Bundebank warnt: Sparkassen und Volksbanken stehen vor großen Verlusten
Ausgerechnet bei den die kleineren Banken verbergen sich die größten Risiken, rechnet die Bundesbank in ihrem Stabilitätsbericht vor. Schon jetzt gebe es massenhafte Wertberichtigungen bei Sparkassen und Volksbanken. Inzwischen seien die dafür eingerichtete Reserven aufgebraucht. Rote Zahlen bei den Sparkassen sind aber schlecht für jene Gemeinden, die von deren Gewinnen leben.
Ausgerechnet bei den die kleineren Banken verbergen sich die größten Risiken, rechnet die Bundesbank in ihrem Stabilitätsbericht vor. Schon jetzt gebe es massenhafte Wertberichtigungen bei Sparkassen und Volksbanken. Inzwischen seien die dafür eingerichtete Reserven aufgebraucht. Rote Zahlen bei den Sparkassen sind aber schlecht für jene Gemeinden, die von deren Gewinnen leben.
Die Bundesbank warnt vor erheblichen Verlusten, die Sparkassen und Volksbanken in den nächsten Monaten einfahren könnten. Der Grund ist der Zinsanstieg, der langlaufende günstig ausgegebene Kredite unwirtschaftlicher macht, sowie Bewertungsverluste in den Wertpapierbeständen der Banken. „Die Zinsänderungsrisiken liegen damit im Finanzsystem und machen die Banken verwundbarer gegenüber einem Zinsanstieg“, sagte Bundesbank Vizepräsidentin Claudia Buch.
In ihrem jüngst veröffentlichten Finanzstabilitätsbericht schreiben die Autoren der Bundesbank, die auch für die Bankenaufsicht zuständig ist, dass Abschreibungen inzwischen das Kernkapital der Volksbanken und Sparkassen schmelzen lasse. „Stille Bewertungsreserven verhinderten dabei deutlich höhere Verluste.“ Inzwischen seien diese Reserven jedoch aufgebraucht. „Weitere Wertverluste würden unmittelbar zu entsprechenden Abschreibungen und Verlusten führen“, warnt die Bundesbank. Passiert das, bekommen Gemeinden, für die die Sparkassengewinne eine verlässliche Größe im kommunalen Haushalt sind, ein Problem. Es steht weniger Geld für öffentliche Ausgaben zur Verfügung, was die Bürger zu spüren bekommen.
Es rückt damit eine Situation näher, vor der der Frankfurter Finanzwissenschaftler Professor Ralf Jasny im Sommrr gewarnt hatte. Jasny hatte damals eine Studie veröffentlicht: „Was die Sparkassen mit ihren Kundengeldern machen?“ Darin hatte er die Bilanzen der deutschen Sparkassen untersucht. Sein Befund war alarmierend: Marktturbulenzen können bei einigen Sparkassen „nicht nur zur vollständigen Vernichtung der stillen Reserven in der Bilanz führen, sondern auch zur Notwenigkeit von Verlustausweisen bis hin zur Insolvenz“. Die Studie hatte damals erhebliche Kritik der Sparkassen provoziert, die dem Autor „falsche Fakten“ vorwarfen. Jasny sieht sich jetzt durch den Bundesbankbericht bestätigt. „Die Risiken werden von Sparkassenverbänden weiter unterschätzt – mit großen Auswirkungen auf die Gemeindehaushalte.“
Jasny und sein Team waren tief eingestiegen in das Treiben der Sparkassen vor Ort und förderten beunruhigende Details zu Tage: Sie entdeckten Sparkassen, bei denen der Anteil der börsennotierten Wertpapiere und Schuldverschreibungen deutlich mehr als die Hälfte der Bilanzsumme ausmachte. Entsprechend anfällig sind sie für Börsenschwankungen. Kursrückgänge an den Aktien¬märkten können diese Sparkasse sehr schnell, sehr ernsthaft in Gefahr bringen, warnte der Finanzwissenschaftler.
Ein Szenario wie in der Finanzkrise 2007/2008 mit Einbrüchen am Aktienmarkt von 50 Prozent und mehr, würde die Sparkasse mehrere 100 Millionen Euro kosten. Das allerdings sei Geld, das der kommunale Träger einer Sparkasse gerade in der derzeitigen Wirtschaftskrise sicher für die Bewohner in seinem Ver¬waltungsgebiet gut in der Gemeindearbeit einsetzen könnte. „Aber nicht nur das: Rückgänge aus den Kapitalmarktgeschäften können zu einem reduzierten Gewinnausweis führen, was für die Träger verminderte Gewerbe¬steuereinnahmen bedeutet“, schrieb Jasny.
Aufgrund der Verbundhaftung unter den Sparkassen und Landesbanken droht allerdings für die Kunden so schnell kein Ungemach. Ein einzelnes Institut wird im Zweifelsfall von anderen aufgefangen und die Kundeneinlagen sind nicht in Gefahr. Dennoch hält der Finanzwissenschaftler die einseitige Tendenz Richtung Aktien, die sich bei einigen Sparkassen abzeichnet, für krasse Fehlentwicklungen.
Wieso - das macht er in seiner Studie an zwei Punkten deutlich: Erstens erfüllten jene Sparkassen, die sich vor allem im Wertpapiergeschäft tummelten, den im Sparkassengesetzt festgehaltenen öffentlichen Auftrag nicht, der sie an sich verpflichtet, als Kreditinstitut in einer Region den Menschen dort zur Verfügung zu stehen. Und zweitens fragt sich Jasny, welche Managementleistung eigentlich dahintersteckt, wenn eine Sparkasse und ihr in der Regel mit mehr als 300 000 Euro Jahresgehalt bedachter Vorstand das Geld der Kunden in von anderen gemangten Fonds verpacke.
Oliver Stock
Lesen Sie auch: Biogen sticht Roche aus: Alzheimer-Medikament vor Zulassung