital hebeln. Genau dieser große Freiheitsgrad hat den Erfolg der Hedgefonds überhaupt erst ermöglicht.

Fondsmantel wird populär

Die für Privatanleger hierzulande zugänglichen Zertifikate beziehen sich häufig auf einen Korb verschiedener Hedgefonds oder einen Hedgefonds-Index. Das Prinzip ähnelt dem eines Dachfonds, der seinerseits Anteile an mehreren verschiedenen Fonds hält. Allerdings sollten sich potenzielle Käufer auch darüber im Klaren sein, dass es sich – im Gegensatz zur Fondslösung – nicht um ein Sondervermögen handelt. Der Preis für die größere Liquidität und Handelbarkeit ist also das größere Risiko im Insolvenzfall. Da dieser Umstand mit der Pleite der Investmentbank Lehman deutlich stärker in das Bewusstsein der Marktteilnehmer getreten ist, verkaufen mittlerweile jedoch immer mehr Anbieter ihre Produkte im Mantel eines regulierten Investmentfonds. Wie real das Risiko eines Ausfalls auch bei einem Dach-Hedgefonds-Zertifikat ist, zeigt der Fall der insolventen Benchmark Capital Management. Seit zehn Monaten vertröstet die Commerzbank Anleger des Alternative Opportunities Fund, die ihre Anteile zurück gegeben hatten. Experten sprechen im Zusammenhang mit der Fondslösung mittlerweile vom größten Trend der Hedgefonds- Branche. Zu den Anbietern – die auf diese Weise ein besseres Image erlangen möchten – zählen auch zahlreiche große anglo-amerikanische Anbieter, wie etwa die Man Group und Töchter von JP Morgan. Allerdings ist dies nicht einfach eine Frage der schöneren Verpackung. So kommt es für etliche Hedgefonds gar nicht infrage, sich nach den Regulierungsbestimmungen für Publikumsfonds zu richten. Dies liegt schlicht daran, dass viele ihrer Anlagestrategien mit Publikumsfonds gar nicht umgesetzt werden können. So sind herkömmliche Fonds an strikte Vorgaben gebunden, wenn es um zusätzliche Kreditaufnahme, Short-Selling und den Einsatz von Derivaten geht.

Objektive Auswahlkriterien

Neben den weichen Faktoren gibt es jedoch auch Kennzahlen, die den Erfolg eines Fonds nicht nur mess-, sondern vor allem auch mit anderen Anlageformen vergleichbar machen. Zwischen 1994 und 2004 lagen die jährlichen Durchschnittserträge von Hedgefonds durchgehend höher als bei Aktien oder Anleihen und dies bei einer deutlich niedrigeren Schwankungsbreite als bei Aktien. Damit weisen viele Hedgefonds ein besseres Chance-Risiko-Profil auf als normale Aktienfonds oder Aktienfonds-Indizes. Wie aus einer im September veröffentlichten Studie von Absolut Research hervorgeht, weisen die wichtigsten investierbaren Hedgefonds-Indizes für den turbulenten Zeitraum Oktober 2008 bis September 2009 (HFRX Global Hedge Fund Index; Credit Suisse - Tremont Blue Chip Index Hedge Fund; Greenwich Investable Index) eine Volatilität zwischen 10% und 13% auf – und liegen damit beispielsweise deutlich unter der des DAX.

Fazit

Für den Anleger ist neben der Rendite, die natürlich auch stimmen muss, daher noch ein anderer Aspekt von Bedeutung: Breit diversifizierte Dach-Hedgefonds- Zertifikate sind nämlich gar keine Performancewunder, sondern eher konservative Produkte. Diese Aussage mag zunächst überraschen, doch zahlreiche Studien belegen, dass durch die Beimischung von Hedgefonds das Risiko- Rendite-Profil eines Portfolios optimiert werden kann. Ins Depot gehören Dach- Hedgefonds daher nicht vorrangig wegen hoher Erträge, sondern weil sie – in normalen Marktphasen – wenig mit anderen Anlageklassen korrelieren und daher das Gesamtrisiko des Depots senken.