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STADA: spekulativer Kauf!

Auch die Aktie des Generikaherstellers STADA musste in den vergangenen Monaten ordentlich Federn lassen. In der ersten Jahreshälfte 2008 noch relativ wacker geschlagen, brach der Kurs seit Juli kräftig ein. In der vergangenen Woche gehörte das Papier innerhalb des MDAX lange Zeit zu den größten Gewinnern. Die positiven Nachrichten vom Freitag der Vorwoche, könnten zunächst nachgewirkt haben, bevor dann auch hier der Kurs wieder zurückkam.

BÖRSE am Sonntag

Das Unternehmen hat bei der jüngsten Ausschreibung der Krankenkasse AOK für Arzneimittelrabatte eigenen Angaben zufolge gut abgeschnitten. Sollte sich die angekündigte Entscheidung der AOK im weiteren Vergabeverfahren als rechtssicher erweisen, kann STADA nach den vorliegenden vorläufigen Ergebnissen mit insgesamt 40 neuen Rabattverträgen für insgesamt 11 Wirkstoffe in Deutschland rechnen.

Von dem bisher von der AOK für eine Zusage insgesamt vorgesehenen Jahresumsatzpotenzial von etwa 902 Mio. Euro sollen STADA-Vertriebsgesellschaften damit Zuschläge von rund 159 Mio. Euro erhalten. Dies entspricht einem Anteil von etwa 18%. Der bisherige Marktanteil liegt den Angaben zufolge bei unter 12%. STADA erwartet bei Abschluss der Rabattverträge sehr deutliche Absatzund Umsatzsteigerungen, allerdings mit reduzierten Margen. Ob die Zuschläge so zustande kommen, wie jüngst berichtet, bleibt jedoch abzuwarten. Wie andere Konkurrenten in der Branche, rechnet das Unternehmen mit Rechtsstreitigkeiten über die Vergabepraxis der AOK und behält sich auch eigene rechtliche Schritte vor. Daher kann laut Vorstand aus heutiger Sicht nicht beurteilt werden, ob und wann einzelne oder alle von der AOK zurzeit vorgesehenen Rabattverträge in Kraft treten. Damit bleibt also ein Risiko, dass sich die eigentlich gute Nachricht womöglich nicht in Gänze bewahrheitet.

Günstige Generika

Dies spielte zuletzt aber wohl eher eine untergeordnete Rolle, und die Investoren hoffen weiterhin auf gute Geschäfte. Basis dafür ist das Geschäftsmodell. STADA konzentriert sich im Gesundheits- und Pharmamarkt auf die Entwicklung und Vermarktung von Produkten mit patentfreien pharmazeutischen Wirkstoffen. Die Hessen betreiben dabei mit Blick auf Kosten und Risiken bewusst keine eigene Forschung sondern setzen auf Präparate, die ohne gewerbliche Schutzrechte zugänglich sind. Diese sogenannten Generika sind meist preisgünstiger, weshalb sie auch bei Konsumenten oder dem staatlichen Gesundheitswesen gern als Alternativen genommen werden und somit den konventionellen Pharmakonzernen das Leben schwer machen. STADA setzt mit seiner Strategie dabei weltweit auf wachsende Märkte und verfügt über ein internationales Netz lokaler und somit marktnaher Vertriebsgesellschaften.

Gewinnwarnung im Juli

Die Rechnung geht auf und seit Jahren wächst der Konzern. Der Trend dürfte auch 2008 anhalten, wenngleich die Gesellschaft Ende Juli bei Vorlage der Halbjahresbilanz mit einer Umsatz- und Gewinnwarnung überraschte und damit die Talfahrt der Aktie auslöste. Seinerzeit wurde auf den deutschen Markt verwiesen, der sich weiter als Problemfall erweist. Grund ist, dass der Verkauf der günstigen Nachahmerpräparate inzwischen wesentlich über Rabattverträge mit den Krankenkassen geregelt ist. Das Unternehmen sprach daher von einer gedämpften Wachstumsdynamik für die nächsten Monate und der Vorstand ließ offen, ob ein zweistelliges Umsatzplus erreicht werden kann. Zudem kündigte er an, dass der Konzerngewinn zwar den durch negative Einmaleffekte belasteten Vorjahreswert von 105,1 Mio. Euro erneut prozentual deutlich zweistellig übertreffen, den um diese Sondereffekte bereinigten Überschuss von 146,8 Mio. Euro aber nicht erreichen wird. Die Investoren reagierten entsprechend verschnupft.

Anzeichen für positive Trendwende

Bei Vorlage der Neunmonatsbilanz Mitte November sah es indes schon wieder etwas freundlicher aus. Der gegen den anhaltenden Preis- und Margendruck im Geschäft mit Nachahmermedikamenten kämpfende Konzern sprach von einer Nachfragebelebung im Heimatmarkt und sieht hier im dritten Quartal Anzeichen für eine positive Trendwende. Firmenlenker Hartmut Retzlaff bekräftigte zudem die im Juli abgegebene Umsatz- und Gewinnprognose für das laufende Jahr und zeigte sich vor dem Hintergrund eines unverändert schwierigen Umfelds in einigen nationalen Märkten mit der aktuellen Geschäftsentwicklung zufrieden. Im Zeitraum Januar bis September kletterte der Umsatz um 13% auf 1,23 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) legte um 15% auf 151 Mio. Euro zu. Der Nachsteuergewinn stieg um 18% auf 82 Mio. Euro. Bereinigt um einmalige Sondereffekte im Vorjahr ging der Überschuss indes um 2% zurück.

Signifikantes Wachstum angestrebt

Für die nächsten Jahre sieht STADA nun unverändert gute Chancen, ungeachtet des weiterhin herausfordernden Umfeldes, erneut signifikantes Wachstum bei Umsatz und Ertrag zu erzielen. Basis dafür ist weiterhin die strategische Fokussierung auf Wachstumsmärkte sowie die bewährten operativen Stärken des Konzerns. Außerdem bekräftigte der Vorstand die Absicht, auch weiter über Zukäufe wachsen zu wollen.

Fazit:

Der Generikahersteller hat ein gutes Geschäftsmodell, litt aber zuletzt unter Problemen auf dem Heimatmarkt sowie dem zunehmenden Preisdruck. Mit den jüngst vorgelegten guten vorläufigen Ergebnissen bei der AOK-Ausschreibung scheint sich jedoch eine Besserung in dem größten Einzelmarkt Deutschland einzustellen. Zwar ist der Abschluss einerseits noch nicht sicher, andererseits dürften die Vereinbarungen für anhaltenden Margendruck sorgen, dennoch könnte STADA damit den Marktanteil in Deutschland zumindest verteidigen, was aus strategischer Sicht positiv zu beurteilen wäre. Dieser Punkt könnte der Aktie womöglich weiteren Auftrieb geben, und zusammen mit den langfristigen Aussichten sind derzeit spekulative Käufe erwägenswert. Zum Timing bietet sich die Charttechnik an.

Charttechnisch betrachtet

Nachdem sich der Kurs zuletzt von seiner Unterstützungszone im Bereich von 18,60 bis 18,00 Euro nach oben absetzen und dabei auch die mittelfristige Abwärtstrendlinie (Verbindung der Zwischenhochs von August und Dezember 2008) überwinden konnte, hatte er in der vergangenen Woche nun an der kurzfristigen Hürde angeklopft. Sie resultiert aus dem Zwischenhoch von Anfang Dezember bei 21,59 Euro, konnte aber zunächst nicht überwunden werden. Charttechnisch orientierte Investoren ziehen spekulative Long-Positionen mit einem ersten Kursziel von etwa 25,50 Euro daher erst in Erwägung, wenn dieser Widerstand auf Tageschlusskursbasis geknackt wurde. Anschließend sollte eine Absicherung mittels Stop-Loss knapp unter der Hürde von 21,59 Euro vorgenommen werden. Anleger, die langfristig auf dem aktuellen Niveau bei STADA einsteigen, sollten ihre Position spätestens im Bereich von 17,50 Euro absichern.

OPTIONSSCHEIN-TRADING

Investoren, die sich der Risiken bewusst sind, können versuchen, mögliche Kurssteigerungen mit Derivaten zu hebeln. Auf den Basiswert STADA gibt es dazu auch eine recht große Auswahl an Hebelzertifikaten. Davon interessant ist beispielsweise der WAVE XXL Call der Deutschen Bank. Ausgestattet mit einer theoretisch unbegrenzten Laufzeit liegt die Knock-out- Schwelle aktuell bei 15,45 Euro und damit unter unserem bevorzugten Stop-Loss auf Aktienkursbasis von 17,50 Euro. Der Hebel beträgt aktuell etwa drei.